Ohne Titel :: Hundeerziehung + Soziales

Ohne Titel

von Suki und Maxi(YCH) am 23. November 1998 11:45

Hallo Hundefreunde,
gestern habe ich im Wald ein Ehepaar mit Schäferhund an der Leine getroffen. Sie lief immer 100 m vor ihrem Mann mit Hund oder dahinter, um andere Hundehalter, die ihnen begegneten, zu bitten, ihren Hund an die Leine zu nehmen, weil ihr Schäferhund auf jeden Hund losgehen würde, der ihm zu nahe kommt und dann auch nicht mehr zu halten sei. Da frage ich mich doch: Warum trägt ein solcher Hund nicht einfach einen Maulkorb? Und grundsätzlich: Beeinträchtigt ein Maulkorb die Psyche eines Hundes? Klar, im Fall einer Auseinandersetzung kann er sich nicht richtig wehren, aber merkt ein Hund vielleicht, daß er mit Maulkorb nur eingeschränkt kampffähig ist und hält sich deshalb eher zurück? Werden aggressive Hunde mit Maulkorb friedlicher oder eher im Gegenteil? Schränkt davon abgesehen ein Maulkorb den Hund anderweitig besonders ein? Wer weiß mehr dazu oder hat selber einschlägige Erfahrungen gemacht?
Interessierte Grüße senden
Suki und Maxi (, die mit Maulkorb wohl keinen Ball mehr fangen könnte - nicht auszudenken!!! ;-))

von Susanne(YCH) am 23. November 1998 16:06

Hallo Suki
Meiner Kollegin zieht ihrem Hund jeweils vor dem Einkaufsladen einen Maulkorb über. Er reagiert auf Kinder negativ. D.h. er sieht so richtig knuddlig aus, und dass zieht natürlich die Kinder an. Der Hund ist eigentlich nicht aggressiv, aber kommt völlig in Panik, wenn ihm ein Kind zu nahe kommt. Mit Maulkorb sieht er natürlich sofort anderst aus, d.h. jedes Kind merkt, hoppla nicht zu nahe hin.

Ansonsten ist er ohne Maulkorb unterwegs, aber meine Kollegin hat ihn eh immer an der Leine (Jagdtrieb).

Gruss
Susanne

von Jutta(YCH) am 23. November 1998 18:53

Hallo Suki,

zunächst mal tun mir die Leute und ihr Schäferhund leid, die allesamt dazu verdammt sind, ein Leben im Streß zu führen. Ob die "Schuld" für das aggressive Verhalten des Hundes bei seinen Besitzern liegt, weiß ich nicht, da die Vorgeschichte Dir ja auch nicht bekannt ist. Was möglicherweise helfen würde, wäre eine Therapie für Menschen und Hund, um die Ursachen für das Verhalten des Schäferhundes herauszufinden und Wege zu suchen, das Problem irgendwie in den Griff zu bekommen. Was den Maulkorb anbelangt: Ich habe in meiner Arbeit mit Problemhunden die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. Ich habe Hunde erlebt, die mit Maulkorb noch aggressiver wurden, weil die Panik aufgrund der verschlossenen Schnauze erschwerend dazu kam. Andere haben sehr schnell gelernt, daß es keinen Sinn macht, mit Maulkorb anzugreifen, weil sie irgendwann bei einer Attacke schlimme Prügel vom anderen Hund bezogen haben. Allen gemeinsam war: Wehe, wenn der Maulkorb ab war oder abgestreift werden konnte! Deshalb: Der Maulkorb kann niemals ein Fehlverhalten korrigieren, er kann bestenfalls manche Übergriffe akut entschärfen. Es ist ungefähr das gleiche, wie wenn man bei einer Krankheit an den Symptomen herumdoktert, anstatt die Ursachen zu finden und zu behandeln. Aber es ist leider ziemlich menschentypisch, zu Zwangsmaßnahmen und fragwürdigen Hilfsmitteln zu greifen, bevor man daran denkt, ein Problem zu bearbeiten. Ob Stachelhalsband, Maulkorb, Erziehungsgeschirr oder Teletakt: Letztendlich sind das alles Zeichen der menschlichen Unfähigkeit. Es mag Situationen geben, wo der (vorübergehende!!) Einsatz eines Hilfsmittels unumgänglich ist. Wenn ich mit einem Hund arbeite, der jeden Menschen angreift, tue ich das zunächst auch, indem ich ihm einen Maulkorb anlege. Es nützt weder mir noch dem Hund, wenn ich mich beißen lasse oder riskiere, daß er jemand anderen angreift. Bei jeder Verwendung eines Hilfsmittels (das durch irgendeine Form von Zwang wirkt) müssen aber drei Dinge unbedingt geklärt sein: Die Verhältnismäßigkeit zum Problem, die richtige Anwendung und der vorübergehende Einsatz. Zum Dauergebrauch sind sie sinnlos und grausam. Deswegen lehne ich grundsätzlich einen Maulkorb als Dauerlösung ab. Er wirkt sich mit Sicherheit negativ auf die Psyche des Hundes (und seiner Menschen, die immer stärker das Gefühl bekommen, eine Bestie an der Leine zu haben) aus. Auf der anderen Seite haben der Schutz anderer Menschen und deren Hunde aber ebenfalls ihren Stellenwert, der mindestens genauso hoch (in Bezug auf Sicherheit von Menschen sogar höher) anzusetzen ist, wie die Rücksichtnahme auf den Problemhund.
Würde ich den Menschen mit dem Schäferhund begegnen, würde ich versuchen, sie davon zu überzeugen, sich mit ihrem Vierbeiner in eine Therapie zu begeben. Nur dort kann sich zeigen, ob dem Hund und seinen Menschen geholfen werden kann.

Liebe Grüße, Jutta

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