von Sandra(YCH) am 25. September 2002 11:34
Hallo Tanja,
als ich Deine Frage und die bei Euch entstandene Problematik gelesen habe, konnte ich es mir wirklich bildhaft vorstellen. Ich selbst habe drei Hunde, eine Jackie-Dame (5), eine RS-Hündin (1,5) und einen RS-Rüden (16 Wochen). Der Neuzugang bereitet bei uns keine Probleme, aber die beiden Hündinnen. Ich habe erst in dem letzten Jahr gelernt, wie ich mich verhalten muß, um keine Probleme zu produzieren. Weil eine Auseinandersetzung meiner Hündinnen der Jackie-Dame schnell das Leben kosten kann, bin ich natürlich sehr vorsichtig und habe mich überall umgehört. Der Schlüssel ist wohl der, dass man den Rangniederen ignorieren muß und den Ranghöheren die alleinige Beachtung schenken muss. Das geht sogar soweit, dass ich den Ranghöheren sogar belohnen soll, wenn er in einer Auseinandersetzung den Rangniedrigeren fertig gemacht hat (diesen soll man gar nicht beachten). Mir fällt das in der Praxis sehr schwer, weil ich mich natürlich um den Schwächeren kümmern möchte und am liebsten die Ranghöhere für ihr "aggressives" Verhalten strafen möchte. Damit würde ich aber das Rudel verunsichern und neue Probleme künstlich herbeiführen. Natürlich wollen alle drei Hunde bei mir in der Gunst stehen und am liebsten würde ich mich um den schwächsten (hier der Welpe) am meisten kümmern, aber genau das ist wohl der größte Fehler, den man als Hundebesitzer von mehreren Hunden machen kann. Man sollte sich wohl immer vor Augen führen, dass die Hunde klare Bilder brauchen, sich in ihrer Rudelrolle (auch wenn sie die unterste Rangordnung haben) gut zurecht finden, wenn mann als Hundebesitzer diese Rangordnung auch akzeptiert. Unsere menschlichen Verhaltensweisen sind auf den Hund nicht übertragbar, er kennt in dem Sinne kein Mitleid o. ä. Ich will nur damit verständlich machen, dass es wichtig ist, dass Du den Welpen ignorierst, wenn die Hündin dabei ist. Sie ist ranghöher als der Welpe, und wenn Du Dich darüber hinwegsetzt, in dem Du den Welpen zu viel Beachtung schenkst, wird die Hündin sich veranlaßt sehen, dem Welpen noch mal zu zeigen, wo sein Platz ist. Ich z. B. schmuse meinen Welpen nur, wenn ich merke, dass die Hündinnen sich für Schmuseeinheiten von mir nicht interessieren, kommt dann jedoch eine von beiden, ignoriere ich sofort den Welpen und streichel die Hündin oder keinen mehr. Das klappt im Großen und Ganzen auch ganz gut, dennoch kann ich in bestimmten Situationen Stress nicht vermeiden. Es ist nicht möglich, mit den Hündinnen gemeinsam zu spielen. Bei uns liegt kein Spielzeug und auch keine Knochen herum, denn das sind immer wieder Auslöser für neue Streitigkeiten, die ich vermeiden will, da ich meine Jackie-Dame noch behalten will. Gespielt und gefressen wird bei uns zu Hause immer getrennt, und gestreichelt wird im Zweifelsfall nur der Ranghöhere. Einmischen durch Schimpfen oder Wegsperren des Hundes vermeide ich auch. Aus meiner heutigen Sicht hättest Du auch Deine Hündin nicht wegsperren dürfen, sondern den Welpen! Ich weiß, das klingt schrecklich, aber denk mal drüber nach! So hast Du m. E. den Frust auf den Neuzugang nur noch gesteigert. Und Deine Hündin hat sich vermenschlicht gesehen darüber gewundert, dass sie diesem Frechdachs nicht mal zeigen durfte, wer hier Chefin ist. Ich weiß auch nicht, ob meine Denkanstöße Dich weiter bringen, aber mir haben sie geholfen. Ich habe keine großen Rangordnungsstreitigkeiten mehr und ignoriere die kleineren Machtgehabe der Damen, bzw. rufe in diesem Fall die Ranghöhere zu mir, um ausgiebig zu schmusen.
In Deiner Situation würde ich die Hunde weitestgehend zu Hause trennen und viel rausgehen, wenn das möglich ist. Ausserhalb des Reviers dürften bei einem Spaziergang normalerweise keine Spannungen entstehen. Ich würde aber nicht den Kleineren laufen lassen und die Ranghöhere an der Leine führen,denn die "fühlt" sich dann wieder zu unrecht benachteiligt und lässt im nächstbesten Moment ihren Frust an dem Rüden ab. Sollte diese Situation dennoch entstehen, dann würde ich so neutral wie möglich dazwischen gehen, um die Hunde zu trennen. Ich würde nicht mit der Hündin schimpfen.
Ich weiß, wieviel Nerven das kosten kann, ich wünsch Dir aber alles Gute für Dein Rudel! Bei mir hat es auch geklappt, auch wenn ich von Rudeln höre, die gemeinsam fressen und spielen können. Da kann auch ich nur blass vor Neid werden...wahrscheinlich, weil ich noch immer viel zu viele Fehler begehe, deren ich mir nicht bewußt bin.
Liebe Grüße
Sandra