von Inge + BC(YCH) am 16. November 2002 02:20
Hi Attila,
wie so oft: der goldene Mittelweg ist der richtige! Für eine korrekte Sozialisierung ist die Interaktion von Welpen mit Gleichaltrigen sehr wichtig - normalerweise würde diese ja im eigenen Rudel mit den Geschwistern erfolgen. Adulte Hunde "spielen" vollkommen anders mit einem Welpen/Junghund, als dies die Jungtiere untereinander tun. Man weiß heute z.B., dass gerade die Beißhemmung ganz wesentlich im Spiel mit anderen Welpen erlernt wird.
Weiterhin müssen Hunde auch lernen, sich mit den verschiedensten Artgenossen auseinandersetzen zu können. Es hat sich z.B. gezeigt, dass Hunde, wenn sie von klein auf immer nur mit Vertretern der eigenen Rasse zu tun hatten, Schwierigkeiten beim Erkennen der Signale anderer Rassen hatten. Das hängt mit den teilweise geradezu unglaublichen anatomischen Veränderungen zusammen, die der Mensch den Hunden angezüchtet hat. Viele Rassen, z.B. solche mit extrem viel Faltenbildung im Bereich des Gesichtsschädels oder sehr langem Haar lasse praktisch keine Mimik oder z.B. Nackenhaar-Aufstellen mehr erkennen. Ein Hund muss lernen, die "Gemütslage" dann an anderen Dingen richtig einschätzen zu können. Bei dem heutigen Aussehen der Hunde, das größtenteils extrem vom Urvater Wolf abweicht, kommt es fast schon dem Erlernen einer "Fremdsprache" gleich - vergleichbar mit dem Erkennen von Signalen eines Artfremden, etwa einer Katze.
Kurzum: wer nicht garantieren kann (und hoffentlich auch nicht will!!!), dass sein Hund niemals im Leben zu anderen Hunden als den eigenen Kontakt hat bzw. nie zu Vertretern anderer Rassen, der MUSS ihm die Möglichkeit zu vielfältigem, abwechslungsreichen Kontakten geben.
Andererseits birgt dies natürlich gewisse Gefahren. Mein Tip: bei Begegnungen mit älteren Hunden (das sind alle ab ca. dem 6. Lebensmonat), sollte man vorher mit dem Halter des anderen Hundes abchecken, ob und wie eine Kontaktaufnahme zu erfolgen hat. Also nicht einfach den Welpen unbedarft zu jedem Hund hinlaufen lassen. (Ganz abgesehen davon sollte ein Hund von Anfang an lernen, dass er nur mit Erlaubnis zu einem anderen Hund hin darf - das erspart einem später 'ne Menge Ärger!) Bei Begegnungen mit gleichaltrigen Welpen sollten die Hunde miteinander spielen dürfen - vorausgesetzt, die Anzahl der beteiligten Welpen ist überschaubar und alles geschieht unter Aufsicht, auf dass man SOFORT eingreifen kann, sollte ein etwas älteres, temperamentvolles Tier beginnen, ein jüngeres, schüchterneres zu mobben.
Welpens"schulen" sind also sehr sinnvoll, wenn sie GUT geführt sind. Aber gerade auf diesem Gebiet tummeln sich erschreckend viele unfähige "Ausbilder" - da ist rechtzeitige Information und kritisches Hingucken unbedingt notwendig.
Gruß
Inge + BC
P.S. Wolltest Du nicht mal nach Ungarn auswandern???