von Bianca(YCH) am 30. April 2002 23:00
:Hallo Klaus,
Du schreibst:
es kann doch nicht das ganze Leben mit Leckerchen gehen? .....
Das kann ich absolut nicht nachvollziehen, denn es ist alles eine Sache der Auslegung. Einer meiner Hunde, der 8 Monate auf der Straße gelebt hat, bekommt keine Leckerchen (= heißt ja in Deinem Fall Bestechung), sondern SEIN FUTTER! Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Dieser Hund mußte vorher, um an Futter zu gelangen, viel dafür tun, um an welches zu kommen. Somit war er beschäftigt und hatte sicherlich eine gute Aufgabe. Und genauso verhalte ich mich auch: Es gibt nichts umsonst bzw. eben nur teilweise. Die morgendliche Ration erarbeiten sich meine Hunde über den Tag hinweg, die abendliche Ration gibts aus dem Napf, wobei ich eher zweiteres als ersteres streichen würde. Dieser Hund hat übrigens unter ziemlich harten Voraussetzungen seine 8 Monate dort überlebt, sicherlich nicht mehr lange, aber immerhin, ob es sich jetzt um einen dominanten Hund handelt, sei mal dahingestellt, jedenfalls hat dieser Hund es geschafft, zumindest so weit zu kommen, denn nur die Stärksten kommen durch, so hat es die Natur vorgeschrieben. Das dieser Hund sehr eigenständig WAR, brauche ich sicherlich nicht zu erwähnen. Ausgetestet hat sie sich auch (ist übrigens auch normal), aber da ich ein Schnellmerker bin, ist ihr dieses auch immer nur höchstens ein Mal gelungen, beim nächsten Mal war ich schlauer. Meine Waffen sind also eindeutig meine Überlegenheit und meine Voraussicht. Vor allem, was machst Du mit einem "Newcomer", der 50 Kilo auf die Waage bringt und der Dich in Frage stellt? Ich würde mich niemals mit einem solchen Hund körperlich messen wollen, denn der hat schöne weisse Zähnchen vorne, mit denen ich keine Bekanntschaft machen möchte, schon gar nicht als Fremder, der ich ja für den Hund anfangs bin, eine Schwäche würde ich allerdings auch niemals zeigen, Ignoranz zähle ich übrigens nicht dazu, da man dieses auch sehr oft im Verhaltensrepertoire beobachten kann. Mein "Vorbild" ist meine große Hündin, denn die bewährt sich bestens in Hunderudeln, was hätte die für einen Stress, wenn sie sich erst einmal mit jedem einzelnen messen müsste, um Akzeptanz zu bekommen. Ich denke, das hat ein solcher Hund überhaupt nicht nötig und verschwendet keine unnötigen Energien. Sicherlich stellt sie auch Situationen her, um Grenzen zu setzen, dabei kommt aber in den seltensten Fällen ein Körperkontakt zustande und ich glaube nicht, dass wir nur unterwürfige Hunde antreffen, mit denen sie leichtes Spiel hat. Ich glaube, in den 6 Jahren hatte sie ein/zwei Mal eine Auseinandersetzung, das wars! Auf den Rücken hat sie sich übrigens noch nie gelegt!
Und übrigens: Es geht sicherlich nicht darum, zum Hund ständig lieb und nett zu sein, dass sind bestimmt keine guten Führerqualitäten.
Wenn man mit 15 Hunden unangeleint unterwegs ist, 13 preschen zu dem anderen Hund, obwohl es überall schreit, scheppert und rappelt, Deine 2 bleiben aber bei Dir, dann ist mir das sicherlich eine Belohnung, Jackpot oder auch Bestechung wert. Wie man es nennt, ist mir persönlich relativ wurscht und die Motivation, warum meine Hunde bei mir bleiben, eigentlich auch. Entscheidend ist das Resultat! Und natürlich habe ich anfangs bei Adam und Eva angefangen, die Anforderungen werden immer höher, wenn es was gibt, denn das ist schliesslich auch der Sinn und Zweck.
Natürlich schleppe ich nicht immer Futter mit, es gibt auch Tage, wo ich es einfach vergesse, dann können sie sich dieses auf dem Hof suchen und was soll ich sagen: Die Hunde gehorchen trotzdem, warum auch nicht, denn die Erwartung ist sicherlich so, dass es etwas geben KÖNNTE.
Mir geht immer die Hutschnur hoch, wenn ich solche Sätze lese, denn es soll doch jedem selber überlassen werden, wie er zu seinem Ziel kommt, das hat auch überhaupt nichts mit dem Charakter des Hundes zu tun, sondern eher mit den Lerntheorien und jetzt sag nicht, dass diese nicht auf jedes Lebewesen zutreffen. Das soll aber ebenfalls nicht heißen, dass ich meinen Hund nicht schon einmal am Wickel gepackt habe, weil er beispielsweise doch die Treppe hochwollte, obwohl ich "Warte" gesagt habe, passiert aber dann eben auch kein zweites Mal, müsste ich dieses 50 Mal machen, sollte ich die Vorgehensweise vielleicht noch einmal überdenken.
Wenn mich ein Hund ständig austestet, muss es nicht unbedingt am Hund liegen, aber einfacher ist es wohl, auf diese Begründung zurückzugreifen!
Viele Grüße
Bianca