von Antje(YCH) am 02. August 2001 10:39
Hallo Oliver,
: 1.) Es ist, soweit ich weiß, per Gerichtsbeschluss verboten, Vereine und Verbände außerhalb des VDH bzw. der FCI als "Dissidenz" zu bezeichnen.
Das glaube ich nicht so ganz. Die Erklärung dafür ergibt sich aus Punkt 2.
: 2.) Das wird klar, wenn man überlegt, woher das Wort kommt. Als "Dissidenten" bezeichnete man z.B. in der ehemaligen UdSSR die Regimekritiker, also die, die "vom rechten Weg abgekommen sind". In demokratischen Staaten bezeichnet man Menschen, die eine andere Meinung haben als die Mehrheit üblicherweise als "Opposition". Wir sollten hier vielleicht an unserer Sprache arbeiten.
Ich habe jetzt nicht die genaue Lexika-Bezeichung parat, aber der Begriff "Dissident" in den ehemaligen Ostblockländern war eher schon eine Interpretation des ursprünglichen Begriffes. Soweit ich weiß, bedeutet dieses Wort, völlig wertungsfrei, der "Andersdenkende". Daran ist für mich nix Schlimmes, und betrachtet man sich Ziele und Vorgehensweisen innerhalb der Hundezuchtverbände, dann weiß ich nicht, wie man die Sache treffender bezeichnen könnte. Z.B. wird das, was ich innerhalb des VDHs tue, von der "Dissidenz" ganz radikal und vehemment abgelehnt, dann gibt es Verbände, denen die VDH-Mitgliedschaft aufgrund ihres Gedankengutes verwehrt wurde (Gott sein Dank, im Hinblick auf die heutigen diversen Hundeverordnungen). Für mich ist wirklich nix Schlimmes andem Begriff und ich finde es auch nicht tragisch, daß es Verbände gibt, die sich inhaltlich so unterscheiden. So kann doch jeder für sich selbst entscheiden, welcher Verband für ihn der "richtige" ist. Und der andere ist dann die "Dissidenz", na und...!
: 3.) In demokratischen Staaten wie dem unseren kann jeder Vereine gründen. Es gibt also keinen "offiziellen" oder "anerkannten" Verband in Deutschland, weder den VDH noch sonst einen. Alle sind privat organisiert und alle unterliegen den gleichen Regeln. Der einzige Unterschied ist die Größe und der Einfluss in der Öffentlichkeit und den Medien.
Der Einfluß in der Öffentlichkeit und den Medien ergibt sich aus der Größe eines Vereines/Verbandes, das ist ganz normal. Ist für mich auch wieder nix schlimmes bei... Möchte ich Einfluß haben, muß ich mich halt einem großen Verein/Verband anschließen bzw. mich selbst um den Aufbau eines großen Vereines/Verbandes bemühen. Daß das andere in der Vergangenheit bereits getan haben kann ihnen niemand vorwerfen.
: 4.) Eine Reihe von Vereinen, die heute im VDH sind, waren früher in anderen Verbänden. Waren die alle früher "böse" und sind heute "gut"?
Meinst Du nicht, daß die Bezeichnungen "gut" und "böse" falsch gewählt sind? Ein Verein, der irgendwann beschließt, dem VDH beizutreten (viele wollen das ja gar nicht), dessen Satzung stimmt und der die anderen vorgegebenen Auflagen erfüllt, wird von diesem aufgenommen. Dadurch ist er weder "gut" noch "böse".
: 5.)Wenn eine neue Rasse anerkannt werden soll (oder wie im Falle des Pudels auch nur eine neue Frisur für den Hund), ist es oft der einzige Weg erst mal außerhalb des VDH anzufangen. Sind z.B. die Freunde des Amerikanisch-Canadischen Schäferhund alle böse?
Wer behauptet das? Hätten sie die Sache anders aufgezogen, wäre der Weiße Schäferhund vielleicht längst FCI-anerkannt... Das macht die Leute aber weder "gut" noch "böse".
: 6.) Sicher sind im VDH sehr viele seriöse und kompetente Züchter, die VDH-Vereine arbeiten sehr professionell. Wer will aber behaupten, alle anderen seien das nicht?
Tut das irgendwo irgend einer? Habe ich bisher noch nicht erlebt, wohl aber, daß von der "Dissidednz" ganz vehemment gestänkert wird (ganz offiziell in deren Verbandsnachrichten).
: 7.) Sicherlich gibt es außerhalb des VDH Massenzüchter, es gibt Vereinsmeierei, es gibt lächerliche winzige Vereine, die sich "Internationaler Irgendwas" nennen, aber nur ein paar Dutzend Mitglieder haben und es gibt allerlei andere Mißstände. Aber es gibt sicherlich auch sehr kompetente, professionelle Clubs und seriöse Züchter, die ihre Tiere lieben und hervorragende Hunde züchten.
Ich habe keinerlei Berühungsängst mit "Dissidenz"-Züchtern, verweise Welpeninteressenten manchmal sogar auf einen...
: Es wäre schön, wenn in Zukunft mehr der Tierschutz und die Zucht hochwertiger Hunde im Mittelpunkt des Interesses der Verbände stehen würde und weniger die Vereiensmeierei. Ich finde, man sollte im Interesse dieser Ziele zusammen arbeiten und so gemeinsam den Massenzüchtern und Händlern den Kampf ansagen. Dafür ist sicherlich ein differenzierterer Umgang mit den Verbänden außerhalb des VDH notwendig.
: Dann könnte man auch diejenigen Vereine, die derartige PRaktiken unterstützen oder dulden, besser outen.
*grins* Ich soll also enger mit Leuten zusammenarbeiten, die mein Zuchtziel vehemment ablehnen...? Glaube kaum, daß sich die Gesinnung von Menschen so verbiegen läßt, wenn man innerlich etwas radikal ablehnt, da funktioniert keine Zusammenarbeit. Finde ich auch nicht weiter tragisch, die Verbände können ohne weiteres nebeneinander existieren. Würde mir nur wünschen, daß Schüsse unter die Gürtellinie (die ich in solchem Ausmaß wirklich nur von der "Dissidenz" her kenne) unterbleiben.
Viele Grüße
Antje