von Antje(YCH) am 06. April 2000 10:29
Hallo Frank,
jedes Ding hat zwei Seiten, auch die Inzucht. Da ja alle unsere Rassen durch Inzucht entstanden sind (auch die gesünderen Rassen!) kann sie kein Teufelswerk sein, wenn man sie richtig anwendet (was zugegebenermaßen oftmals nicht gemacht wird). Wenn man die gesamte Palette der Zucht ausnutzen würde und Inzucht nur auf wirklich bedeutende Vererber und Vererberinnen (= gesund, wesensfest, leistungsstark) betreiben würde, dann könnten wir wirklich gute Hunde züchten. Die Belgier machen es uns mit dem Malinois doch vor! Er ist der Leistungshund Nr. 1 auf der Welt geworden, mit genetischer Vielfalt, aber auch starker Inzucht. Die Belgier betreiben keinen Pedigree-Fetischismus, es werden Hunde miteinander verpaart, keine Ahnentafeln. Da wird der Rüde "um die Ecke" genauso eingesetzt wie der Ring-Champion, Ausstellungserfolge sind Nebensache, selektiert wird über die Ringprüfung wo die Hunde u.a. eine Steilwand (2,20 bis 2,80 m) und einen Weitsprung (5 m) absolvieren müssen, von den wesensmäßigen Voraussetzungen (= schnelles Umschalten) mal ganz abgesehen, das schaffen nur ganz gesunde Tiere und die gehen dann in die Zucht. Durch das System schummelt sich kein Hund mit kaputten Knochen oder nicht intaktem Immunsystem durch, und Hunde, die schlecht vererben, werden einfach nicht mehr in der Zucht eingesetzt und nicht nach dem "Schwarzen-Peter-Prinzip" an andere Züchter verkauft. So halten sie ihre Zuchtstämme sauber und dann ist Inzucht, bei einem sowieso größeren Genpol als bei allen anderen Rassen, die ich kenne, auch kein Problem mehr. (Ich hoffe nur, daß das auch in Zukunft so bleibt...)
Es wäre Utopie, zu hoffen, daß die Zuchtbasis unserer Rassen mit der Zeit breiter wird. Das wäre nur zu schaffen durch Einkreuzung anderer Rassen, und selbst das müßte großflächig geschehen. Rettung ist nur in Sicht, wenn die Züchter endlich aufhören, ihr Hauptaugenmerk auf "Schönheit" und die eigene Breiftasche zu richten, unabhängig von der Rasse. Wenn auf Leistung und Gesundheit selektiert wird und Verpaarungen nicht gemäß der Ahnentafel, sondern den Veranlagungen der Hunde geplant werden würden, hätten wir auch wieder gesündere Hunde, unabhängig von ihrem Inzuchtskoeffizienten.
Viele Grüße
Antje