von Antje(YCH) am 23. Mai 2000 12:59
Hallo JB,
: Da bin ich einverstanden, aber so kann man ja nicht eine ganze Rasse beurteilen, dann muss man ja die verschiedenen Züchter beurteilen. Wahrscheinlich züchten auch die meisten WSH Züchter 'Familienhunde' und achten dann leider weniger auf die Wesensschwächen bezüglich Belastbarkeit, sie wollen halt 'liebe' Hunde züchten.
Gerade hier sehe ich aber einen Fehler. Muß nicht gerade ein Familienhund belastbar sein? Hier sind doch Hunde mit Wesensmängeln bedeuten "gefährlicher" weil oftmals unberechenbarer. Alle guten SchH-Hund, die ich kenne (ich meine jetzt wirklich dominante, überzeugende Hunde), sind hervorragende Familien- bzw. "Kinderhunde" (soweit ein Hund letzteres sein kann) mit gutem Sozialverhalten. Schwerste Beißunfälle, die mir persönlich bekannt sind, sind allesamt von Hunden sog. "familienfreundlicher" Rassen verursacht worden, die erhebliche Mängel im Bereich des Wesens hatten. Andererseits sind die „harten Knaller" natürlich nur dann familientauglich, wenn sie entsprechend ausgebildet und ausgelastet werden und das kann nun mal nicht jeder. Wenn es irgendwo mit so einem Hund schief geht dann deswegen, weil er einfach „zu viel Hund" ist, um so nebenbei mitzulaufen. Menschen, denen eine natürliche Autorität fehlt, sind mit diesen Hunden (zumindestens mit den männlichen Vertretern) oftmals überlastet.
: Dies trägt wahrscheinlich zum schlechten Ruf im Leistungbereich bei, aber es heisst noch lange nicht das es keine WSH gezüchtet werden, die eine hohe Belastbarkeit haben, sondern wie du eben angedeutet hast, sie werden weniger dafür gezüchtet. Hier liegen die DSH Züchter klar im Vorteil, sie haben eine längere Tradition in diesem Zuchtbereich und demzufolge eine Grösse Auswahl von geeigneten Deckrüden.
Meiner Meinung nach wird es aber schwer sein, eine richtige Leistungslinie beim Weißen aufzubauen. Dazu erscheint mir der Anteil der geeigneten Tiere innerhalb der Population einfach zu klein zu sein und dann wird er noch künstlich eingeschränkt, weil das Exterieur überbewertet wird. Sogar beim DSH steht man schon vor Problemen, wenn man innerhalb der Leistungslinien die Möglichkeit einer Auszucht sucht, und der DSH steht zahlenmäßig nun wirklich nicht auf schmalem Fundament, dank drei völlig unterschiedlicher Linien. Die ganze Sache wird verschlimmert dadurch, daß ein einziges Zuchttier mit Einschränkungen im Wesen mehr Unheil anrichten kann als zehn tadellose Zuchttiere wieder ausgleichen können. Da erscheint es mir unsinnig, wenn recht gute, wesensfeste und gesunde Weiße mit SchH3 nicht zur Zucht zugelassen werden, nur weil z.B. der P1 fehlt. Hier müßte erst einmal Pionierarbeit geleistet werden.
Ich glaube auch nicht, daß "Tradition" die Leistungsfähigkeit einer Rasse bewahren kann. Dann müßten neben dem DSH und dem Mali viel öfter die Vertreter der anderen Gebrauchshunderassen ins Rampenlicht treten. In Wirklichkeit aber tauchen z.B. beim Airedale Terrier und Riesenschnauzer nur deswegen wieder vermehrt einige Hunde in der Leistungsspitze auf, weil diesen Rassen in Bezug auf Belastbarkeit und Triebveranlagung von der deutsch-deutschen Vereinigung (sprich: den DDR-Linien) profitiert haben. Unsere westdeutsche Tradition alleine hätte diese Rassen, die früher stärker im Diensthundeberich vertreten waren., nicht als Arbeitshunde erhalten können.
: Wer einen WS als Polizeihund einsetzen will, sucht sich sicher auch einen geeigneten Züchter mit Erfahrung in diesem Bereich aus (würde ich jedenfalls hoffen), das gleiche gilt ja beim DSH.
Hunde für den Diensthundebereich werden im Alter von 1 bis 3 Jahren angekauft. Der Züchter spielt hier keine Rolle mehr, sondern nur die Arbeitsbereitschaft, Härte und Gesundheit des einzelnen Hundes. Ich glaube nicht, daß die diensthundehaltenden Behörden einen Weißen ablehnen würden, wenn ihnen ein geeigneter zum Kauf angeboten werden würde.
: Wenn wir also jemand beurteilen will, müssen wir die Züchter beurteilen, und da gebe ich gerne zu, dass im Belastbarkeitsbereich sind die DSH Züchter im Moment, vielen anderen Rassen Jahren wenn nicht Jahrzehnten voraus.
Das stimmt so nicht ganz. Ein kleiner Teil der DSH-Züchter versucht den DSH als Leistungshund zu erhalten und längst nicht jeder DSH entspricht den Anforderungen, die an einen Diensthund gestellt werden.. Andererseits schaffen es die Belgier, mit einer viel kleineren Population einen wirklichen Spitzenarbeitshund zu erhalten, den Malinois. Sie züchten generell nur mit gesunden Arbeitshunden und der Erfolg gibt ihnen recht. Wozu die Ergebnisse von Ausstellungen überbewerten, wenn die Arbeit, für welche eine Rasse gezüchtet wird, doch sowieso den Typ der Rasse sichert. Werden die Hunde zu klein, können sie z.B. die 2,5 m Steilwand nicht mehr überwinden. Werden sie zu groß, bekommen sie bei der Arbeit körperliche Probleme und so kommen sie auch nicht in die Zucht. "Selektion über Leistung"nennt kan so etwas im Nutztierbereich.
Natürlich profitiert der DSH davon, daß für alle Zuchttiere das Ablegen der SchH-Prüfung Vorraussetzung ist. Ausnahmen gibt es nur im Bereich der Herdengebrauchshunde und auch diese müssen auf der Ankörung einen Schutzdienst bestehen. Trotzdem liegt mir persönlich die Qualität des Durchschnitts-DSH's viel zu niedrig (oder anders ausgedrückt, es gibt einfach zu viele "Schlechte", die dann sie Tierheime überfüllen; weniger wäre hier mehr).
: Ich glaube aber, genau auf Grund vom Erfolg mit dem DSH, dass der WSH, wenn dafür gezüchtet, im Dienstbereicht gleich gut wie einen DSH sein kann, und ausserdem, auf Grund von anderen Zuchtzielen, sogar gleichzeitig einen besseren Familienhund sein könnte.
Die eierlegende Wollmilchsau? Nein, genau wie bei anderen Rassen würde es dann im Idealfall Exemplare geben, die hervorragende Arbeitseigenschaften hätten, und solche, die vom lieben Gott mit Härte, Mut und Kampftrieb nicht so gesegnet worden wären. Der DSH, der ein Super-Blindenhund ist, wäre als Dienstschutzhund wohl fehl am Platze und der Workoholic von Sprengstoffsuchhund würde sich als Blindenhund irgendwo unterfordert fühlen. Und das ist bei allen Rassen das Gleiche. Es gibt ja auch wirklich Super-Familien-Malis, die für den Friedensnobellpreis nominiert werden könnten, aber Supercracks im Ringsport werden die nie. Umgedreht kann das Treibpotential eines Ringsportmalis so manchem ungeeigneten Herrchen oder Frauchen die schönsten Magengeschwüre verursachen. Und das wäre beim Weißen nicht anders. Ein Hund mit hervorragenden Arbeitseigenschaften muß entsprechend ausgebildet und gefordert werden, sonst sucht er sich seine Beschäftigung selbst, und wehe, er hat keinen "Gott", dann fühlt er sich selbst so und das wird für seine Umwelt fatal, egal um welche Rasse es sich handelt.
: Der Zucht steckt also noch in den Kinderschuhen, aber mit einer wachsenden Gruppe Züchter, die sich für den Dienstbereich der Rasse einsetzen, könnte sie sich da einen höheren Stellenwerten gewinnen, die Voraussetzungen dafür hat die Rasse.
Ich würde es jedem gönnen, der die Weißen mag.
: Eine Anerkannung der Rasse würde wahrscheinlich auch dazu beitragen, dass das Problem mit 'unseriösen' Züchter schneller gelöst werden kann. Hier denke ich, hat jetzt die Schweiz gute Voraussetzungen, leider bin ich aber nicht mit der Auswahl von Zuchtaufseher in der Schweiz einverstanden. Sie schauen zu viel zu ihren eigenen Intressen und kümmern sich zu wenig um die Rasse, aber das wäre ein anderes Diskussionsthema.
*Lach* Also wirklich ganz gewöhnliche Probleme wie bei allen anderen Rassen auch... Jaja, die leidigen Funktionäre *kicher*
: Ich glaube, dass wir im Grunde genommen, die gleiche Sprache reden ,obwohl deutsch überhaupt nicht meine Muttersprache ist :-) (pardon my errors), und einverstanden sind
*Grins* Fällt aber überhaupt nicht auf. So oft wie ich mich hier auf der Tastatur vertippe würde bei mir Deutsch auch nicht als Muttersprache durchgehen...
Viele Grüße
Antje