von Antje(YCH) am 04. Januar 2000 15:07
Hallo Reinhold,
: Mir als Nicht-SchH-Sportler stellt sich mir immer wieder die Frage:
:
: Wozu brauchen wir in unserer Gesellschaft Hunde mit "Kampftrieb",
: wenn nicht ausschließlich für SchH-Prüfungen?
Hallo Reinhold,
ich setze bei jedem Hund voraus, daß er willens und dazu in der Lage ist, sein und mein Revier und sich und mich zu schützen, notfalls auch bei direkter Bedrohung, soweit er körperlich dazu in der Lage ist, unabhängig von der Rasse. Ein anderer Hund wird bei mir niemals auf dem Sofa liegen, und solange Du nicht vorhast, Dir unberechtigt Zutritt zu meiner Wohnung zu verschaffen dürfte Dich das auch nicht weiter stören. Soviel zu meinen privaten Beweggründen. Warum ich gerade SchH-Sport betreibe und eine Schutzhundrasse züchte, liegt vielleicht auch daran, daß ich mich schon immer für die Arbeit der Diensthunde bei Polizei, Zoll und BGS interessiert habe. So orientiere ich mich in der Zucht auch stärker am Diensthundegeschehen als an den Ergebnissen des SV-Siegerprüfung.
Ich denke, es steht keinem von uns zu, andere Rassen mit Eigenschaften, die man bei seinem Hund u.U. selbst nicht schätzen würde, in Frage zu stellen. Wenn es nach mir ging, würde es dann keine meerschweinchengroßen Hunde geben, keine Hunde mit übermäßigem Fellwachstum, keine Hunde, die mehr Angst als Vaterlandsliebe besitzen, keine Riesenhunde usw.; ich persönlich weiß auch nicht, wozu man in unseren Breiten Schlittenhunde, Herdenschautzhunde usw. benötigt, die Fahrt zum Bäcker kann ich mit dem Fahrrad oder Auto erledigen und Schafe, die gegen Wölfe und Bären geschützt werden müssen hat kaum jemand von uns. Trotzdem billige ich jedem "seine" Rasse zu, mit allen Eigenschaften, die ich selbt mag oder nicht mag, und stelle keine Rasse oder Rasseeigenschaft in Frage.
Im Hinblick auf die privaten Gebrauchshundezüchter ist zu erwähnen, daß die diensthundehaltenden Behörden fast ausschließlich auf Hunde aus diesen Zuchten angewiesen sind und sich das System der Zuchttierselektion über die SchH-Ausbildung dabei nun mal bestens bewährt hat. Das einige Behörden inzwischen vermehrt Hunde aus Belgien, den Niederlanden und der Tschechei ankaufen liegt nicht daran, daß die Selektion über die SchH-Ausbildung grundsätzlich falsch ist, sondern in diesen Ländern einfach härter betrieben wird. Dort diskutiert man sich über bestimmte Zucht- und Ausbildungspraktiken nicht den Mund fusselig so wie hier.
Viele Grüße
Antje