Hallo Andreas,
ich wollte Dich nicht zu einer Antwort drängeln, hatte bloß etwas Angst, daß das Thema in Vergessenheit gerät, da die Diskussion ja jetzt schon "etwas weiter unten" steht. Auch mir ist es nicht jederzeit möglich, zu mailen oder das Internet zu benutzen.
Leider verpassen einige suspekt denkende Menschen dem SchH-Sport ein schlechtes Image. Man könnte sie auch die "Hooligans des Hundesportes" nennen. Das Problem mit ihnen ist, daß man sie über die Verbandsorgane schlecht greifen kann, denn in der Regel sind das gar keine aktiven Hundesportler! In unserer Gemeinde z.B. lebt ein Mann, der bei den kleinsten Zwistigkeiten droht, seinen Schäferhund auf andere Menschen zu hetzen mit Worten wie "Der ist auf dem Platz scharfgemacht worden, der zerreißt Dich (Deinen Hund)..." usw. Betreffender Mann hat einen Hundeplatz bisher ein einziges mal aus der Nähe gesehen (nämlich unseren) und wurde dort sofort vom Gelände verwiesen. Wie soll man aber rechtlich an diesen Menschen herankommen? Vereins-/Verbandsausschluß ? Er ist nirgends Mitglied (und hat von Hundeausbildung so viel Ahnung wie eine Kuh vom Häkeln). Verleumdungsklage? Wer zahlte das und würde das nicht ausgehen wie das Hornberger Schießen? Das einzigste Resultat ist, daß dieser Mann von Menschen, die unseren Verein nicht kennen, mit uns und dem SchH-Sport in Verbindung gebracht wird.
Diejenigen dieser "Hooligans", die irgendeinem Verband angeschlossen sind, teilen sich noch einmal auf. Ein Teil von ihnen ist zwar irgendwann einmal in einen Verein eingetreten, hat dann aber niemals mit seinem Hund eine SchH-Ausbildung absolviert (aus Unfähigkeit oder einfach deshalb, weil es dann doch zu mühselig war). Die Hunde dieser Menschen sind in der Regel überhaupt nicht ausgebildet/erzogen und benehmen sich anderen Hunden gegenüber oft wie "die Wutz im Walde". Sie haben innerhalb der Vereine kein Credo (da unfähig in Bezug auf Ausbildung oder weil sie nur auf der Mitgliederliste in Erscheinung treten), fühlen sich aber Außenstehenden gegenüber als allwissend und versuchen, mangelndes Unvermögen im Umgang mit ihrem Hund mit Aussprüchen wie "Ich kann ihn nicht halten, der ist halt ausgebildet ..." zu kompensieren (obwohl gerade das Gegenteil der Fall ist).
Das Gleiche trifft zu auf diejenigen, die auf Prüfungen mit ihrem Hund gerade so am Rande des Punkte-Existensminimuns herumkrebsen. Im Verein verhalten sie sich unauffällig (da ihnen sowieso keiner ernsthaft zuhört in Bezug auf Ausbildung etc.) , um dann, wenn sie glauben, daß "richtige Publikum" gefunden zu haben, Eindruck schinden zu können mit Aussprüchen wie den bereits erwähnten.
Gegen solche Menschen gilt es allerdings eine Handhabe! Leider verhalten sie sich im Verein so unauffällig, daß von dieser Seite keine Besserung zu erwarten ist, wenn die Verantwortlichen der Vereine nicht von betroffenen Außenstehenden über das Verhalten dieser Mitglieder informiert werden. Ich kann nur jedem raten, der so eine Begegnung der besonderen Art hat, sämtliche Vorstände der umliegenden Hundesportvereine zu informieren (Anschriften erhält man auf dem Amtsgericht). In schwerwiegenden Fällen (wie der Sache mit dem gebissenen Windhund, wo sich der Verursacher klammheimlich aus dem Staub gemacht hat) würde ich zusätzlich den Vorstand des betreffenden Landesverbandes informieren (die Anschriften der Landesgruppenvorstände des SV's z.B. erhält man über die Homepage www.schaeferhunde.de unter Anschriften)! Erst dann wird das Verhalten dieser wenigen "Hooligans" offensichtlich, denn, wie schon gesagt, innerhalb der Vereine bemerkt man diese i.d.R. gar nicht.
Im Umfeld unseres Vereines treten diese Randerscheinungen, Gott sei Dank, nicht auf, und sollte es doch einmal dazu kommen, hätte das betreffende Vereinsmitglied mit Konsequenzen zu rechnen. (das ist bei uns satzungsgemäß festgelegt). Bei uns werden auch keine Hunde im SchH-Bereich ausgebildet, die nicht über ein ausgeglichenes Triebpotential verfügen (was wiederum genetisch bedingt ist) und man kann bei uns seinen Hund auch nicht "ausbilden lassen".
In wieweit das Verhalten Eures Riesenschnauzers abhängt von der SchH-Ausbildung kann ich natürlich nicht beurteilen. Auch der Schnauzer gehört leider zu einer Rasse, bei der manche Tiere vorrangig aufgrund eines "schönen" Exterieurs in die Zucht kommen, deren Triebveranlagung bei der Zuchtauswahl leider nicht berücksichtigt wird. Bei diesen Hunden ist dann auch manchmal etwas vorhanden, was man durchaus als "Mannschärfe" bezeichnen könnte (unter SchH-Sportlern besser als "hohle Seite" bekannt): Hunde z.B., die harmlose Bewegungen fremder Menschen (z.B. einen Spazierstock von einer Gaderobe herunternehmen) als Bedrohung empfinden und dann "nach vorne gehen", die allerdings oftmals genauso schnell den Rückwärtsgang einlegen, wenn sich die betroffene Person selbstbewust auf den Hund zubewegt. Das sind aber Erscheinungen, die dadurch hervorgerufen werden, daß gerade NICHT auf Gebrauchstüchtigkeit selektiert wurde, sondern auf "Schönheit".
Genau die gleiche "hohle Seite" sehe ich auch vermehrt im Bereicht Erziehungskurs / Agility, also bei Hunden, die nicht im SchH-Bereich geführt werden, und das quer durch alle Rassen. Auch hier gibt es Vertreter, die urplötzlich und ohne Vorwarnung nach anderen Menschen schnappen, meistens nach der "Pubertätsphase". Die Ursache hierfür kann nicht auf eine Ausbildung im SchH-Bereich zurückgeführt werden. Diese Hunde besitzen in der Regel auch nur einen geringen oder "nicht belastbaren" Beute-bzw. Spieltrieb (Die Übung "Stellen und Verbellen" hingegen ist eher eine Art "Beutebetteln" und hat mit Mannschärfe nicht viel zu tun; vielmehr geben gerade hier Hunde mit dem vorhin geschilderten Verhaltesmuster ein eher schlechtes Bild ab.)
In wieweit sich die Mitgleider Deiner Familie als Autoritätsperonen für den Abkömmling einer Gebrauchshunderasse eignen, kann ich natürlich nicht beurteilen. Gerade der Riesenschnauzer ist kein einfacher Hund und ich würde mich mit einem Rüden dieser Rasse, genau wie mit einem Rottweiler, überfordert fühlen. Aber auch hier liegt wieder eine Wurzel des Problems: Egal, wie oft darauf hingewiesen wird, daß Rotti, Schnauzi, Malinois, auch der DSH & Co. keine Hunde für Anfänger oder Menschen mit geringen Führungsqualitäten sind, entscheiden sich viele Menschen in maßloser Selbstüberschätzung für eine dieser Rassen!
Das trifft aber nicht nur auf die Gebrauchshunderassen zu. Mit Grausen denke ich an die Oma, die mit einem schmutzigweißen Herdenschutzhund (mit direkt am Kopf abgeschnittenen Ohren) seit einiger Zeit die Gegend unsicher macht. Der Hund reißt sich schon 300 bis 400 m vorher los, wenn er einen fremden Hund sieht, und wehe dem, der nicht schnell genug mit seinem Hund das Weite sucht, egal ob Rüde, Hündin oder Welpe!
Bei allem stellt sich mir die Frage, ob wir mit einem "Sachkundenachweis" nicht doch einige Dinge bereinigen könnten. Solche Maßnahmen dürften dann aber nicht nur die Hundesportler treffen, sondern auch die Oma mit ihrem Herdenschutzhund!
Aggression gegen andere Hunde wird meiner Meinung nach nicht durch die SchH-Ausbildung gefördert, sie ist einzig und allein das Ergebnis einer falschen Aufzucht. Gerade unsere Schutzhunde zeigen ein hervorragendes Sozialverhalten und es gibt keinen SchH3-Hund in unserem Verein, zu dem ich nicht einen meiner Welpen laufen lassen würde (im Gegensatz zu einigen Vertretern des Agility-Bereiches). Selbst dominante Rüden können ohne Bedenken nebeneinander abgelegt werden, ohne daß es Zank und Streit gibt. Allerdings billige ich es auch einem SchH3-Hund zu, mal zurückzubellen, wenn er permanent von einem anderen Hund angepöbelt wird.
In einer Aussage muß ich Dir widersprechen: Man kann die Gebrauchshunderassen nicht zu den Gesellschaftshunderassen zählen! Ihr Verwendungszweck ist klar definiert: Es handelt sich um Hunde, die physisch, psychisch und trieblich in der Lage sind, bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Dazu zählt neben dem Einsatz bei der Jagd und an der Herde auch der Einsatz als Schutz- und Suchhund (wobei die Bezeichnung "Schutzhund" endlich einmal wörtlich genommen werden sollte, denn diese Hunde dienen zum "Schutz" und nicht zum "Angriff"
. Solange es Jäger, Schäfer und Menschen gibt, die anderen Leuten nach Leib & Leben und Hab & und Gut trachten, ist deren Gebrauchszweck sowohl gefragt als auch benötigt (zumal der ausgebildete Hund, auch in Privathand, in erster Linie einen abschreckenden Effekt hat und eine direkte Konfrontation mit allen nachfolgenden Konsequenzen i.d.R. durch ihn vermieden wird). Es ist eine auffällige Tatsache, daß in unserer Gegend Brandstiftung, Einbrüche, Viehdiebstähle und Mißhandlungen von Weidevieh nur dort geschehen, wo keine "wehrhaften" Hunde vorhanden sind. Gehöfte mit Schutzhunden (und deren umliegenden Wohnhäuser) blieben bisher immer verschont. Kein Einsatzbedarf?
Auch im Hinblick auf die bedingungslose Einsatzfähigkeit der Jagdhunde muß ich Dir widersprechen. Mir haben erst in jüngster Zeit zwei Ausbilder, Züchter und Leistungsrichter bestätigt, daß die Situation bei einigen Jagdgebrauchshunderassen nicht gerade rosig ist. Bei zwei Rassen beziffern sie den Ausfall aufgrund von Schußscheue inzwischen auf ca. 50%, und das, obwohl vornehmlich nur auf Leistung selektiert wird. Doch ein Problem eines zu hohen Ahnenverlustkoeffizienten aufgrund zu geringer Populationsgröße?
Viele Grüße
Antje