von Claudia(YCH) am 13. Juni 2002 06:24
Hallo, Marina!
Zu dem Thema "blinder Hund" möchte ich Dir Folgendes erzählen, was Dir hoffentlich Mut macht:
In unser Tierheim kam eine ca. 5-6-jährige Cockerdame aus extrem schlechter Haltung.
Sie hatte einen dicken Tumor unter dem Bauch hängen und war blind.
Durch die neue, unbekannte Umgebung war sie uns gegenüber sehr zickig, wir konnten kaum an sie ran. Sie war völlig unsicher und ängstlich, weil sie ja nicht wusste, was mit ihr passiert.
Luna sah so schlecht aus, dass wir überlegt haben, sie einzuschläfern, um ihr weiteres Leiden zu ersparen. Mehrere Tierärzte wollten sie aufgrund des Tumors einschläfern.
Gott sei Dank haben wir sie am Leben gelassen. Sie gewöhnte sich langsam an ihre neue Umgebung und wurde zutraulicher. Natürlich lief sie aufgrund ihrer Blindheit überall gegen. Wir mussten sehr vorsichtig sein.
Da der Tumor sich verschlimmerte und so groß war, dass sie kaum noch laufen konnte, überlegten wir erneut, sie einschläfern zu lassen.
Eine Tierärztin sah aber doch noch Hoffnung und operierte sie. Erfolgreich !!
Der dicke Tumor war weg und Luna lebte wieder richtig auf, sie konnte endlich wieder normal laufen!
Mit der Zeit lernte sie auch ihre Umgebung kennen. Sie war bei einer ehrenamtlichen Helferin des Tierheims in Pflege. In deren Wohnung kennt sie jede Ecke und bewegt sich wie ein sehender Hund.
Auch wenn sie im Tierheim ist, hat sie keine allzu großen Probleme. Klar läuft sie mal wogegen, aber das stört sie keineswegs.
Beim Spaziergang ist sie fast perfekt (ohne Leine!). Sie weiß genau, wo der Wegesrand ist und hält sich tatsächlich super auf dem Weg. Wenn sie mal etwas länger geschnuppert hat, kann es sein, dass sie nicht weiß, in welche Richtung ihr Pflegefrauchen gegangen ist. Dann muss man auch schonmal rufen, ansonsten orientiert sie sich an dem Geräusch der Schritte des Menschen oder am Gequatsche, wenn mehrere Leute dabei sind. Klar läuft sie häufig gegen Menschen oder unsere anderen Hunde, aber da muss man halt etwas Acht geben. Wir hüpfen bei jedem Spaziergang in der Gegend rum, wenn Luna uns vor die Füße läuft, aber wen stört das??? Unsere Hunde gehen ihr inzwischen aus dem Weg.
Sie ist sogar heftig wasserverrückt und geht Schwimmen! Der Spaziergang an den See ist das Größte für sie! Da ist sie kaum noch zu halten, wenn sie das Wasser wittert.
Ihr Pflegefrauchen ist davon überzeugt, dass sie als "sehender" Hund grauenhaft wäre und ständig streunen würde, da sie als Blinde die Nase schon nicht vom Boden bekommt und das Leben einfach genießt!
Bei dieser Hündin wurde alles richtig gemacht. Sie kann die nächsten Jahre in ihrem Leben genießen. Die Blindheit stört die Menschen mehr, als den Hund selber. Es ist wirklich so. Ein blinder Hund kommt mit seiner Behinderung nach einer gewissen "Eingewöhnungszeit" super klar. Auf jeden Fall die Hunde, die ich kenne.
Luna ist ein richtig hübscher Hund mit glänzendem Fell geworden. Sie kann ihr Leben endlich genießen.
Die Idee, dem noch nicht blinden Hund Kommando´s, wie "rechts", "links", etc. beizubringen, finde ich klasse. Es wird das Zusammenleben mit dem Cocker Deiner Freundin sicher erleichtern.
Aber mach Dir da nicht so viele Gedanken, wenn der Cocker nicht mehr sehen kann. Er wird sich schnell daran gewöhnen. Deine Freundin soll ihm Hilfestellungen geben, aber ihn nicht verhätscheln.
Das wird schon!!!
Alles Gute!
Claudia