von Kaya(YCH) am 16. Juni 2002 18:22
Hallo!
: Wenn ihr sagt, Fremde sollen sie auf keine Fall anfassen, so frage ich mich allerdings, wie soll ich sie denn daran gewöhnen? Geht doch nur, wenn sie auch angefasst wird.
Die Frage ist nur, wie es zu diesem Anfassen kommt. Wenn Du darauf bestehst, daß sie sich anfassen lassen MUSS, dann wird sie das auch so empfinden - also als Zwang und damit etwas Unangenehmes. Und wenn sie sich dabei zu sehr in die Enge getrieben fühlt, wird sie wieder schnappen. Das genau ist es ja aber, was Du nicht willst.
Du mußt also andersherum vorgehen: Dein Hund soll sich anfassen lassen WOLLEN. Und das erreichst Du, wenn die Kontaktaufnahme von ihr kommt. So geht der Vorschlag mit den Leckerli. Der Hund bekommt nebenbei und unauffällig etwas, das ist aber nicht mit Streicheln, Anschauen oder gar Auf-ihn-Zulaufen verbunden. Erst wenn der Hund fordernder und sicherer ist, kommt mal ein kurzer Blickkontakt. Dann mal ein kurzes Streicheln (unterm Kinn, an der Backe, an der Seite, aber bitte nicht auf dem Kopf!).
Gleichzeitig kannst Du die Methode mit dem Handzeichen oder einem Signalwort für Blickkontakt zu Dir und ruhig Stehen verwenden. Dabei lernt der Hund, die anderen Menschen zu ignorieren, weil auf das Kommando hin Leckerli nur von Dir zu erwarten sind.
Die beiden Methoden sind übrigens durchaus kombinierbar, dann kannst Du den Hund erst mal Kontakt aufnehmen lassen, wenn er mal soweit ist - und wenn Du in einer Situation merktst, daß er sich überfordert fühlt und unsicher zu werden droht, dann gibst Du ihm das Kommando, das ihn auf Dich fixiert. Damit hat er etwas zu tun, was ihm Sicherheit gibt, weil er es kann. Und Du hast Zeit, die unangenehme Situation für Deinen Hund zu entschärfen.
Jede Situation, die Ihr so meistert, wird den Hund sicherer machen - und Dich auch. Und irgendwann wirst Du das Sicherheitskommando kaum noch brauchen.
Keine Angst, das packt Ihr schon. Mein Junior hat auch ganz schön damit gekämpft. Letzte Woche hat mich dann jemand unheimlich stolz gemacht, als er ganz erstaunt fragte: "Unsicher gegenüber anderen Leuten? Dein Hund? Der ist doch nicht unsicher!" Stimmt. Man merkt es im Alltag fast nicht mehr. Aber ich weiß, was für eine Arbeit dahinter steckt, und deshalb ist das ein Lob für mich.
Grüße, Kaya