Habe ICH was falsch gemacht? :: Was sonst nirgends passt

Habe ICH was falsch gemacht?

von Franziska(YCH) am 23. Februar 1999 21:23

: Hallo Nina,
:
: Ich habe mit meinem Hund ( 10 Monate alter Rüde) schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Nur mein Hund legt sich gleich auf den Rücken und dann ist meistens die Situation entschärft. Aber leider gibt es auch so verhaltensgestörte Hunde, die dann erstrecht zubeißen.

Diese Hunde sind meiner Meinung nach nicht verhaltensgestört, sondern nehmen ihre Erzieherrolle vielleicht bloß ernster, als so mancher anderer Hund. Wenn sich ein zehn Monate alter Rüde fremden rüden gegenüber sofort auf den Rücken schmeißt, ist das meiner Meinung nach nicht normal (ist es ein Golden Retriever?).


Ich denke, daß diese Hunde viele schlechte Erfahrungen gemacht haben und vielleicht auch viel von dominanteren Tieren unterdrückt worden sind und sich nun rangniedrige Tiere aussuchen um völlig unsozial ihre Macht demonstrieren.

Glaubst du im Ernst, daß ein Hund solche Bestrebungen haben kann (Macht demonstrieren)?

An so einem Verhalten sind meines Erachtens die Besitzer schuld. Denn meine Trainerin hat mir empfohlen den Hund sofort stark zu loben, wenn er sich unterwirft, so daß für ihn dadurch die schreckliche Situation dadurch ein wenig angenehmer wird.

Das hört sich für mich doch sehr vermenschlichend an.

Aber ich denke auch nur weil die Hunde alle gelernt haben unterwerfen ist eine gute Sache und dafür werden sie gelobt.

Meinst du wirklich, sie hätten das Unterwerfen durch das Lob vom Menschen gelernt? Das kann ich mir ehrlich nicht vorstellen. Dann müsste sich ja jeder dieser Hunde ständig jedem anderen Hund unterwerfen.

Bis dann franziska

von Briard-Jutta(YCH) am 24. Februar 1999 08:01

Liebe Nina,

es ist zwar eine weit verbreitete Meinung, aber sie stimmt nicht uneingeschränkt: Es verhält sich NICHT unbedingt der Hund richtig, der sich durch Auf-den-Rücke-drehen unterwirft. Frau Feltmann-von Schroeder hat in ihren Studien mit Dingos und Haushunden herausgefunden, daß diese Unterwerfungsgeste nach Abschluß des Welpenalters nur bei Mitgliedern des eigenen Rudels und engen Freunden gezeigt wird. Fremden Hunden gegenüber werden andere Formen der Unterwerfung praktiziert (z.B. sich niederducken auf den Boden). Unter erwachsenen fremden Hunden ist also der "verhaltensgestört", der sich auf den Rücken wirft!

Wird nun einem Nicht-Rudelmitglied diese Geste gezeigt, ist es völlig normal, wenn der fremde Hund die Geste als nicht angemessen erkennt und dementsprechend reagiert. Leider haben Menschen häufig die Vorstellung, der Begriff "gut sozialisiert" bedeute gleichzeitig "frei von Aggression". Das ist allerdings eine fatale Fehleinschätzung: Aggression ist in der Natur für Beutegreifer überlebensnotwendig, ob das den Menschen nun gefällt oder nicht. Aus diesem Grund ist es mindestens grob fahrlässig, wenn eine Trainerin auch noch dazu rät, ein solches (Welpen-)Verhalten beim erwachsenen Hund zu verstärken. Damit sind Attacken vorprogrammiert. Golden Retriever werden inzwischen sogar züchterisch in diese Richtung beeinflußt, weil die Menschen einen Hund möchten, der keinerlei aggressives Verhalten mehr zeigt - und damit natürlich äußerst bequem im handling ist. Allerdings geht diese Rechnung nicht auf, da sie nun einmal dem genetischen Grundprogramm von Hunden entgegen läuft.

Also: Ein gut sozialisierter Hund ist der, der gelernt hat, Artgenossen gegenüber angemessenes (und zwar bezogen auf die innerhundliche Kommunikation) Verhalten zu zeigen. Und ebenso, wie es nicht angemessen ist, grundlos (wieder auf die Hunde bezogen) einen anderen Hund schwer zu verletzen, ist es nicht angemessen, wenn ein erwachsener Hund sich wie ein Welpe verhält.

Liebe Grüße,
Jutta


von Julia(YCH) am 24. Februar 1999 08:35

Hallo Nina (und die anderen User/innen),

vielen Dank für Deinen Rat und an dieser Stelle auch ein Dankeschön an die anderen User die versucht haben, mir Mut für die nächsten Sapziergänge zu machen. Mich erinnert das mehr an "Spießrutenlauf" und daher werde ich die nächsten Wochen wieder alleine in den Wald fahren :-( Dann haben die Hunde nur Sonnabends auf dem Hundeplatz "Kontakt", da kenne ich alle Hunde und die sind durchweg lieb :-)

Ich muß allerdings sagen, daß ich das nicht unterstützen würde, wenn sich die Hunde vor allem und jedem unterwerfen. Das hat sie auch nicht getan, sie ging im SITZ lediglich ein kleines Stück runter (wir würden sagen "in die Knie"winking smiley und hob ihren Kopf zu dem Rotti hoch, denn sie ist ja viel viel kleiner. Sie war zwar etwas ängstlich (so würde ich das interpretieren), warf sich aber nicht auf den Rücken.

Da ja der Rotti nicht "Rudel" ist, hätte ich ja ein beschnuppern und danach ggf. ein Knurren oder gar Beißen verstanden, aber so völlig aus dem Kalten ... bin ich doch der Meinung, daß das nicht normal ist. Auch wenn Hunde Beutetiere sind und evtl. Demutsgesten von Nicht-Rudelmitgliedern nicht anerkennen (siehe Message von Jutta) schlagen oder reißen oder töten sie sich doch nicht gegenseitig. Dann würden sich ja z. B. Wölfe untereinander ausrotten. Gut, die Rottidame hat meine nicht Tot-gebissen. Wir leben ja auch nicht im Wald oder Dschungel, wo die Tiere sich selbst überlassen sind und nach ihren jeweiligen "Strickmustern" reagieren.
Ich sehe das so, daß ich meinen Hund an die Leine legen muß wenn er des öfteren so reagiert und andere Hunde attakiert, aus welchen Gründen auch immer. Ich kann ihn ja einige Meter weiter wieder ableinen und alles verläuft glatt. Ich ging und gehe jedenfalls davon aus, daß ein Hund friedlich und lieb ist, kommt er mir ohne Leine entgegen. Das sollte jedenfalls "Ehrenkodex" unter Hundebesitzern sein. Oder was meint ihr? Leider war es in diesem Fall nicht so und mich ärgerte auch das Verhalten bzw. Nicht-Verhalten der beiden junden Leute maßlos. Ich wollte auch nicht riskieren den beiden noch einige Meter hinterherzulaufen und sie anzusprechen weil ich ja nicht wußte, wie der Rotti noch reagieren würde.

Gruß Julia

von Michaela(YCH) am 24. Februar 1999 08:56

Hallo Jutta,

ich bin sicherlich nicht von der Methode "loben für Unterwerfung" überzeugt und würde sie bei meinem Hund deshalb auch nicht anwenden, Deine Meinung, dass die Unterwerfungsgeste "sich auf den Rücken werfen" ein Zeichen für eine Verhaltensstörung sei, finde ich jedoch fragwürdig. Die Domestikation der Hunde hat u.a. eine "Verkindlichung" bewirkt, insofern finde ich 1:1 Vergleiche mit Dingos, Wölfen, etc. eher amüsant, als relevant. Ebenso könnte ich sagen: Hunde die bellen verhalten sich nicht artspezifisch, denn Wölfe bellen nicht. Sehr selbstbewusste und dominante Rüden unterlassen diese Geste meistens, doch habe ich das auf den Rücken legen bisher meistens bei folgender Situation beobachtet: Ein Hund begegnet mehreren ihm fremden Artgenossen, die zusammen ein vertrautes Rudel bilden und dementsprechend selbstbewusst agieren. Der einzelne Hund fühlt sich überfordert, reagiert ängstlich und wirft sich auf den Boden. Andere Hunde zeigen nur Fluchtverhalten,aber ich würde nicht unbedingt sagen, dass dies "reifer" ist, einfach nur eine andere Variante.

Liebe Grüsse,

Michaela

von Birgit S.(YCH) am 24. Februar 1999 08:57

:
: Ich sehe das so, daß ich meinen Hund an die Leine legen muß wenn er des öfteren so reagiert und andere Hunde attakiert, aus welchen Gründen auch immer. Ich kann ihn ja einige Meter weiter wieder ableinen und alles verläuft glatt. Ich ging und gehe jedenfalls davon aus, daß ein Hund friedlich und lieb ist, kommt er mir ohne Leine entgegen. Das sollte jedenfalls "Ehrenkodex" unter Hundebesitzern sein. Oder was meint ihr?
:

Hallo Julia,

da bin ich genau der gleichen Meinung wie du.

Also wenn mir ein Hund angeleint entgegenkommt, leine ich meinen grundsätzlich auch an. Kommt mir ein Hund frei entgegen, laße ich meinen meist auch laufen, weil ich denke der andere ist dann auch friedlich. Manchmal ist das aber nicht so. Also ich persönlich fände es gut, wenn man einem fremden Hund begegnet, daß jeder erstmal seinen an die Leine nimmt und man sich dann verständigt, ob man es versuchen will sie zusammen frei zu lassen oder nicht. Ist ein Besitzer nicht einverstanden, sollte man das respektieren und nicht versuchen mit "da passiert schon nichts" den anderen zu beinflussen. Jeder kennt seinen Hund am besten.
Mir persönlich begegnen gar nicht so oft fremde Hunde, die meisten kennt man schon und weiß dann ob sie sich verstehen oder nicht.

Viele Grüße

Birgit S.


P.S.
Ich finde auch das gerade oft Besitzer großer Hunde wenn sie einem kleinen begegnen etwas zu sorglos sind, da ihrem im Ernstfall nicht viel passieren kann.
Mein Hund darf normalerweise mit jedem Hund spielen egal welche Größe.
Aber vorher abklären ob es einem auch recht ist, fände ich gut.

von Chris(YCH) am 24. Februar 1999 13:14

Liebe Julia,

ich habe seit ungefaehr zwei Jahren eine Schaeferhuendin, die schon ausgewachsen zu mir kam. Leider musste ich nach etwa drei Monaten Eingewoehnungsphase feststellen, dass ich zu den unglueckseligen Leuten gehoere, die einen beißenden Hund haben, sprich in bestimmten Situationen auf andere Hunde losgeht. Da ich ein absoluter Hundebesitzerneuling war, wusste ich gar nicht, was ich tun sollte, wenn eine solche Situation entstand. Das fuehrte dazu, dass ich regelrecht Angst hatte, mit der Huendin spazierenzugehen, um eben solche Situationen zu vermeiden. Ich bin dann auch meistens irgendwo spazierengegangen, wo relativ wenige bzw. gar keine anderen Spaziergänger mit Hunden waren. Ich möchte damit sagen, dass nicht nur diejenigen, deren Hunde gebissen wurden, sondern auch diejenigen deren Hunde beißen Ängste ausstehen können. Grundsätzlich wird das Verhalten der Hunde von anderen Menschen auf die Hundebesitzer gemünzt, das habe ich oft genug in den Gesichtern der anderen Spaziergänger gesehen, wenn sie mich und meinen Hund anguckten.

Warum der Rotti in Deinem Fall angegriffen hat, weiß ich nicht und will ich gar nicht beurteilen, denn ich war nicht dabei. Der Hund muß nicht unbedingt verhaltensgestört oder nicht sozialisiert sein, das kann Gründe haben, die uns Menschen einfach verschlossen bleiben.

Nun etwas zur Verteidigung der Rotti-Besitzerin anhand meines Beispiels:

Ich habe dann viele Bücher gelesen und mich auch mit anderen Hundebesitzern über Beißereien unterhalten. Überall steht sowas bzw. wird einem gesagt wie: Wenn's gar nicht mehr anders geht, Hunde auseinanderreißen (an den Hinterbeinen), mit klaren Worten auseinanderbefehlen usw.

Ich habe dann, nach der ersten Beißerei (es waren innerhalb von zwei Jahren, drei Beißereien) meinen Hund auch grundsätzlich an die Leine genommen sobald ich am Horizont einen anderen Hund entdeckte. Meistens waren dann diese Hunde natürlich soooo liiieeeb, dass sie nicht an die Leine mußten und die Hundebesitzer auch gar keine Veranlassung sahen, da m e i n Hund ja an der Leine war. Nur hatte ich dann eben immer das Problem, der andere nicht...

Irgendwann bin ich dann in eine Hundeschule gegangen und konnte nach einigen Stunden Einzelunterricht auch am Gruppenunterricht mit anderen Hunden teilnehmen. Der Unterschied war folgender: Die Hunde waren, wenn z.B. gespielt wurde auf sich gestellt. Dies ist jetzt bitte nicht falsch zu verstehen. Alle Besitzer waren anwesend, doch sobald die Hunde, ob freundschaftlich, vorsichtig oder ängstlich Kontakt aufnahmen, drehten die jeweiligen Besitzer ab und gingen, ohne ein wort zu sagen, weg (möglichst in jeweils entgegengesetzte Richtung). Bei meiner Hündin hat es während dieser Stunden nicht einen Angriff gegeben und auch später nichdt mehr. Wenn ich mit ihr spazieren ging und plötzlich ein Hund um die Ecke kam, drehte ich mich um und ging weg, denn hätte ich gerufen oder gar geschrien hätte meine Hündin das falsch werten können und angreifen können. Hinterherlaufen und dazwischen gehen ist gefährlich. Auch wenn ich dem anderen Hundebesitzer, die ja meistens noch weit weg sind, rufenderweise informiert hätte, hätte das falsch verstanden werden können.

Vielleicht hat auch die Rottibesitzerin aus diesem Grunde so gehandelt und vielleicht wäre es gut gewesen, wenn auch Du weggegangen wärst. Die Hunde hätten, und haben ja wohl auch, ihre Angelegenheit alleine überwunden. Leider war ich nicht dabei um das zu beurteilen, aber ich möchte mit diesen Zeilen auch einmal die andere Seite beleuchten. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass der Frau egal war, was da passierte.

Gruss

Chris


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