jammern während der Autofahrt :: Hundeerziehung + Soziales

jammern während der Autofahrt

von Andrea J+G(YCH) am 04. November 2002 19:36

Hallo,

wir haben ein kleines Problem mit unserer 3jährigen Schäfermixhündin. Sobald wir im Auto sind fängt sie vor lauter Vorfreude laut an zu jammern und zu heulen, sie hört erst wieder auf wenn wir sie dann rauslassen. Auf der Rückfahrt ist sie wieder ganz still. Hat jemand eine Idee, außer Ohropax? *g* Wird langsam doch etwas nervig, besonders wenn man vor dem Gassi gehen noch Besorgungen erledigen muss oder im Stau steht. :-( Würde mich über Tipps und Tricks freuen!

Grüße, Andrea



von Wiebke(YCH) am 05. November 2002 06:09

Hi, Andrea,

wenn man sich ganz genau überlegt, was passiert, wenn...dann könnte der Hund ja meinen, man wäre nur zum tollen Spielplatz gefahren, weil er/sie so schön gesungen hat...

Sogar bei Menschen ist so ein sinnloses Verhalten häufig: auch wir glauben manchmal, etwas Bestimmtes gehöre in bestimmten Situationen dazu...wenn wir mit einem bestimmten Verhalten einmal tollen Erfolg hatten, machen wir das dann in der entsprechenden Lage auch wieder, selbst wenn es eigentlich gar nichts zum ERfolg beigetragen hat, nur zufällig gleichzeitig 'stattfand'.

'Aberglaube' nennen wir Menschen das - und gehen trotzdem nicht unter einer Leiter durch, ziehen trotzdem den gleichen Pullover an, in dem wir in der Schularbeit einen 1er geschrieben haben, wenn's zum wichtigen Examen geht... man kann ja nie wissen, sicher ist sicher, entschuldigen wir das!

Alle Tipps laufen darauf hinaus, dass man beim Hund möglichst konsequent diese Illusion auslöscht. Aberglauben zu bekämpfen, dabei hat sich schon mancher manchen Zahn ausgebissen: es ist nicht leicht, besonders dann nicht, wenn das tägliche Leben einen darin immer wieder zu bestärken scheint: viele Regentänze wurde schon aufgeführt, und tatsächlich: es regnet jetzt ja wirklich toll, hat halt etwas gedauert...

Also nie mehr 'Spazierenfahren' wenn sie jault, sondern in die nächste Tiefgarage... auf den nächsten Parkplatz. Da Hunde am besten begreifen, was unmittelbar auf eine ihrer Aktionen hin passiert, ist das im Auto nicht leicht durchzuführen: man kann nicht immer sekundengenau stoppen beim ersten Laut...
Falls sie schon beim Einsteigen oder Motor-Anlassen oder auf den ersten Metern zu jodeln beginnt, geht's ja noch: einfach wieder einparken, ein spannendes Buch aufschlagen und erst wieder zum Türgriff/Zündschlüssel/Lenkrad greifen, wenn's für ein paar Sekunden völlig still gewesen ist. Und die Hand wieder zurückziehen beim ersten Laut... wenn sie erst beim Fahren loslegt, ist es schwieriger, bei akuter Parkplatznot in der eigenen Gegend auch.

Falls der Hund bei irgend einer anderen Gelegenheit auch Ungedulds-Winselt, könnte man da das Verständnis für Ursache und Wirkung sozusagen 'vor-trainieren', das z.B. der Ball wortlos wieder in der Tasche verschwindet, sowie sie den ersten Laut ausstösst. Sowie sie dann in ihrem Gehirn den Zusammenhang hergestellt hat: meine Stimme 'vertreibt' tolle Dinge...kann man versuchen, mit 'gestellten' Fahrten in geeigneter Umgebung dieser Gewohnheit beizukommen.

Mit dem Auto also nur mit stillem Hund zu tollen Dingen fahren, mit Stimme: allenfalls zum Parken, (dorthin, wo Gejaule nicht stört) und dann gleich wieder laangweilig heim...

Damit der Hund noch genügend rauskommt: mit einem anderen Verkehrsmittel dorthin, mit dem Fahrrad z.B....

Jaulen in jeder Form nicht mehr beachten, wirklich nie mehr! (oropax?): kein Kommando zum Stillsein, keinerlei beruhigende Worte: eben keine Diskussion, nur die blanken Fakten beeindrucken Hunde!
Allenfalls kann man Calming Signals 'ausstossen' = gelangweiltes Gähnen!
Auch der begeistetste Junghund kann das lernen: wenn wölfe nicht hätten begreifen können, dass Übereifer in vielen Situationen nur schadet, wären sie allesamt schon verhungert, bevor sie Hunde werden konnten. Selbstbeherrschung als Möglichkeit ist deshalb in den Genen ganz schön tief verankert: nur noch aktivieren müssen wir sie...!

Manchen Hunden hilft es, wenn man ihnen (positiv) angewöhnt, im Auto an einem Platz 'ohne Aussicht' zu liegen. Für groß und klein ist das sicher für Mensch und Hund und Strassenverkehr zumeist nur über 'Box-Training' möglich.

Viel Erfolg beim Training!
Wiebke

www.hunde-erziehung.at

P.S.: wenn man zu zweit fährt, kann der Zweite jeweils den hund mit kleinsten leckeren Futterkrümelchen belohnen für alle paar Sekunden des Stillseins: da vergeht die Zeit rascher für Hund und Mensch. Auch aussteigen am Ziel der Begierde darf folgerichtig natürlich nur der stille Hund: also immer was zum Lesen mitnehmen, ja?

von Chris+Silas(YCH) am 05. November 2002 11:51

Hallo Andrea,

du beschreibst haargenau unseren Berner. Seine Gejaule wird immer lauter, sobald er an der Umgebung erkennen kann, das wir einen seiner Lieblingsplätze ansteuern. Fahren wir daran allerdings vorbei, ist er ruhig und staunt nur.

Ich denke einfach, soll er sich doch freuen. Die paar km "Lärm" verkrafte ich schon und bei vielen Leuten ist das Radio sogar lauter ;-)

Liebe Grüße
Christine und Silas

von Brigitte(YCH) am 05. November 2002 12:37

Hallo Wiebke,

deine Erklärung hat mir super gut gefallen und eingeleuchtet, ich habe ähnliches Problem mit meinem Junghund wenn sie alleine bleiben soll, sie bellt mir immer nach und jault kurz auf dann ist Ruhe, wie kann ich das in den Griff bekommen, ich bin noch nie zuück gegangen wenn sie gebellt oder gejault hat und ich habe bis jetzt immer ihr Verhalten total ignoriert auch nicht mit ihr geredet aber es wird nicht anders, kannst du mir vielleicht in diesem Fall auch Tips geben wie ich vorgehen soll damit das gejaule aufhört.


von Wiebke(YCH) am 05. November 2002 12:51

Hi, Brigitte,

danke für die Blumen...
nachdem Du alles, was das Jaulen in Euerm Fall bestärken könnte, ohnehin von Anfang an nicht gemacht hast und sie trotzdem nicht aufhört... was wäre daraus zu schließen?
Richtig: es ist vielleicht ein ähnliches Geräusch, aber ein völlig anderes Problem!

Ich würde es bei Euch an ehesten für einen leichten Fall von 'Trennungsangst' halten. Sie kränkt sich, versucht, per Stimme Kontakt zu halten zu Dir. Gut, dass Du darauf bisher nicht eigegangen bist, sonst wäre es wohl schon viel schlimmer geworden damit. Nur: wenn sie sich bisher nicht 'von alleine' ans Alleinsein gewöhnt hat, braucht das wohl ein wenig Übung.
Ans für soziale Lebewesen wie unsere Hunde es sind ziemlich unnatürliche Alleinsein kann man Hunde zwar nach und nach gewöhnen, leicht fällt es ihnen allerdings nie.
Zum passenden Training dabei gibt es hier wohl im Archiv schon Tipps, frag sonst einfach nochmal nach. Wenn man mal weiss, wie es heisst, findet man im net ja heutzutage schon Infos en masse...

toitoitoi
Wiebke

www.hunde-erziehung.at

von Brigitte(YCH) am 05. November 2002 14:08

Hallo Wiebke,

danke für die rasche Antwort, natürlich versteh ich das sie lieber mit uns mit möchte und sie ist auch überhaupt sehr anhänglich, aber es wird immer nur zwei, drei mal gebellt und kurz gejault und dann ist sie leise, sie wartet dann auch schön brav bis wir wieder kommen also kann doch die Trennungsangst nicht allzugroß sein.

Aber vielen Dank nochmal für deine Antwort.

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