von Merve am 23. Oktober 2007 11:56
Hallo Andrea
Dafür sind wir ja da.
Gut, dass der Zweithund noch nicht so extrem „abgeschaut“ hat, dass er grundsätzlich so reagiert, sondern eben bei deiner Freundin ganz anders ist, wenn der Ersthund nicht dabei ist. So hast du es wenigstens bei einem Hund einfacher.
Macht er das denn bei jedem Menschen, dass er unfreundlich wird? Wenn ja, musst du jedes Mal eingreifen und ihn anleinen, sehr konsequent und ohne traritrara. Er soll nicht das Gefühl haben, dass du ihn anleinst, weil eine Gefahr droht, sondern, dass du ihn anleinst um die Kontrolle wieder zu übernehmen. Also am besten leinst du ihn gleich an, wenn du irgendwo einen Menschen siehst, bevor er diesen auch gesehen hat-dann verknüpft er das nicht damit, dass der Mensch eine Gefahr ist.
Noch eine andere Sache, darf dein Hund frei wählen mit welchen Hunden er spielt? Also du bist unterwegs mit ihm, ohne Leine, ein unangeleinter Hund kommt entgegen. Entscheidest du, ob er gehen darf, oder geht er direkt von sich aus auf den Hund zu? Wenn ja kannst du hier schon ansetzen mit der Übernahme der Kontrolle. DU entscheidest, welcher Hund oder Mensch gut ist für ihn und nicht er.
Weisst du, ob er mal was Schlechtes erlebt hat? Ist er mal erschrocken, oder wurde geschlagen? Es ist leider sehr schwierig von hier aus zu beurteilen, wie es am besten geht. Den genauen Hintergrund oder wie ich das nenne, das Leben davor… wussten wir bei unserem Hund leider nicht. Er biss oder schnappte auch nicht, aber es war unerträglich, da er zu jedem Menschen hinlief, ganz nahe die Schnauze hinhielt und knurrte und bellte wie verrückt. Liess sich auch nicht abrufen. Das kriegten wir leider erst in den Griff, als wir mal einsahen, dass es nicht geht, dass ein Hund frei herum läuft und irgendwelche wildfremden Menschen stellt. Ausserdem kamen natürlich entsprechende „Gespräche“ zustande, wo wir uns dann auch irgendwann überlegen mussten-wie weiter? Es ist wirklich sehr mühsam für Halter wie Hund und Mitmenschen.
Was ich beim Training feststellte war, es kommt extrem auf deine Stimmung darauf an. Wenn ein Mensch entgegen kam und ich sonst schon irgendwie gestresst war und dann auch noch unsicher wurde innerlich hat Sisco das natürlich sofort gemerkt und die Führung wieder übernommen. Du musst sehr selbstsicher sein. Am besten gibst du ihm einen harschen Befehl wie „fertig!“, stellst dich gross vor ihm auf und achtest darauf, dass er hinter dir bleibt bis die „Gefahr“ vorüber ist. Wenn er dann mal ruhig war, sofort loben und am besten gleich mit einem Spiel verkoppeln, dass er einen Grund hat, ruhig zu bleiben. Ganz wichtig, darauf achten, dass das Training positiv endet. Also lieber einmal früher heim gehen, wenn er ruhig geblieben ist, anstatt auf den nächsten zu warten und zu riskieren, dass er wieder einen „Rückfall“ hat. Also kurz gesagt, arbeite an der Bindung und versuche sein Vertrauen für dich zu gewinnen, nur so kannst du ihm einen stressfreien Spaziergang bieten-dir selber natürlich auch;-)
Ich muss jedoch anmerken, das ist kein Ding was in zwei drei Wochen fertig und erledigt ist. Das kann Monate, oder sogar je nach Hund Jahre dauern. Bei uns ist das Ziel nach 1,5 Jahren intensiven Übens erreicht gewesen und nun üben wir andere Sachen, die besser werden sollten. Bei dir ist die Schwierigkeitsstufe natürlich etwas höher, da du nun zwei Hunde hast, die dasselbe Verhalten zeigen. Ich würde getrennt üben, da du dich so besser auf den jeweiligen Hund konzentrieren kannst, sonst geht das Ganze nach hinten los und ihr seid weiterhin nicht glücklich. Am besten hättest du mit dem Zweithund gewartet bis der Erste aus dieser Situation heraus ist, aber dafür ist es nun zu spät und du musst beides in Angriff nehmen. Dafür bist du nachher umso glücklicher wenn du zwei angenehme Hunde hast.
Wohnst du in der Schweiz? Vielleicht könnte ich dir etwas Hilfe geben bei den Trainings, wobei ich weit entfernt bin von einem Hundetrainer. Es ist halt nur so, dass ich „dasselbe“ Problem mit meinem Hund hatte.
Wegen dem lesen der Körpersprache. Ein Hund fixiert meist zuerst das entgegen kommende. Da müssen bei dir schon die Alarmglocken läuten und du musst ihn ablenken und in diesem Moment anleinen wo er abgelenkt ist (also nicht während er andere Personen fixiert, ausser es wäre schon zu spät und du musst ihn bei dir Halten). Wenn du ihn genauer beobachtest wirst du ziemlich schnell merken, wann es soweit ist, dass es ihm zuviel wird. Wenn du fragen hast, werde ich bemüht sein, diese zu beantworten.
Gruss