Hallo Roswitha, (Achtung, das ist was Längeres)
Schlecht wurde mir hierbei überhaupt nicht. Im Gegenteil.
Das ist doch eine wunderschöne Geschichte.
Sie ist geprägt von Liebe, Verständnis und Aufopferungsbereitschaft - es ist die Geschichte eines Menschen, der für seine Hunde lebt, für den die Hunde Mittelpunkt des Lebens sind.
Nur trifft das nicht für alle Menschen zu. Die Meisten suchen im Hund einen Begleiter im Alltag oder vielleicht Unterstützer in der Arbeit - nicht aber einen Lebensinhalt.
Dein philosophischer Ansatz erinnert mich an Träumereien vom real möglichen Sozialismus.
(Das war jetzt nicht böse gemeint)
Es gibt zwei Arten von Menschen.
Die einen sehen die Welt, wie sie sein könnte, oder ihrer Meinung nach sein sollte - die anderen sehen sie, wie sie ist.
Und der menschliche Drang nach Zuneigung und bedingungsloser Liebe, die uns in zwischenmenschlicher Beziehung allzuoft versagt bleibt, bewegt uns leider viel zu oft dazu, andere Lebewesen in unserem Sinne zu Ersatzmenschen zu vergewaltigen und sie damit ihrem eigentlichen Wesen zu entfremden.
Ich liebe meine Hunde nicht weniger, als Du Deine - und gerade deshalb habe ich die Verpflichtung, sie wie Hunde zu behandeln.
Ich ziehe meine Erfolgserlebnisse nicht aus gelungener Ablenkung, sondern aus der gemeinsamen Überwindung von Schwierigkeiten.
Für Leute, die Hunde so betrachten, wie Du es tust, mag Dein Ansatz auch ein teils recht Vielversprechender sein.
Für mich jedoch ist und bleibt der Hund ein Tier, das ein Anrecht hat, entsprechend seiner Natur behandelt zu werden. Und ich habe das Bedürfnis, Probleme zu l ö s e n.
Wir "wissen" aus der Humanpsychologie, daß Probleme erst dann wirklich bewältigt werden können, wenn man sich ihnen stellt. Zigtausende von Psychotherapeuten sind Tag für Tag damit beschäftigt, ihre Patienten von der Verdrängung und Ablenkung wegzubringen, um es ihnen zu ermöglichen, durch die Konfrontation mit dem Problem, dieses zu überwinden.
Jetzt aber soll die Ablenkung als revolutionäre Methode in der Erziehung herhalten?
Die Erfolge würde ich als zweifelhaft erachten.
Ich würde sie als erzieherisches Methadonprogramm betrachten.
Übel, Roswitha, wird mir nicht aufgrund von Äußerungen, oder Personen, sondern aufgrund des Ansatzes der Ablenkung und Extrem- Konditionierung.
Daß dieser Ansatz sich gut "verkaufen" läßt, ist aber auch verständlich, da leicht nachzuahmen, selbst ohne geringste Kenntnisse.
Jede Ideologie hat ihre Grundlagen in einem "Mangel", einem "Feindbild" und der "Schlüssigkeit" in sich.
Ich kann sowohl die nationalsozialistische- als auch die Ideologie der RAF nachvollziehen, sobald ich einige der jeweiligen Grundthesen als WAHR betrachte. Denn beide Ideologien, wie auch alle anderen, sind in sich vollkommen schlüssig, nehme ich nur einige Grundthesen als Wahrheit an.
Betrachten wir jetzt einmal "diesen gewissen Erziehungsansatz" als Ideologie, so finden wir auch hier all das wieder.
"Der Mangel", ist der Drang nach friedvollem, liebevollem Umgang, ganz ohne Aggressionen und "Strafen", in dieser allzu harten und gemeinen Welt.
"Das Feindbild", sind all die, die jenen Mangel nicht empfinden, sondern anders - vielleicht ein bißchen ursprünglicher, nicht vergeistigt, sondern naturorientierter - denken und handeln.
"Die Schlüssigkeit", ergibt sich aus der Annahme der Notwendigkeit eines Beseitigens des Mangels - und aus der durch (Fehl?)- Interpretation von Verhaltensweisen erreichten Logik.
Dummerweise werden Ideologien von deren Anhängern oft dermaßen fanatisch verfochten, daß diese nicht mehr in der Lage sind, differenziert zu betrachten.
Sobald ich aber ablehne, meine Überzeugung immer wieder in Frage zu stellen, werde ich nie wissen, ob ich nur verblendet bin, oder eine wirklich gute Sache vertrete.
Glaube mir, ich stelle meine Überzeugungen ständig in Frage und scheue mich auch nicht vor der Konfrontation mit anderen Überzeugungen, was Du ja weißt.
Ich habe auch versucht, in Deiner / Eurer Methode einen Weg zu finden, scheiterte aber immer wieder am Ansatz der Verdrängung/Ablenkung, da dies für mich keine Alternative zur Bewältigung ist.
Sicherlich gehe ich den erst einmal schwierigeren Weg, aber ich gehe ihn gerne, da ich auf konsequent Akzeptiertes aufbauen kann, und nicht Bedenken hege, irgendwann einmal nicht rechtzeitig abzulenken und dann mit den Folgen leben muß.
Vor allem aber genieße ich die Ursprünglichkeit meiner Tiere, deren Naturell, und die Tatsache, daß ihr Sozialverhalten unserem so viel ähnlicher ist, als es die meisten von uns wahrhaben wollen.
In diesem Sinne
Liebe Grüße
Daniel
danman@cityweb.de