Hund sucht zu selbständig
von Daniela(YCH) am 11. Dezember 2001 14:16
Hallo Reinhold,
das hast Du schön beschrieben. Ich gebe Dir da Recht, das Problem ist durchaus komplexer, als meine erste Antwort es dargestellt hat. Ich spreche nämlich auch aus Erfahrung, so einen Hund nenne ich ebenfalls mein eigen. Ich habe wirklich lange gegen ihn gekämpft (und natürlich die Führigkeit zusätzlich ausserhalb der Suche intensiv trainiert, besonders durch Verlorensuche und zielgerichtetes Schicken), aber auf Suchgeländen ging er nach wie vor durch.
Anders in Einsätzen oder auf neuen Übungsgeländen, da zeigte sich schon immer eine bessere Kommunikation, und wenn es nur mal ein kurzer Sichtkontakt war, um mein "ok" einzuholen. Er kennt es ja auch von Spaziergängen, daß ich mitunter ohne ihn zu rufen, eine andere Richtung einschlage. Wie gesagt, auf Fremdgeländen ist die Ansprechbarkeit deutlich besser, und damit auch die Führigkeit, obwohl er sehr weit läuft.
Auf Übungsgeländen, die er kennt (und wenn er nur 1x dort gesucht hat), ging er immer durch. Er kennt dort die Windströmungsverhältnisse und weiß dementsprechend sehr genau, wo und wie er zu laufen hat, um das Opfer so schnell wie möglich zu finden. Dabei lässt er auch bei den grossen Flächen nichts aus - jedenfalls findet er immer, egal wo das Opfer liegt.
Irgendwann hatte ich das ewige Gebrüll und Getriller satt und hab mich nach seiner Suchtaktik gerichtet - also mit ihm zusammen und nicht mehr gegen ihn gearbeitet. Man hat ihn förmlich aufatmen sehen. Der Weg dahin hat leider viel zu lange gedauert, zum Glück ist er so "suchgeil", dass ich ihn nie demotivieren konnte.
Dafür haben wir jetzt eigentlich nur noch harmonische Suchen. Ich weiß, wann ich ihn rennen lassen kann, und er merkt, daß ich ihn nicht mehr an unsinnigen Stellen zurückrufe. Es ist wirklich jedesmal erstaunlich, manchmal habe ich das Gefühl, er könnte Gedanken lesen oder umgekehrt, wenn ich meine, er hat eine Ecke noch nicht abgesucht, läuft er auch schon in diese Richtung. Auch auf meine Richtungswechsel geht er jetzt ein, er achtet einfach eher auf meine Körpersprache.
Es ist viel schöner, im Team zu arbeiten, als nur der Chauffeur des Hundes zu sein - darauf wollte ich in meinem Statement hinaus. Und wenn das endlich klappt, gibt es keinen besseren Hund, als den, der selbständig arbeitet. Man braucht nie Sorge zu haben, daß man ihn von der Witterung abruft, denn er setzt sich gegen unsinnige Kommandos durch!
Dass man natürlich ein Problem hat, wenn der Hund wildert oder das Platz auf Entfernung nicht beherrscht, ist logisch. Allerdings würde ich immer zuerst daran arbeiten, anstatt dem Hund die Suchfreude zu nehmen, nur weil wir Menschen keine Vorstellung von der Leistung einer Hundenase haben.
Grüsse
Daniela