Hallo Anke!
:ich verfolge seit einiger Zeit die Diskussionen pro und contra diverser Erziehungshilfen. Du rätst immer wieder zum Geschirr statt Halsband, wenn ich richtig verstanden habe, damit man dem Hund nicht an seinem "sozialen Organ" Hals rumrupft, abgesehen von den organischen Schäden, die durch Leinenruck und ständiges Ziehen am Halsband entstehen. So weit so gut, und für mich nicht ganz neu. Spricht denn auch etwas gegen ein Halsband, wenn der Hund an loser Leine läuft und für mich Leinenrucke als Korrekturmittel nicht akzeptabel sind?
Hmmm... Ich denke, daß es unheimlich schwierig ist, einem Hund *nicht* am Hals herumzuzerren, wenn er ein Halsband trägt. Das würde nämlich vorraussetzen, daß der Hund schon wahnsinnig gut auf Dich fixiert ist und gehorcht, und unter anderem beim geringsten Druck am Hals stehen bleibt. Andererseits verlangt es auch vom Menschen eine ständige unglaubliche Konzentration. Um zu vermeiden, daß der Hund ins Halsband läuft, muß er ihn immer rechtzeitig ansprechen und sagen, wo und wie es weitergeht.
Klar, es sollte das Ziel sein, daß der Hund sich "ohne alles" vom Menschen allein durch Stimme und Gestik lenken läßt, aber da steckt eine Menge Arbeit dahinter, die ohne eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch die Leine kaum möglich wäre. Und da sollte die Leine eben besser am Geschirr befestigt sein.
So wie Du schreibst bist Du schon sehr sensibilisiert darauf, den Hals des Hundes zu schonen. Das ist schon einmal ein sehr guter Schritt. Für den "durchschnittlichen" Hundeführer (und dazu zähle ich mich) ist das Geschirr einfach eine wahnsinnige Erleichterung. Da kann man auch mal versehentlich rucken, ohne daß das ein Problem ist. Auch wenn der Hund meist frei läuft kann man ihn am Geschirr schnell festhalten, wenn es mal sein muß, und man verringert doch Agressionen, indem dem Hund, der z.B. mit einem fremden Artgenossen konfrontiert wird, nicht am Hals gedrückt und geruckt wird.
as Halsband dient eigentlich hauptsächlich zum Befestigen der Steuermarke etc und die Leine wird nur an der Straße eingeklinkt.
Es ist schön, daß Dein Hund schon so gut erzogen ist, daß Du sowohl auf ein Halsband, als auch auf ein Geschirr verzichten könntest. Manche Leute verwenden sowohl Halsband, als auch Geschirr, einerseits wegen der Marke etc, andererseits, damit man im Haus, wo der Hund ja kein Geschirr trägt, einen Griff für den aller äußersten Notfall hat.
:Natürlich könnte ich ihm draußen genauso gut ein Geschirr anlegen, nur hat er schon drei verschieden geschnittene, die er jeweils mit einer bestimmten Tätigkeit verbindet (Hetz-, Zug- und Fährtengeschirr).
Das ist schon eine besondere Situation bei Dir! Besonders interessant finde ich, daß Dein Hund sowohl mit dem Geschirr ziehen kann, als auch Fährtenarbeit machen kann. Wenn es auch sinnvoll für den Hund ist, für jede Arbeit ein spezielles Geschirr zu haben (so wird ihm gleich signalisiert, welche Art von Arbeit/Spaß von ihm erwartet wird), zeigt es sich doch, daß es nicht das spezielle Geschirr ist, daß den Hund auf die jeweilige Art handeln läßt. Es kommt einzig und allein darauf an, wie der Hund es gelernt hat.
Sorry, Ich bin da nicht so informiert: Wofür braucht es das Hetzgeschirr? Und in wieweit unterscheiden sich die Geschirre?
Naja, zurück zum Halsband: Ich denke, daß ich trotzdem noch ein weiteres Geschirr verwenden würde, für normale Spaziergänge. Aber wenn Dein Hund so ausgezeichnet erzogen ist, daß er überhaupt nicht zieht, und Du so diszipliniert bist, daß Du nicht immer wieder am Hals herum ziehst, wird Dein Hund vermutlich keine psychischen oder physischen Probleme bekommen.
Also, jetzt muß ich aber noch hinzufügen, daß ich keine Ausbilderin oder ähnliches bin. Ich bin ziemlich unbegabt, wenn es darum geht, irgendemandem irgendwas zu erklären... Ich habe mir nur in den letzten Jahren im Umgang mit Tierheimhunden so meine Gedanken gemacht, und möchte die Geschirre nicht mehr vermissen (und das sage ich nachdem ich viele Jahre lang Hunde an Würgern, später an anderen Halsbändern ohne Zug, geführt habe. Ja, ich habe auch Stachelwürger ausprobiert und dabei festgestellt, daß das nicht der richtige Weg ist.) )
.S. Das von Dir empfohlene Buch "Hund und Mensch im Zwiegespräch" werde ich bei passender Finanzlage als nächstes anschaffen.
Es lohnt sich bestimmt. Im Vergleich zu anderer Hundeliteratur ist es mit 34 DM auch gar nicht sooooooo teuer (naja, es reicht). Bedenke übrigens, daß das Buch geschrieben wurde, bevor man in jedem Zoogeschäft problemlos Geschirre für Hunde in allen Größen kaufen konnte. Die Bilder und auch Erklärungen sind weitgehend noch mit Halsband. Ich weiß, daß Feltmann das heute anders, nur mit Geschirr nämlich, machen würde.
Viele Grüße!
Eva