Happy End
von Constanze+Jule(YCH) am 11. August 2000 21:43
Hallo,
ich muss Euch heute unbedingt mal eine wunderschöne Geschichte erzählen, die ich vor ein paar Tagen erlebt habe.
Ich helfe regelmäßig in einem Tierheim. Dort haben wir vor einiger Zeit eine sehr alte Hundedame als Fundtier aufgenommen. Sie war in einem furchtbaren Zustand, hat anfangs sehr schlecht gefressen und irgendwie nichts mehr vom Leben und den Menschen erwartet. Sie war ganz offensichtlich nicht besonders gut behandelt worden und trotzdem trauerte sie irgendetwas oder irgendjemandem nach. Erst nach intensiver Pflege und Zuwendung ist sie ein wenig aufgetaut. Ihre Vermittlungscancen standen angesichts ihres hohen Alters und ihrer enormen Größe sehr schlecht und es war davon auszugehen, dass dieses arme Tier seine restliche kurze Zeit wohl im Tierheim verbringen müsste. Sie hatte eine Tätonummer im Ohr, die allerdings nirgends registriert zu sein schien. Auch ihre Rassezugehörigkeit ließ sich durch ihren schlechten Fellzustand nur schwer feststellen, was das Abtelefonieren der Rassezuchtvereine sehr mühsam machte.
Schließlich wurden wir bei einem Verein aber doch noch fündig und es wurde uns mitgeteilt, an wen der Hund damals verkauft wurde. Die Adresse war ganz in der Nähe ihres Fundortes, was uns wunderte, denn dieser wurde in einer Zeitungsannonce angegeben ohne dass sich jemand gemeldet hatte. Samt Hund wurde diese Adresse aufgesucht, es stellte sich jedoch heraus, dass der damalige Hundekäufer dort bereits seit einiger Zeit nicht mehr wohnte. Den Nachbarn kam der Hund allerdings bekannt vor: "Aber das kann sie doch eigentlich nicht sein, die ist ja bestimmt schon tot, sie ist doch vor mehr als einem Jahr verschwunden."
Nach einiger Hin- und Hertelefoniererei konnte die neue Adresse und Telefonnummer des vermutlich früheren Besitzers herausgefunden werden. Dieser fiel beim Anruf aus allen Wolken. Seine Hündin ist ihm vor 1 1/2 Jahren vermutlich gestohlen worden und er hat den Hund damals überall als vermisst gemeldet. Nach einem Jahr fliegen die Meldungen aber in der Regel aus den Listen, so z.B. auch bei Tasso.
Aber es war tatsächlich sein vermisstes Mädchen, die entweder von demjenigen, der sie einst mitgenommen hatte, wieder ausgesetzt wurde oder dort ausgerückt und nun unterwegs zu ihrem alten Zuhause war. Der Besitzer kam gleich am nächsten Tag hergefahren, um sie abzuholen. Es war ein sehr rührendes Wiedersehen auf beiden Seiten und nun lebt die alte Dame wieder glücklich bei ihren Leuten, als Zweithund nun, da dort niemand mehr mit ihrem Auffinden gerechnet hat.
Ihr könnt mir glauben, die Tierheimarbeit kann manchmal so frustrieren, dass man am liebsten zu Hause bleiben würde. Aber solche Erlebnisse sind soooooo schön, dass man wochenlang mit einem Grinsen im Gesicht herum läuft und wieder weiß, dass es sich auf alle Fälle lohnt.
Ich grüße alle, denen das Schicksal anderer Lebewesen (ob nun Tier oder Mensch) nicht egal ist und die dazu beitragen, dass diese Welt doch nicht so schlecht ist, wie sie manchmal scheint.
Conny
