Hi Andreas,
der Hund wird Dir gehorchen, weil es sich a) für ihn lohnt (Lob, Futter) oder b) weil sonst negatives folgt (Strafe). Er gehorcht bei Kommandos wie "Hier" oder "Sitz" NIE weil Du sein Chef bist oder weil Du ihm wichtig bist. Das ist einfach eine Vermenschlichung, nichts weiter. Wölfe im Rudel sagen auch nicht "Sitz" oder "Fuß" (... klingt blöd, ist aber so). Anders bei Kommandos, die "Rangsachen" wie Plätze ("Runter hier"
oder Beute ("Aus"
angehen - da hat Befolgen und nicht Befolgen u.U. sehr viel mit Rangordnung und damit auch mit "ich bin meinem Hund wichtig bzw. unwichtig" zu tun (wobei da auch wieder Bidnung im Spiel ist, und das ist wieder was anderes).
"Dich zum Affen machen" - ja, das soll natürlich auch nicht sein. Aber was verstehst Du darunter? In meiner Gruppe finden manche (v.a. Männer) es "affig"/"peinlich" in die Hocke zu gehen und mit hoher, begeisterter Stimme den ängstlichen älteren Tierheimhund ranzulocken. Anders kommt der aber nicht freudig ran... da muß man über den eigenen Schatten und sich zum Affen machen.
Anders bei einem Hund, der mich nicht beachtet und stattdessen lieber Karnickel wittert - da halte ich den Kerl so kurz, daß er GAR NICHTS machen kann, solange er mich nicht beachtet - tut er das, darf er sofort tun, was er möchte (Tierheimler meist einfach nur schnüffeln, schnüffeln und nochmals schnüffeln...). Genauso Kommandos durchsetzen: Er kommt hier nicht weg, bevor er nicht "Sitz" macht. Keine Chance. Ich mache gar nichts (wenn er das Kommando schon kennt, aber heute taub ist) - bis er folgt, dann Lob. Softer Zwang, aber sehr wirkungsvoll.... v.a. Geduld und Konsequenz. Da muß man sich nicht zum Affen machen, im Gegenteil, hüpft man immer weiter neben einem Karnickelsuchenden Hund mit Ball in der Hand rauf und runter, dann bekommt man einen Vierbeiner, dem Bälle genauso wie ich herzlich egal sind.
Zum Abbruchkommando: Es soll den Effekt haben, daß der Hund sofort unterläßt, was er gerade immer auch tut. Hauptsache, er hört garantiert (zu 99%, 100 bekommt man bei Lebewesen nie) damit auf. Euer Ansatz ist schon mal gut, ich würde das noch unterstreichen, indem man Leckerchen in die Hand nimmt (sehr gute Leckerchen), hungrigem Hund zeigt, dann ein Nehmen seinerseits aus der Hand mit "Nein" (tief, grollend, leise, langgezogen) abbricht (notfalls Hand schließen, je nach Hund); dann wieder anbietet, wieder "Nein" bei Freßversuch - zögert dann der Hund ganz kurz mal im Zupacken - DANN folgt "Friß" und Leckerchen wird freigegeben. Damit wird "Nein" zu einem "Laß das, das gehört dem Rudelchef"-Kommando.
Grüße
josh