von tessa(YCH) am 24. April 2003 08:20
Hallo Frieda.
: Ich denke, die meisten Erstkäufer haben keine Ahnung. Ich glaube auch nicht das es Absicht ist, sich nicht zu informieren.
Das glaube ich weniger.
Natürlich gibts auch Leute, die blauäugig an die Sache herangehen, aber leider gibts auch sehr viele von denen:
Die Leute wollen einen Hund! Einen Rassehund! Keinen Landstraßenmix, dafür geht man ins Tierheim...
Der Rassehund darf aber nicht teuer sein. Außerdem stellen Züchter unangenehme Fragen... die wollen doch glatt wissen, wie lange der Hund allein bleiben würde und ob man überhaupt Zeit und Lust hat, sich zu kümmern...
Da geht man doch lieber in die nächste Rassehundevermehranstalt, wo alles so schön sauber ist und in jeder Schweinebox Hundewelpen sitzen und sucht sich da einen aus. Bezahlen, mitnehmen. Keine Fragen, Papiere bekommt man mit und hat seinen Rassehund billiger als beim Züchter.
Was meinst Du, wie viele Leute bei meiner Züchterin anrufen und sich erkundigen - und dann... wenn sie den Preis gehört haben und dass sie vorher ein paar Mal kommen müssen und auch was von sich erzählen müssen etc. pp.
Was meinst Du, wie viele von diesen Leuten wir dann mit genau dieser Rasse auf dem Hundeplatz wieder treffen... Plötzlich haben sie einen Dobermann und der war ja viel billiger und züchten will man ja nicht, da sind Papiere ja nicht wichtig und unangenehme Fragen wurden auch nicht gestellt.
Ja, krank war der Hund, aber ist wieder in Ordnung - nur klar kommen sie mit dem Hund nicht und da soll der Verein jetzt einspringen und das wieder gerade biegen...
: Und die Schuld liegt nicht nur bei den Welpenkäufern, sondern auch bei den Züchtern.
Nicht bei seriösen Züchtern.
Beim Hundehandel, der verboten gehört.
: Deshalb plädiere ich auch für den Hundeführerschein mit Informationen für den Welpenkauf.
Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu!
: Ich denke nicht, daß das am Preis liegt, denn dann können sie sich einen Mischling für 100 Euro kaufen.
Die meisten Vermehrer-Käufer wollen aber einen "richtigen" Hund. Einen echten Rassehund! Nur eben nicht so teuer!
Außerdem hätten sie im Tierheim und beim seriösen Züchter unter Umständen gar keinen Hund bekommen (Vollzeitberufstätig, keine Vermietererlaubnis, etc.).
Ich kenne wirklich einige solcher Fälle!
: Die Papiere waren von vorne bis hinten erlogen
: Wie soll das ein Laie sehen?
Das stimmt schon. Die Leute sind immer völlig entsetzt, wenn wir sie dahingehend aufklären, dass diese Papiere, auf die sie so stolz sind, als Abwischblatt aufs Klo gehören.
Ein besonders enttäuschter hat besagten Dobi-Rotti-Mix auch postwendend weggegeben - er wollte einen "echten" Dobermann und sonst nix. Wir haben den Hund in Vereinskreisen in gute Hände vermitteln können.
: Wenn solche Sachen in den Medien breitgetreten werden würden, dann... Werden sie aber nicht, schade.
Wird ja von Zeit zu Zeit. Es laufen ja auch diverse Verfahren.
Aber juristisch kann man denen nix. Die sind ja nicht blöd. Das muss endlich verboten werden.
:
: Denke mal zurück, als du den ersten Hund gekauft hast. Wusstest du über all diese Sachen bescheid?
Ja!
Mein erster Dobermann war ein von meinen Eltern erbettelter Hund aus dem Tierheim, da war ich 9. Er hat mich 14 Jahre meines Lebens begleitet.
1993 (da lebte mein erster Hund noch, war aber schon alt - 11 Jahre - und mit ihm konnte ich natürlich nicht auf dem Hundeplatz mitmachen) bin ich in den DV eingetreten, habe Veranstaltungen besucht (Leistungsprüfungen, Zuchttauglichkeitsprüfungen, Körungen, Zuchtschauen), Hundeplätze besucht, verschiedene Züchter kontaktiert, mich mit der Zucht, den einzelnen Linien, Krankheiten etc. auseinandergesetzt und Unmengen Literatur rund um den Dobermann verschlungen.
Mein erster eigener Dobermann folgte 1997 vom Züchter, 14 Tage nachdem besagter erster im Alter von ca. 15 Jahren verstorben war.
Vom ersten Tag an war ich mit meinem Welpen auf dem Hundeplatz (nein, mein Hund ist kein Sportgerät), habe ihn überall mit hin genommen... und heute ist er ein Traumhund!
Mein zweiter Dobi ist ein Second-Hand-Hund, zwar auch vom Züchter - dieser hat den Hund aber zurückgekauft, nachdem er im ersten Zuhause in schlechten Händen gelandet war (man kann den Leuten nur vor den Kopf gucken) und dann habe ich sie genommen. Sie ist isoliert aufgewachsen und nicht sozialisiert worden. Es ist schwierig mit ihr, aber ich arbeite daran.
Mein nächster Dobi wird ebenfalls ein Hund mit Vergangenheit sein, auf jeden Fall aus dem Tierheim oder von der Dobermann-Hilfe.
Aber das hat hoffentlich noch Zeit.
: Ich verurteile die Züchter und nicht die Welpenkäufer.
Nicht die Züchter, die Vermehrer. Aber teils sind die Welpenkäufer wirklich selbst schuld.
: Allerdings, wären die Käufer besser aufgeklärt, würden diese Züchter keine Käufer mehr finden.
Tja - wie schon beschrieben. Manchen Leuten ist es so, wie es da ist, gerade recht.
Nicht allen, es gibt ja wirklich ahnungslose Leute, die da echt drauf reinfallen - aber eben auch andere.
: Also: Hundeführerschein mit Informationen.
Vollste Zustimmung. Rasseunabhängig und möglichst vor der Anschaffung eines Hundes abzulegen.
Gruß
tessa