von Wiebke(YCH) am 05. November 2002 06:09
Hi, Andrea,
wenn man sich ganz genau überlegt, was passiert, wenn...dann könnte der Hund ja meinen, man wäre nur zum tollen Spielplatz gefahren, weil er/sie so schön gesungen hat...
Sogar bei Menschen ist so ein sinnloses Verhalten häufig: auch wir glauben manchmal, etwas Bestimmtes gehöre in bestimmten Situationen dazu...wenn wir mit einem bestimmten Verhalten einmal tollen Erfolg hatten, machen wir das dann in der entsprechenden Lage auch wieder, selbst wenn es eigentlich gar nichts zum ERfolg beigetragen hat, nur zufällig gleichzeitig 'stattfand'.
'Aberglaube' nennen wir Menschen das - und gehen trotzdem nicht unter einer Leiter durch, ziehen trotzdem den gleichen Pullover an, in dem wir in der Schularbeit einen 1er geschrieben haben, wenn's zum wichtigen Examen geht... man kann ja nie wissen, sicher ist sicher, entschuldigen wir das!
Alle Tipps laufen darauf hinaus, dass man beim Hund möglichst konsequent diese Illusion auslöscht. Aberglauben zu bekämpfen, dabei hat sich schon mancher manchen Zahn ausgebissen: es ist nicht leicht, besonders dann nicht, wenn das tägliche Leben einen darin immer wieder zu bestärken scheint: viele Regentänze wurde schon aufgeführt, und tatsächlich: es regnet jetzt ja wirklich toll, hat halt etwas gedauert...
Also nie mehr 'Spazierenfahren' wenn sie jault, sondern in die nächste Tiefgarage... auf den nächsten Parkplatz. Da Hunde am besten begreifen, was unmittelbar auf eine ihrer Aktionen hin passiert, ist das im Auto nicht leicht durchzuführen: man kann nicht immer sekundengenau stoppen beim ersten Laut...
Falls sie schon beim Einsteigen oder Motor-Anlassen oder auf den ersten Metern zu jodeln beginnt, geht's ja noch: einfach wieder einparken, ein spannendes Buch aufschlagen und erst wieder zum Türgriff/Zündschlüssel/Lenkrad greifen, wenn's für ein paar Sekunden völlig still gewesen ist. Und die Hand wieder zurückziehen beim ersten Laut... wenn sie erst beim Fahren loslegt, ist es schwieriger, bei akuter Parkplatznot in der eigenen Gegend auch.
Falls der Hund bei irgend einer anderen Gelegenheit auch Ungedulds-Winselt, könnte man da das Verständnis für Ursache und Wirkung sozusagen 'vor-trainieren', das z.B. der Ball wortlos wieder in der Tasche verschwindet, sowie sie den ersten Laut ausstösst. Sowie sie dann in ihrem Gehirn den Zusammenhang hergestellt hat: meine Stimme 'vertreibt' tolle Dinge...kann man versuchen, mit 'gestellten' Fahrten in geeigneter Umgebung dieser Gewohnheit beizukommen.
Mit dem Auto also nur mit stillem Hund zu tollen Dingen fahren, mit Stimme: allenfalls zum Parken, (dorthin, wo Gejaule nicht stört) und dann gleich wieder laangweilig heim...
Damit der Hund noch genügend rauskommt: mit einem anderen Verkehrsmittel dorthin, mit dem Fahrrad z.B....
Jaulen in jeder Form nicht mehr beachten, wirklich nie mehr! (oropax?): kein Kommando zum Stillsein, keinerlei beruhigende Worte: eben keine Diskussion, nur die blanken Fakten beeindrucken Hunde!
Allenfalls kann man Calming Signals 'ausstossen' = gelangweiltes Gähnen!
Auch der begeistetste Junghund kann das lernen: wenn wölfe nicht hätten begreifen können, dass Übereifer in vielen Situationen nur schadet, wären sie allesamt schon verhungert, bevor sie Hunde werden konnten. Selbstbeherrschung als Möglichkeit ist deshalb in den Genen ganz schön tief verankert: nur noch aktivieren müssen wir sie...!
Manchen Hunden hilft es, wenn man ihnen (positiv) angewöhnt, im Auto an einem Platz 'ohne Aussicht' zu liegen. Für groß und klein ist das sicher für Mensch und Hund und Strassenverkehr zumeist nur über 'Box-Training' möglich.
Viel Erfolg beim Training!
Wiebke
www.hunde-erziehung.at
P.S.: wenn man zu zweit fährt, kann der Zweite jeweils den hund mit kleinsten leckeren Futterkrümelchen belohnen für alle paar Sekunden des Stillseins: da vergeht die Zeit rascher für Hund und Mensch. Auch aussteigen am Ziel der Begierde darf folgerichtig natürlich nur der stille Hund: also immer was zum Lesen mitnehmen, ja?