Extrem Handscheu :: Hundeerziehung + Soziales

Extrem Handscheu

von Yvonne(YCH) am 14. Mai 1999 12:16

Hallo zusammen

Ich arbeite in meiner Freizeit in einem Tierheim.
Arty ist unser kleiner Problemhund. Der mittelgrosse Mischlingsrüde
wurde zusammen mit zwölf anderen Hunden in Italien auf einem Hof
gehalten. Wir vermuten der Halter hat diese Hunde geschlagen, denn alle
drei Hunde, welche wir aufgenommen haben weisen die gleiche Scheu von
Menschen auf.

Nun Arty hat so eine panische Angst vor uns 'Menschen' dass auch gutes
Zureden oder Leckerli nichts bringen. Er lässt sich nicht gern anfassen,
geschweige denn anleinen. (Nur wenn wir ihn zu zweit einkreisen.)

Wir (die Hundelaufgruppe) würden gerne Arty den schönen grossen Wald
zeigen und ihn Samstags mit auf den Spaziergang nehmen.

Wie kann ich vorgehen, damit er mir vertraut?
Dazu muss ich noch eins erwähnen. Wir hatten ihn bereits mal draussen,
jedoch entwischte er uns aus dem Halsband und wir mussten ihn in einer
mühsamen Jagd wieder einfangen. In seine panischen Angst hat er mich
geschnappt, ohne Maulkorb konnten wir ihn nicht aus der Ecke holen.
Nach wie vor ist er Handscheu, jedoch interessiert es ihn schon was da
so läuft, vor allem wenn wir seine Hundefreundin Corry rausholen.
Arty ist bereits fünf Jahre alt und hat anscheinend nur schlechtes von
uns Menschen erfahren.
Ich möchte ihm helfen.

Wer hat Erfahrung mit solchen Hunden?

Danke bestens für die Info.

Gruss Yvonne

von Meggie(YCH) am 14. Mai 1999 14:15

: Hallo Yvonne,

ich arbeite ebenfalls ehrenamtlich in einem Tierheim und habe auch häufig mit
diesem Problem zu tun, wenn wir Hunde aus südlichen Ländern aufnehmen.

Wir haben die besten Erfahrungen gemacht, wenn sich zunächst nur eine feste Bezugsperson
(am besten weiblich, da die Tiere fast immer große Angst vor Männern haben) um den Hund
kümmert und sein Vertrauen gewinnt. Man muß den Tieren vor allem Zeit lassen, darf sie nicht
bedrängen, sie müssen von sich aus kommen und es klappt bei uns eigentlich immer recht schnell.
Wir setzen auch oft Homöopathie und Bachblüten ein, das hat auch schon sehr oft geholfen, oder
auch Tellington TTouch, der gerade bei sehr ängstlichen Tieren Wunder wirken kann.
Für den Einsatz von homöopathischen Mitteln müßte man noch ein bißchen mehr ins Detail gehen,
falls Du Interesse hast, kannst Du mich gern kontaktieren.
Ich kenne auch eine sehr gute TTouch-Practionerin in der Schweiz, die Adresse kann ich Dir
auch gern vermitteln.

Viel Erfolg
Meggie

von Martin + Mirko(YCH) am 14. Mai 1999 14:47

Grüß Dich Yvonne,

: Nun Arty hat so eine panische Angst vor uns 'Menschen' dass auch gutes
: Zureden oder Leckerli nichts bringen. Er lässt sich nicht gern anfassen,
: geschweige denn anleinen. (Nur wenn wir ihn zu zweit einkreisen.)

das hauptproblem ist, daß der hund erst die angstvollen situationen erlebt und daher gar keine motivation für die danach folgenden aufbauen kann. ohne motivation kann er aber sein verhalten nicht ändern.

: Wie kann ich vorgehen, damit er mir vertraut?

mit clickertraining hast du alle trümpfe in der hand. der hund kann im zwinger sein, sich dabei sicher fühlen. er wird für etwas belohnt (z.b. dich anschauen oder sich setzen), indem du ihm (nach dem click) das leckerle hineinwirfst. das click wird so zusätzlich zu einem sicherheitssignal. das wird später ganz wichtig. danach kannst du ihn frei in einen auslauf lassen, in dem du dich aufhältst und jede annäherung an dich und sei es von 10 auf 7 m mit click und einem leckerle bestärken. das kannst du dann immer weniger weit werfen. schließlich läßt du es in der hand liegen. wichtig ist, daß von dir keine aktivitäten ausgehen, ihn anzufassen. er wird bestärkt, aktiv kontakt zu dir aufzunehmen. wenn das gut klappt, kannst du ihn ganz beiläufig an der lefze entlang streichen und sofort C&B, wenn er nicht zurückzuckt. so kannst du ihn desensibilisieren. erst wenn du soweit bist, daß du ihn einige zeit (10 s) streicheln kannst, würde ich ihn anzuleinen versuchen. nimm ein geschirr. auch das umlegen kannst du üben wie beschrieben.
wenn er erst einmal draußen war, seine motivation hoch ist (auch andere hunde zu kontaktieren) dann wird das die bestärkung für´s ruhig stehen beim geschirr umlegen. ohne ruhe keine geschirr, ohne geschirr kein ausgang.
wenn du mich anmailst, schicke ich dir den bericht über einen hund mit dem ich das erfolgreich durchgeführt habe. seine verhaltenssymptome glichen denen, die du schilderst.
...
: Nach wie vor ist er Handscheu, jedoch interessiert es ihn schon was da
: so läuft, vor allem wenn wir seine Hundefreundin Corry rausholen.

das wird später seine größte motivation. solche hund sind aufgrund ihrer entwicklung meist hunde-hunde.

: Ich möchte ihm helfen.

und wir freuen uns, wenn wir dir dabei helfen könnten.

tschüß martin & mirko


von Tina(YCH) am 17. Mai 1999 14:07

Hallo Yvonne,

auch ich bin - zwar nicht mehr so häufig wie früher - als ehrenamtliche Helferin in einem Tierheim tätig.

Wir hatten auch schon eine so ängstliche Hündin, daß ich sie erst nach einer Woche in einem meiner Lieblingsgehege bemerkte. Sie hat aus der Ferne eine Stimme oder Fußstapfen gehört und ist in die letzte Ecke bzw. an den hinterletzten Baum des Geheges gehuscht. Ich hatte sie daraufhin SHY getauft.

Ich hatte sie nach 2 Monaten soweit, daß sie mit mir spazieren gegangen ist. Wir haben jeden Tag zusammen geübt - nicht zu viel - um sie nicht zu sehr zu belasten.

Ich hatte mich die ersten zwei Wochen auf einige Meter an sie herangeschlichten - ganz leise gesprochen - und ihr die ganze Zeit von "Gott und der Welt" erzählt habe. So hat sie gelernt mich und meine Stimme kennenzulernen.

Ab der dritten Woche rannte sie das erste mal nicht aus dem Hundehäuschen, sodaß ich ihr noch näher kommen konnte, ja ich konnte mich sogar neben sie setzen und habe wieder viel mit ihr gesprochen. Sowie sie eine andere Stimme hörte oder von etwas abgelenkt wurde war sie ruckzuck verschwunden.

In der vierten Woche konnte ich sie dann streicheln, ganz ganz ängstlich war sie, ab sie rannte nicht weg.

Das haben wir dann ca. 2-3 Wochen geübt und nach ca. 2 Monaten viel Geduld konnten wir das erste Mal spazieren gehen. Das war ein sehr großer Erfolg und ihr hat der Spaziergang sichtlich gefallen.

Und dann.... dann konnte sie in gute Hände vermittelt werden. Wie Du siehst, lohnte sich bei Shy der Aufwand. Ich hoffe für Euch, mit Arty habt ihr genauso viel Erfolg.

Ich würde auf jeden Fall nichts überstürzen, die Angst die er heute vor Menschen hat, kam mit Sicherheit auch nicht von heute auf morgen. Also bitte bitte viel Geduld und Liebe. Als Tip hätte ich noch, kein Halsband bei den ersten Spaziergängen sondern ein Geschirr, damit kann er Euch nicht entwischen. Nicht das er noch in ein Auto reinläuft, das wäre sehr schade.

Also viel Glück

wünscht Euch Tina


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