von Melli und Sammy(YCH) am 23. August 2002 11:44
Hallo Dani!
Jetzt möchte ich mich auch gerne in die Diskussion einmischen... :-)
: Sie ist ein Jack Russell Terrier und heißt Sugar. Sagt dir die Rasse etwas?
Mir sagt sie allerdings etwas.
: WEnn ja, dann kannst du dir ja sicher vorstellen was für ein Wirbelwind sie ist! :-)
Oh ja, ein Terrier eben. Und gerade weil deine Kleine (wie alt ist sie denn?) ein Terrier ist, musste ich sofort posten als ich deinen Beitrag las. Denn meiner Meinung nach ist besonders bei einem Klein- bzw. Jagdterrier das um und auf einer erfüllenden Mensch-Hund-Beziehung sowie der Grundstein jeglicher weiteren erfolgreichen Erziehung die Bindung zum Besitzer.
Die kleinen Terrier sind durchwegs auf Selbständigkeit und Zähigkeit gezüchtet und bringen auch eine Portion "Sturschädel" mit. Deswegen sollte man in der Beziehung und auch Erziehung einiges beachten...
: Wie hast du es denn geschafft, daß der Hund anhänglich zu dir wurde?
Gerade das ist wohl der wichtigste Punkt: du musst zu anfang alles menschenmögliche tun um eure Bindung zu stärken! Ausgezeichnete Tipps findest du im "kosmos erziehungsprogramm für hunde", es wird auch ausfürhlich über die Rangordnung gesprochen. Sehr empfehlenswert sind auch die Bücher von Boch und Erik Zimens "Der Hund".
Einen Grundstein legen kannst du zB durch gemeinsames Beutespiel.
Kaufe dir ein Quietschi mit Schnur und ziehe es im Sitzen vor deinem Hund über den Boden. Lass es ihn immer wieder erwischen, rucke und zucke weiter - anfangs vorsichtig - mit der Schnur, imitiere Beutegeräusche - dein Hund wird dich dafür lieben (besonders beliebt sind bei Terriern die Quietschetiere). Mach zu anfang nicht den fehler das Spielzeug von dir weg zu werfen, der Hund soll ja lernen "bei Frauchen ist es am schönsten zum spielen" und nicht "sobald das Quietschi von frauchen wegfliegt wird es toll".
Solche Spiele stärken die Bindung und klären gleichzeitig die Rangordnung: du beginnst und beendest das Spiel. Mach nicht den Fehler erst dann aufzuhören, wenn der Hund ohnehin keine Lust mehr hat sondern beende das Spiel dann, wenn es scheinbar am schönsten ist.
: Im Moment ist es bei uns noch so (ich hab sie seit nun fast vier Wochen), daß es mir vorkommt ich bin ihr relativ egal.
Versuche das zu ändern! Mach dich interessant! Du musst versuchen herauszufinden, was deinem Hund besonders gut gefällt (besonders gute Leckerbissen, Beutespiele, Apportierspiele, Suchspiele, Fangenspielen - natürlich muss der Hund DICH fangen und nich umgekehrt). sorge dafür dass dein Hund verknüpft "Frauchen ist die tollste! Da ist es richtig interessant!"
: Wenn wir Gassi gehen (ohne Ablenkung im Wald oder so) und ich verstecke mich, dann kommt sie ganz schnell und sucht mich.
Prima! Ändere auch öfters während dem gehen die Richtung, laufe im Zickzack herum oder drehe einfach um und renne davon. Mach dich unberechenbar und vermittle dem Hund: "wenn ich nicht auf Frauchen schaue, dann kann das unangenehm werden", weil du nämlich nicht auf Sugar wartest sondern sie selbst mit dir Schritt halten und nach dir gucken muss. Das ist m.E. eine der wichtigsten Lektionen die ein Hund zu lernen hat.
: Aber im Prinzip ist es ihr Wurscht wer mit ihr raus geht (ob mein Bruder, Mama usw.).
Dann ist deine Kleine eben ein richtiger Familienhund ;-) Aber ihr habt sie ja erst 4 Wochen, da kann sich auch noch einiges ändern. Sammy war zu anfangs auch nicht sonderlich auf mich fixiert, mittlerweile bin ich die einzige die begrüßt wird, wenn alle 4 Familienmitglieder gleichzeitig heimkommen.
: Und wenn dann ein Wildfremder noch ihr Spielzeug hätte, dann bin ich vollkommen egal und das Spielzeug zieht tausend Mal mehr!
Das ist doch Prima! Es kommt im Moment einfach noch nicht darauf an wer das Spielzeug hat, sondern DASS jemand das Spielzeug hat. Nutze es aus und schnappe eben DU dir das begehrte Spielzeug.
Jetzt möchte ich noch Josh zu diesem Thema zitieren:
-- Noch ist es das Spielzeug, was er den anderen Hunden vorzieht, nicht Deine Person. Aber wenn immer nur Du das Spielzeug hast - dann stärkt das ganze hervorragend Eure Bindung. Irgendwann ist der Hafer und der der ihn bringt ein- und dasselbe... --
Lies doch dazu weiter unten im Forum "Bindung zum HH".
: Also vielleicht hast du noch ein paar gute Tips zum Thema "Anhänglichkeit/Bezugsperson/Alpha"-werden!
Bei einem Terrier ist äußerste Konsequenz gefragt. Lass ihm ein einziges Mal etwas durchgehen und er hinterfragt den Befehl mindestens 50 mal bevor er ihn wieder als halbwegs "befolgbar" anerkennt.
Ausserdem ist Druck bei den meisten Terriern VÖLLIG fehl am platze... Da wird sofort auf stur geschaltet und nix geht mehr. Versuche es über positive Bestärkung, Clickertraining und du wirst sehen, mit der richtigen Motivation und Bindung zu dir wird die Erziehung ein Kinderspiel.
Lege besonderes Augenmerk auf die Befehle "Komm" oder "Hier" sowie der oben beschriebenen Übung (verstecken, weglaufen, umdrehen,...). Terrier neigen nach meinen Erfahrungen ansonsten dazu selbst auf Tour zu gehen ;-) bzw. die Erkundung der Umgebung in einem Radius von mindestens 50 Metern selbst in die Hand zu nehmen.
Ein Befehl der sich bei uns auch sehr bewährt hat ist das berühmte "Watch", also Blickkontakt aufbauen. Leider ist das ganze oft gar nicht so leicht, weil der liebe Hund natürlich alles andere interssanter findet als Frauchens neue Frisur oder Festtagsschminke... Spass beiseite: schaffst du es Blickkontakt zu deinem Hund aufzubauen, ist auch der anschließende Befehl um einiges leichter durchzusetzen. Bei einem Jagdterrier ein wichtiger Punkt.
Neigt dein Hund zum Jagen, besuche wenn möglich einen Wildpark. Übe dort anfangs in großem Abstand zum Gehege das "Hier" bzw. "Down", wenn du es einführen willst. Der Hund muss natürlich an der Leine bleiben! Anfangs kannst du eine 5 Meter Leine verwenden, später auch 10 oder 20 Meter. Verringere den Abstand zum Gehege immer mehr und steigere den schwierigkeitsgrad. Dein Hund soll lernen Wild als etwas ganz normales zu akzeptieren. Diese Übung setzt allerdings sehr viel Geduld und Üben voraus... schließlich hast du ja einen Hund, der zum Jagen gezüchtet wurde. Biete ihm hinsichtlich seiner Triebe also genug Alternativen an - die schon erwähnten Such- und Beutespiele eigenen sich hierfür.
Sehr hilfreich in dieser Hinsicht kann auch ein gut konditioniertes "Nein" sein. Das Nein muss allerdings felsenfest stehen und darf nicht mal ansatzweise hinterfragt werden, damit es auch beim Jagen klappt. Baue das Nein über Frustrationsverhalten auf (dazu wurde gerade neulich gepostet). Ich persönlich habe das "Nein" noch über "Strafe" abgesichert: Ich habe Sammy 2 mal, als er das "Nein" ansatzweise ignorierte, ein Stofftier knapp über dem Rücken hinweggeschossen und er ist jedesmal erschrocken, obwohl er nicht getroffen wurde. Seitdem sitzt das "Nein" perfekt :-) Das war es mir wert.
Zu guter letzt möchte ich dir nochmals das "Kosmos Erziehungsprogramm für Hunde" von Nicole Hoefs und Petra Führmann ans Herz legen, da es besonders auf die Sozialisation und Erziehung des Welpen, Junghundes sowie älteren Hundes äusserst detailiert und sehr gut nachvollziehbar eingeht.
Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen und erschrick bitte nicht ob der vielen vielen Tipps und Befehle die ich dir da so ans Herz gelegt habe. Lass dich trotz allem nicht stressen und gehe die Erziehung langsam an, kümmere dich erstrangig um eure Bindung. Vielleicht hast du auch Lust auf unserer Homepage vorbeizuschauen... Wenn du noch irgendwelche Fragen hast kannst du uns auch gerne mailen.
viele liebe Grüße und noch viel Spass mit Sugar
Melli und Sammy