Rüde mit Verhaltensproblemen :: Hundeerziehung + Soziales

Rüde mit Verhaltensproblemen

von bianca(YCH) am 23. November 1999 14:59

Hey Thomas,
:
Find ich sehr gut, was Du geschrieben hast, vor allem das für die Auswahl eines geeigneten Hundeplatzes. Wie gesagt, daß A und O ist der
eigene Hund und wir selber achten jetzt auch verschärft darauf, den Leuten mehr theoretisches Wissen über Hundedenken zu vermitteln. Das ist auch ganz wichtig. Und noch wichtiger ist meines Erachtens der Kontakt untereinander, was auch nicht überall Gang und Gäbe ist. Das ist aber ebenfalls die Alltagssituation und meines Erachtens genauso wichtig für den Hund.

Allerdings habe ich zu einem Punkt eine etwas andere Meinung. Du schreibst mehrfach, daß Hund sowie als auch Halter gleichsam die Schuld für ein Problem tragen. Also, ich kann aus meinen Vereinserfahrungen sagen, daß in den seltensten Fällen der Hund die Ursache für ein Problem ist. Sicher haben wir auch Problemhunde, wo aber ursprünglich auch der Halter die Schuld trägt und dieser Teil ist doch sehr gering. In welchem Zusammenhang stehst Du zur "Hundeschule". Bist Du in einem Verein oder was machst Du??? Interessiert mich sehr. Würd mich über eine Antwort freuen.

Viele Grüße
Bianca

von Thomas Lüning(YCH) am 23. November 1999 15:36

Hallo Bianca

: Allerdings habe ich zu einem Punkt eine etwas andere Meinung.
: Du schreibst mehrfach, daß Hund sowie als auch Halter gleichsam
: die Schuld für ein Problem tragen. Also, ich kann aus meinen
: Vereinserfahrungen sagen, daß in den seltensten Fällen der
: Hund die Ursache für ein Problem ist.
: Sicher haben wir auch Problemhunde, wo aber ursprünglich auch
: der Halter die Schuld trägt und dieser Teil ist doch sehr gering.

Was Du sagst ist schon richtig. Es gibt aber auch Probleme, die aus einer
besonderen bzw. extremen Prädestination des Hundes entstehen, wie z.B.
Malinois ohne Job, Border Collies ohne Aufgabe oder auch hochspezialisierte
Jagdhunde ohne Jagd.

In solchen Fällen kann man dem Hunde-Menschen allenfalls mangeldes
Wissen über die eigentliche Bestimmung seines Hundes vorwerfen; weil die
besonderen Fähigkeiten des Hundes zu Beginn der Mensch-Hund-Beziehung
einfach unterschätzt wurden.
Imho sind es dann aber erst sekundär Probleme mit haltungsbedingten
Ursachen - es sei denn, die Ursache liegt nicht am fehlenden Wissen, sondern
an der fehlenden Bereitschaft, dieses Wissen zu erwerben bzw. die Veranlagung
des Hund und seine Talente in entsprechende Bahnen zu lenken.

Bei einem Hundeleben ohne Erfolgserlebnisse, Vereinsamung (geringe Kontakt
zum menschl. Sozialverbund), Langeweile muß sich der Hund eben auf
andere Weise "befriedigen". Die Ausprägung der Probleme steht jedoch sehr
häufig in unmittelbarem Zusammenhang mit den besonderen rassebedingten
Motivationen. Insofern sehe ich sehrwohl auch den Hund als Mitverantwortlich
für etliche Probleme.

Hunde sind eben Lebewesen mit enormer Sozialappetenz und mit der nicht
zu unterschätzenden Fähigkeit, sich flexibel an ihre/unsere Umwelt anzupassen.
Das passiert immer Zweckoptimiert, wird gelenkt von den Talenten des Hunden
und ist aus Sicht des Hundes *kein* Problem. Erkennen kann man daran eine
enorme Lernfähigkeit.
Nur manchmal ist es eben so, daß diese Anpassung eben auch zum Nachteil
gerät, in Wirklichkeit, Anscheinend oder auch nur nach unserer Meinung und
durch Nichtwissen.

: In welchem Zusammenhang stehst Du zur "Hundeschule".

Kein Zusammenhang.

: Bist Du in einem Verein.......

Ja!

: ......oder was machst Du???

In seltenen Fällen echte Problemhunde, sonst nichts mehr.

VG
Thomas

von Christiane-Andy(YCH) am 24. November 1999 11:13

Hallo liebe Ines,
: Unser 3-jähriger Münsterländer- Collie- Mix Otto ist ein Hund "mit zwei Gesichtern".
Ja richtig. Einmal ein Münsterländer (ein passionierter Jagdgebrauchshund) ein Collie (eigentlich ein Hütehund)
: Im Haus ist Otto der liebste und gehorsamste Hund, man könnte ihn ständig knuddeln.
Er weiß, daß im Haus eigentlich nichts großartiges passiert, dann wartet er auf den Zeitpunkt an dem er raus darf. Dort findet er dann seine Erfüllung. Juhu, dort geht es dann richtig los.
: Wir gehen morgens eine gute Stunde Gassi. Dabei kommt es immer wieder vor, dass Otto über die Felder sprintet und ich ihn aus dem Blickfeld verliere. Er taucht dann 5 Minuten später wieder auf.
Wieso gehst DU eigentlich spazieren? Fahre doch lieber mit dem Rad. Diese Art der Fortbewegung kommt dem Hund sehr nahe. Die beste Geschwindigkeit für einen Hund ist das Traben. Außerdem kommst Du mit dem Fahrrad viel weiter in der Gegend herum. Mit einer halben Stunde Radfahren kommst Du viel weiter, als mit einer halben Stunde zu Fuß. In einer Stunde kommst Du dann 10 Kilometer oder weiter.
Damit ist der Hund aber noch nicht müde, sondern körperlich etwas ausgelastet und sein Bewegungsdrang ist befriedigt.

Was Du in erster Linie hast ist ein Rangordnungsproblem.
Dein Hund entscheidet selbst, wann er was wann wie tut. In dem Buch von Aldington "Was tu ich nur mit diesem Hund", erhältst Du einen Überblick und Erkenntnisse was eigentlich "Rangordnung" bedeutet, wie man sie erlangt, festigt und aufrecht erhält. Das Buch ist zwar etwas älter, wie jemand im Forum sehr geistreich schreibt, aber das Grundproblem mit der Rangordnung(das übrigens viele tausende von Hundehaltern haben - bist also nicht allein)wird hier genauestens anhand von Beispielen erklärt.
: Rüden gegenüber ist er agressiv, besonders den Größeren. Er hat aber auch Kumpel, einen kleinen Mischling und einen alten Collie.
Dieses Problem fällt eigentlich auch unter Rangordnung. Nicht er bestimmt, ob ein anderer Rüde in euren Umkreis darf, sondern eigentlich du.
: Sind Hündinnen läufig, macht Otto ein paar Tage Diät und muss noch strenger bewacht werden. Er "singt" dann sogar, was sonst nicht sein Ding ist.
Kommt vor, sehr triebiger Hund - kümmert sich um seine Fortpflanzung.

: Ich denke auch über eine Kastration nach, dann würde sich doch sicher wenigstens das Streunen bessern.

Die Unart Streunen, läßt sich mit einer Kastration nicht beheben
:
: Otto ist mein erster Hund und ich hänge sehr an ihm. Hundeschulen und Übungsplätze gibt es in unserer Nähe nicht. Ich bin also auf mich allein gestellt und will unbedingt etwas ändern.
: Ich bin dankbar für jeden Rat!

Dein Hund benimmt sich so wie ein Ranghöherer.
Für den Anfang würde ich es über Futter probieren. Viel Radfahren nicht vergessen. Dann würde ich das Füttern aus der Futterschüssel aufhören.
Der Hund soll sich sein Futter verdienen, und zwar durch die Aufmerksamkeit die er DDDDIIIIIRRRRR schenkt. Nimm die Tagesration und nehme ein viertel davon weg. Das heisst der Hund bekommt täglich nur 3/4 der Tagesration. Tu das Futter in Döschen mit Verschluß oder ähnliches. Und schleppe immer ein Döschen mit Dir herum. Der Hund darf nicht !!!!! betteln, sondern Du bestimmst wann er was bekommt. Achtung aufpassen, sonst geht das ganze schief.
Achtung, daß kann dauern bis das klappt. Rechne mit einer Woche.
Denk Dir Situationen aus z.B. Verstecke Futter irgendwo - Hund muß danach suchen oder er muß ein Sitz, ein Platz, bißchen Fußgehen. Achte darauf das er Dich nicht anstubst, pfötelt oder sonst was.
Lege ihm das offene Schüsselchen vor - erst auf Dein Zeichen hin darf er fressen usw. usw.
Lege auch eine Fährte in der Du in jeden Schritt ein Futterbröckchen tust. Suche die Fährte dann mit ihm ab.
Kauf Dir auf jeden Fall das Buch vom Aldington - damit Du das Problem was Du hast, verstehst.

Im Sommer habe ich auch etwas lustiges gesehen. Es war ein Hütehund, sein Herrchen hatte ein schnelles Modellauto. Der Hund hat das fahrende Auto so behandelt als wenn es eine Herde gewesen wäre. Blocken - Leiten - Anvisieren (was zum Hüten so dazu gehört) usw.- Er ließ den Hund ca. 1 Stunde lang so gewähren. Es war ein sehr glücklicher Hund.

Viele Grüße
Christiane - Andy

von Martina(YCH) am 24. November 1999 13:36

Hallo Ines,

: Wir gehen morgens eine gute Stunde Gassi. Dabei kommt es immer wieder vor, dass Otto über die Felder sprintet und ich ihn aus dem Blickfeld verliere. Er taucht dann 5 Minuten später wieder auf. Aber in diesen 5 Minuten sterbe ich den Heldentod, mein Hund könnte auf Spaziergänger treffen und sie anbellen. Ab ca. 8 m Abstand ignoriert er alle Kommandos.

Nutze Otto`s kleinen Ausfug zu Deinen Gunsten aus. Verstecke Dich einfach in dieser Zeit. Postiere Dich, wenn`s von der Umgebung machbar ist, an einer Stelle (z.B. Baum, Busch) von der aus Du alles im Blick hast, Otto Dich aber nicht sehen kann.
Vor allem achte darauf, dass nicht´s passieren kann (Straßen in der Nähe,...)!

Seine Reaktion kann ganz unterschiedlich ausfallen: entweder interessiert es ihn keinen Furz, dass Du nicht auf ihn wartest und er macht sich alleine auf den Heimweg (dann weiß ich auch keinen Rat!).Oder aber er ist erst einmal platt, dass sein Frauchen nicht wie sonst parat steht. Nun kann er auch ganz verschieden reagieren: entweder fängt er an die Umgebung nach Dir abzusuchen, vielleicht setzt er sich aber auch hin und wartet oder er fängt an zu heulen oder ... oder ... oder ...(wer weiß!).
Schätze die Situation dann ab, je nach Verhalten ruf ihn bei oder laß ihn erst noch eine ganze Weile zappeln und ruf ihn dann erst. Natürlich mußt Du jetzt, außer dass er dann "Dein Bester" ist, auch noch `ne klasse Belohnung dabei haben (z.B. Wurst, Lieblingsspielzeug). Aber nur was geben, wenn Du mit seinem Verhalten zufrieden bist, sonst bestärkst Du ihn in seinem falschen Verhalten.

Hilfreich wäre es auch, wenn Du mal in einer für Otto fremden Umgebung spazieren gehst (achte wieder auf "Gefahrenfreiheit"winking smiley. Ändere alle paar Minuten Deine Richtung, geh zwischendurch mal in den Laufschritt über, allerdings ohne Otto das durch Kommandos mitzuteilen. Er soll Dich immer im Auge haben und Dir folgen ohne dass Du was sagst. Schnell werden Gerüche und neue Dinge für ihn nur noch halb so interessant sein, da es nun ja richtig spannend für ihn ist mit Frauchen spazieren zu gehen. Wenn das funktioniert und Du das regelmäßig trainierst, wird er sich nach Dir richten, schließlich bestimmst Du, wo`s lang geht!!!

Probier es einfach mal aus!

Viele Grüsse und gutes Gelingen
Martina

PS. Es wäre schön, wenn Du berichten würdest, ob`s Dir was gebracht hat.

von Ines und Otto(YCH) am 25. November 1999 07:32

Liebe Martina,

vielen Dank erst mal für Deinen Ratschläge. Du schreibst:

: Nutze Otto`s kleinen Ausfug zu Deinen Gunsten aus. Verstecke Dich einfach in dieser Zeit. Postiere Dich, wenn`s von der Umgebung machbar ist, an einer Stelle (z.B. Baum, Busch) von der aus Du alles im Blick hast, Otto Dich aber nicht sehen kann.
: Vor allem achte darauf, dass nicht´s passieren kann (Straßen in der Nähe,...)!

Ich habe mich schon oft versteckt. Meistens, wenn er zu weit vor gelaufen war. Erst schnüffelt er rum und guckt dann zufällig auf und keiner da. Dann kann ich echt sehen, wie ihn die Panik packt und er sucht mich. Das klappt also.
Wenn er aber erst mal übers Feld verschwunden ist, kann ich mich verstecken, wie ich will, dann ist alles interessanter als Frauchen. Sicher, wenn er dann wieder zurückkehrt und ich bin noch versteckt, sucht er mich auch. Aber es hält ihn eben nicht davon ab, erst mal zu verschwinden.
Leider sind in diesem Jahr die Rehe auch ziemlich nah an unser Dorf gekommen. Und wenn dann plötzlich eins im Gebüsch aufspringt...Den Rest kannst Du Dir ja denken. Noch nicht einmal eine läufige Hündin ist so interessant.

: Hilfreich wäre es auch, wenn Du mal in einer für Otto fremden Umgebung spazieren gehst (achte wieder auf "Gefahrenfreiheit"winking smiley. Ändere alle paar Minuten Deine Richtung, geh zwischendurch mal in den Laufschritt über, allerdings ohne Otto das durch Kommandos mitzuteilen. Er soll Dich immer im Auge haben und Dir folgen ohne dass Du was sagst. Schnell werden Gerüche und neue Dinge für ihn nur noch halb so interessant sein, da es nun ja richtig spannend für ihn ist mit Frauchen spazieren zu gehen. Wenn das funktioniert und Du das regelmäßig trainierst, wird er sich nach Dir richten, schließlich bestimmst Du, wo`s lang geht!!!

Die fremde Umgebung wäre mal eine Variante, die ich ausprobiere.
Leider ist Otto im Auto immer so unruhig, da brauche ich noch eine zweite Person.

Ich melde mich wieder und nochmals danke.

Ines und Otto

von Ines und Otto(YCH) am 25. November 1999 10:02

Liebe Christiane,

vielen Dank für Deine Tipps.

: Wieso gehst DU eigentlich spazieren? Fahre doch lieber mit dem Rad. Diese Art der Fortbewegung kommt dem Hund sehr nahe. Die beste Geschwindigkeit für einen Hund ist das Traben. Außerdem kommst Du mit dem Fahrrad viel weiter in der Gegend herum. Mit einer halben Stunde Radfahren kommst Du viel weiter, als mit einer halben Stunde zu Fuß. In einer Stunde kommst Du dann 10 Kilometer oder weiter.
: Damit ist der Hund aber noch nicht müde, sondern körperlich etwas ausgelastet und sein Bewegungsdrang ist befriedigt.

Otto seit schon immer eine Marotte: Holt einer das Fahrrad raus, kläfft er wie wild. Er möchte dann los und mit dem Fahrrad seine Kräfte messen. Und so verläuft es dann auch: Er ist 200 m vorne weg und hetzt wie ein Wilder. Hält man an, wird man vollgekläfft, manchmal zieht er sogar am Hosenbein. Mit Leine ist es unmöglich, man braucht nicht zu treten und fällt man, wird man sicher bis ans Ende der Welt geschleift. Ich würde sehr gern mit dem Rad fahren, aber unter diesen Umständen! Vielleicht gibt es ja dagegen auch ein "Heilmittel"?

: Was Du in erster Linie hast ist ein Rangordnungsproblem.

Das habe ich inzwischen erkannt und versuche, es zu beherzigen.



: Für den Anfang würde ich es über Futter probieren.
: Denk Dir Situationen aus z.B. Verstecke Futter irgendwo - Hund muß danach suchen oder er muß ein Sitz, ein Platz, bißchen Fußgehen. Achte darauf das er Dich nicht anstubst, pfötelt oder sonst was.

Das habe ich inzwischen schon probiert und er sucht sehr schön. Hinterher leckt er sogar den Napf sauber, sonst ließ er immer Reste drin. Ich mache natürlich weiter.

Ich danke nochmals

Viele Grüsse

Ines und der hoffentlich bald nicht mehr so dominante Otto
:

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