von Bianca(YCH) am 22. Juli 1999 08:38
Hey Moni,
hab Dich nicht vergessen, aber leider hab ich nur im Büro Internet. Deswegen komme ich erst abends dazu, zu antworten und kann es erst morgens „einspeisen“. Also: Auf keinen Fall würde ich den Hund grundsätzlich angeleint lassen: Nur mußt Du jetzt schnellstens darauf hinarbeiten, Daß Dein Hund auf das Kommando „HIER“ reagiert und kommt. Das ist ein absolutes MUSS! Man handelt sich sonst sehr viel Ärger ein, wie Dein Statement „Toleranz unter Hundehaltern“ ja auch gezeigt hat, was doch sehr ausgeartet ist, finde ich. Aber 50 % Gehorsam reichen einfach nicht aus. Laß uns doch jetzt 95 % in Angriff nehmen! Tschakka! Dein Hund ist jetzt 16 Monate alt und Du solltest jetzt doppelt "Gas geben“ (wie ich gehört habe, hast Du ihn auch noch gar nicht so lange, Was war denn der Abgabegrund?!).
1. Wenn Du mit dem Hund spielen gehst, rufe ihn unbedingt immer mal wieder zwischendurch „heraus“. Deine Stimme sollte immer freundlich bleiben, auch wenn Du ihn fünf Mal rufen mußt. Wenn er kommt, lobe ihn und schicke ihn aber auch gleich wieder weg zum Spielen, damit er das Rufen positiv verbindet und nicht nur mit einem lästigen Anleinen.
2. Kauf Dir ein Spielzeug oder irgend etwas, wovon Du weißt, daß Dein Hund es mag. Dieses Spielzeug darf er nur in Situationen zu sehen bekommen, in denen er nicht hört. Also auf keinen Fall das „Altbewährte“ von zu Hause. Es muß etwas Besonderes sein und bleiben.
3. Bevor Du ihn ableinst, laß ihn vorher immer eine Übung ausführen. Wird diese richtig ausgeübt, kannst Du ihn ableinen. Du muß ihm jetzt eindeutig klar machen, daß Du das Sagen hast.
4. Hast Du es schon einmal ausprobiert, wenn er nicht hört, wie bei dem Dackel, einfach aufzuspringen, BALU (?) zu rufen und in eine entgegengesetzte Richtung zu LAUFEN? Wie gesagt, daß Rufen des Namens muß immer interessant klingen, so nach dem Motto: Guck mal, was ich hier Tolles habe. Anfangs kannst Du auch eine 10-Meter-Leine nehmen und ihn damit spielen lassen, wenn er dann losschießen möchte, rennt er zuallerst in die Leine (könnte für den Anfang auch nicht schlecht sein)
5. Achte IMMER auf Deinen Hund, vor allem darauf, wer kommt. Versuche immer schlauer zu sein als er. Egal, mit wem Du gerade im Gespräch bist. Brich es schon im Vorfeld ab und konzentrier Dich nur auf Deinen Hund. Egal, was die Leute denken! Der Hund sollte jetzt ausschließlich 1. Priorität sein.
6. Übe jeden Tag (alleine mit ihm) auf jedem Spaziergang eine „Feldlänge“ das Kommando „HIER“ und Unterordnung wie Ablegen – Heranrufen, Sitz, Platz usw.. Folgt er nicht (bei HIER oder KOMM, mach linkskehrt und geh in die andere Richtung. Kannst auch eine lange Leine als Hilfsmittel nehmen und übe nie auf gleichen Strecken, sondern nimm dazu immer andere.
7. Wenn Dein Hund „nur so“ auf Dich zukommt, gebe sofort das Kommando Balu, hier! und lobe ihn ausgiebig.
8. Voraussetzung Garten: Übe mit ihm im Garten. Kommt er nicht, gehe hinein, mach die Tür zu und laß ihn genauso versauern, wie er Dich hat versauern lassen und ignorier ihn. Am besten ganz aus der Bildfläche verschwinden, so daß er Dich auch nicht von außen zu sehen bekommt.
9. Such Dir einen Hundeverein, wo Du gezielt auf diese Probleme hinarbeiten kannst: Wichtig ist, daß die Hunde vor und nach der Übungsstunde miteinander spielen dürfen und das "Gruppenarbeit" gemacht wird (gerade wenn ein Hund an der Leine gerne andere angiftet, da hat er genug Gelegenheiten). Da kann er viel lernen und Du hast somit auch die Situation geschaffen, daß irgendwann alle Hunde angeleint werden müssen. Erkundige Dich vorher nach den Übungsmethoden, wie die Hunde „gestraft“ werden und schau Dir das erst einmal eine Stunde an. Auch die Preisunterschiede sind nicht unerheblich (von 150,-- DM jährlich bis 2.500,-- DM für einen Kurs!!!)
Moni, mehr fällt mir im Moment nicht dazu ein. Ich bin mir aber sicher, wenn Du dieses konsequent durchziehst, wird es funktionieren. Vor allem bleib konsequent in ALLEM, was Du tust. Ein Nein ist ein Nein, da sollte es für Deinen Hund keine Kompromisse geben. Solange er nicht hört, würde ich bei allen Dingen genauso rigoros sein, z. B. wenn Du irgendwo vorbei willst und er liegt im Weg, ER hat den Weg zu räumen; wollt Ihr durch die Tür, gehst DU zuerst, soll er ins Körbchen oder an einen bestimmten Platz, soll er erst wieder seinen Platz verlassen, wenn Du dafür das Kommando gibst; wenn er Futter bekommt, laß ihn vorher absitzen, erst auf DEIN Kommando darf er fressen. Tut er es nicht, stell es erst wieder hoch. Du mußt DICH in JEDER Situation durchsetzen, denn wie ich das sehe, tanzt er Dir im Moment „auf der Nase“ herum. Dein Hund wird Dich später viel mehr achten, weil Du Dich durchgesetzt hast und dadurch auch an „Ansehen“ gewinnst und es macht auch viel mehr Spaß mit dem Hund, wenn er hört, glaub mir das. Er erprobt mir Dir im Moment den Machtkampf und dabei mußt DU eindeutig als Sieger hervorgehen. Wenn das gefruchtet hat und es „Klick“ gemacht hat, kannst Du die Zügel wieder etwas lockerer lassen.
Zum Thema Anspringen (2. Problem):
Ich denke, Du kannst es mit der Wasserpistole versuchen; mein Hund würde allerdings nur darüber lachen (wenn er könnte). Eine Methode wäre noch, daß derjenige der den Hund hochhebt, sein Knie hochzieht, in dem Moment, wo Dein Hund ihn anspringen will, so daß er genau darein läuft. Bei einem Welpen würde ich das nicht machen, aber bei einem 16 Monate alten Rüden mit dieser Unart auf jeden Fall. Vor allem solltest Du 3 „Testpersonen“ haben und dieses an unterschiedlichen Orten ausprobieren, daß Dein Hund das auch mit der Situation verbindet und nicht mit einem Menschen oder nur mit diesem Ort (würde Dir gerne dabei behilflich sein, aber es scheitert schon bei mir am „Hochheben“ meines Hundes)
Noch etwas: In Dir sollten 2 Extreme „wohnen“. Gewöhn Dir eine überschwenglich positive und freundliche Stimme an, für Dinge, die Dein Hund richtig macht. Andererseits einen unausweichlich, harten und konsequenten Tonfall (bitte nicht zu verwechseln mit Lautstärke, ein Hund hat ein ausgezeichnetes Gehör!)
Moni, bleib am Ball – was „Hänschen“ nicht lernt, lernt „Hans“ nimmermehr. Du wirst sehen, wenn Du dieses befolgst, wirst Du schon in kürzester Zeit Erfolge erkennen können. Es würde mich sehr wundern, wenn nicht ... (Dein Hund wird es übrigens auch!!!)
Viele Grüße und gutes Gelingen wünscht Dir
Bianca