von Briard-Jutta(YCH) am 16. Dezember 1998 09:28
Liebe Mary,
ich gebe Dir völlig recht: Die Natur ist absolut nicht "dumm" - wenn man sie gewähren läßt. Davon kann aber bei der Zucht von Rassehunden absolut nicht die Rede sein. Es gibt eine ganze Reihe rassebedingter Krankheiten und Probleme, die züchterisch entstanden und auch nur züchterisch wieder behoben werden können.
Die Natur kann aber nur dann funktionieren, wenn der Mensch sich absolut aus allem raushält, und zwar dauerhaft. Wildhunde, die mehrere Generationen wild gelebt haben, passen sich zunehmend ihren Lebensbedingungen an. Kranke oder sonstwie geschädigte Hunde überleben einfach nicht. Entweder sterben sie von sich aus früh oder sie werden von ihren Artgenossen getötet. Das ist quasi die "züchterische" Auslese der Natur. Sobald aber der Mensch irgendwie in diesen Ablauf eingreift, klappt die natürliche Selektion nicht mehr.
Es ist also auch ein Gerücht, daß Mischlinge grundsätzlich "gesünder" als Rassehunde sind. Entscheidend ist die Frage, aus welchen Elterntieren die Mischlinge entstehen, und ob die Natur dann lange genug Zeit hat, ihre Auslese zu vollziehen. Ein Mischling ist nicht automatisch gesund, nur weil er ein Mischling ist. Paaren sich beispielsweiser ein tauber oder blinder Hund und ein gesunder, so wird das Gen, das für den Schaden verantwortlich ist, weitervererbt. Vielleicht tritt der Schaden gar nicht gleich in der ersten Generation auf, aber irgendwann kommt er zum Vorschein. Wird nun ein tauber oder blinder Hund wild geboren, hat er null Chance, zu überleben und kann sich demzufolge auch nicht fortpflanzen. Auf diese Art und Weise wird der Schaden nach und nach verschwinden - wenn nicht mitleidige Menschen sich des kranken Hundes annehmen.
Die Hunde in Spanien sind im übrigen keine Wildhunde sondern verwilderte Haushunde. Mit ihrer Gesundheit ist es bei weitem nicht so gut bestellt, wie Du glaubst, da diese Hunde immer wieder "Zuwachs" durch ausgesetzte Haushunde bekommen. Seuchenartige Infektionskrankheiten wie die Staupe sorgen dafür, daß die überlebenden Hunde schwerste Folgeschäden davontragen (Taubheit, Blindheit, Nervenschäden..).
Ich halte es generell für unverantwortlich, Hunden (egal ob Rassehund oder Mischling), die unkontrollierte Fortpflanzung zu ermöglichen. Bei uns sind die Tierheime voll von diesen Geschöpfen, die keiner will, in südlichen Ländern fristen sie zum Großteil ein jämmerliches Dasein zwischen Verhungern und Getötetwerden. Das hat in meinen Augen auch nichts mehr mit Natur zu tun, da die tatsächlichen natürlichen Lebensbedingungen nicht vorhanden sind, die diesen wildlebenden Hunden eine gute Existenz ermöglichen würden.
Liebe Grüße,
Jutta