Zucht=Hobby oder Nebenverdienst? :: Hundezucht & Hundeaufzucht

Zucht=Hobby oder Nebenverdienst?

von Ursula, Nora & Gwen(YCH) am 29. Januar 2000 17:14

:Hallo Zusammen !

Ich habe zwar aus Zeitgründen noch nicht alle Meldungen zu diesem Thema gelesen, möchte aber nun doch auch mal meine Meinung dazu geben. Vielleicht steht es auch schon irgendwo, aber egal.
Ob nun jemand hobbymäßig oder gewerbsmäßig züchtet, ist eigentlich doch nebensächlich, hauptsache ist, daß die Zucht gewissenhaft betrieben wird.
Ein Hobbyzüchter kann genauso schlecht sein wie ein Gewerblicher Züchter, ebenso jemand, der seine Hündin einfach so mal decken läßt.Es gibt auch "schlechte" Tierheime.
Jeder sollte für sich selbst entscheiden, wieviel er für seinen neuen Freund bezahlen möchte/kann, und nicht immer gleich das, was er nicht tut, verurteilen.
Ich persönlich würde für einen Hund auch bis 2000 Dm bezahlen, wenn ich eine Rasse wählen würde, wo es noch mehr wäre, würde ich wahrscheinlich auch sparen.Ich akzeptiere aber auch, wenn jemand dies nicht tut.
Wenn jemand allerdings nicht bereit ist, mehr als 50 DM für seinen Hund auszugeben, weiß ich nicht, ob er sich überhaupt einen Hund holen sollte. Geldverdienen hin, Geldverdienen her, wenn wir ein Auto kaufen, bezahlen wir auch ohne Weiteres einen bestimmten Preis, und wissen, daß hier Geld verdient wird ! Demjenigen, der uns etwas viel, viel "Besseres" und Wertvolleres verkauft, nämlich einen Hund, ein Freund für viele Jahre, wollen wir bloß keinen Pfennig schenken und am besten noch gewaltig draufzahlen lassen ?? Naja !


Viele Grüße, Ursula, Nora & Gwen

von Holger + Ajax(YCH) am 31. Januar 2000 07:39

Hallo Juliane,

weil es an diese Stelle eigentlich prima passt, möchte ich ein kurzes Beispiel erzählen:
Wir haben an diesem Wochenende einen uns bekannten Züchter besucht, der momentan seinen ersten Wurf hat. Dieser Züchter hat alles richtig gemacht und sich im Vorfeld wirklich um alles Mögliche gekümmert, leider wusste er nicht/hat ihm niemand gesagt, daß der Rüde einen Defekt vererbt. Er hatte nun also sieben Welpen mit teilweise offenen Gaumenplatten und extremen Nabelbrüchen. Von den Welpen, die jetzt sieben Wochen alt sind, leben noch drei, die auch schon teilweise zweimal operiert werden mussten (die Bauchdecke musste genäht werden). Für die Welpen wird der Züchter wahrscheinlich keine Papiere bekommen, da die Hunde für die Zucht offensichtlich ungeeignet sind. Vorraussichtlich werden die Welpen später verschenkt werden, da es dem Züchter wichtig ist, daß die Kleinen, in die er soviel Gefühl, Arbeit und auch Geld investiert hat, in gute Hände kommen. Es handelt sich somit, gemäß der hier im Forum angewanden Definition, um einen Hobbyzüchter.
Wären nun alle sieben Welpen gesund gewesen, hätte er die Welpen bestimmt alle zum üblichen Preis verkaufen können. In diesem Falle wäre vermutlich, wenn Arbeitskosten, Kosten für die Mutterhündin, etc (s. auch VdH-Artikel) nicht berücksichtigt werden, sogar noch etwas "hängengeblieben". Mir will nun aber partout nicht einleuchten, warum der gleiche Züchter in diesem Fall KEIN Hobbyzüchter gewesen wäre.
Ich glaube, daß eine Diskussion, welche dieses Thema nur auf die paar Mark, die u.U. übrigbleiben, reduziert, ist doch stark vereinfachend.

Viele Grüße
Holger mit Ajax & Danessa

von Antje(YCH) am 01. Februar 2000 12:49

Hallo Robert,

Holger hat ja auch schon beschrieben, daß die meisten nur den direkten Verkaufserlös für einen Wurf sehen. Die weitreichenderen Kosten sieht keiner, bestenfalls noch die direkten Kosten wie für das Impfen und die Ahnentafeln.

Da Züchten aber nicht das Vermehren von Hunden bedeutet, sondern das sinnvolle Erhalten von Erbgut, sind bereits lange vor der eigentlichen Zucht Maßnahmen zu ergreifen, die allesamt ins Geld gehen, aber von einigen Leuten hier anscheinend als unbedeutend abgetan werden.

Das beging bereits mit der Auswahl der Zuchthündin. Eine wirklich gute Hündin (sie sollte wirklich gut, nicht nur durchschnittlich sein) wächst nicht irgendwo auf einem Baum. Wenn man einen weiblichen Welpen aus einer guten Blutführung erwirbt, ist das noch lange keine Zuchthündin! Diese kleine Hündin muß erst heranwachsen und sowohl wesensmäßig als auch gesundheitlich topfit sein! Außerdem sollte sie alle Vorzüge ihrer Rasse in sich vereinigen und nur möglichst wenige und vor allem keine gravierenden Nachteile besitzen.

Bei meiner Rasse z.B. handelt es sich um einen Arbeitshund. Wenn ich nun einen Welpen aufziehe (ausgehend von 1000 DM Welpenpreis), kostet mich die kleine Hündin im ersten Jahr ca. genausoviel an Futter. Hinzu kommen Tierarztkosten für's Impfen, das Vor- und das Hauptröntgen sowie die DNA-Analyse (ca. 500 DM). Die kleine Hündin muß aber nicht nur "schön" und gesund sein, sondern sie muß ihre Fähigkeiten als Arbeitshund unter Beweis stellen. Das bedeutet gezieltes Training ab dem 6. Lebensmonat. Jährlich verfahre ich ca. 2500 DM an Sprit, um mit meinen Hunden zu trainieren, das macht ca. 1250 DM im ersten Jahr für die kleine Hündin. Nun ist sie gerade mal ein Jahr alt und hat mich bereits ca. 3750 DM gekostet. Nun geht es voll ins Training, gut 1 1/2 Jahre stehen auf dem Programm, in denen wir täglich irgendwo zum Training fahren müssen (Fährte, Unterordnung, Schutzdienst, Schautraining) und in denen die Hündin natürlich frißt, zum Tierarzt muß etc. Erst im Verlauf der Ausbildung stellt sich heraus, ob die Hündin das "Zeug" zur Zuchthündin hat oder ob sie "nur" ein Durchschnittshund ist. Man kann hier vielleicht vom Verhältnis 1:10 ausgehen, d.h. von 10 Hündinnen, die aufgezogen werden, sollte nur eine in die Zucht gehen, um eine wirkliche Qualität zu wahren. Und zehn Hündinnen von der 8. Woche bis zum vollendetsten 1. Lebensjahr aufzuziehen bedeuten ca. 37.500 DM! (Natürlich kann man sich eine gute Zuchthündin auch kaufen, man muß sie sich nicht selbst aufziehen, aber deren Kaufpreis kann sich jetzt wohl jeder an zehn Fingern abzählen.)

Ich habe errechnet, daß mich die Aufzucht und Ausbildung einer Hündin bis zur Zuchtreife mit ca. 3 Jahren auf diese Art und Weise insgesamt über 11.000 DM kostet, ohne unvorhersehbare Kosten! Und dann steht noch gar nicht fest, ob sie wirklich so gut ist, daß man mit ihr Züchten sollte!

Dann kommen da noch die Investitionen zusammen, die man einzig und allein für die Zucht tätigt. Ich z.B. bräuchte keinen Zaun, keine Ausläufe etc., wenn nicht wieder ein Wurf Welpen anstehen würde. Viele Züchter haben einzig und allein für die Zucht ein oder zwei Räume der Wohnung reserviert und bei jedem Wurf ist wieder irgend etwas anderes, das vorher oder nacher angeschafft oder erneuert werden muß. Hier ein Zaun, dort wird neu tapeziert, hier eine Elektroinstallation, auf die man ohne die Zucht gut und gerne verzichten könnte usw. Bei mir z.B. stehen in den nächsten Wochen drei Gartentürchen, ein neuer Auslauf und zweimal der Besuch eines Elektrikers an, dazu eine gewaltige Portion guten Bauholzes, Farbe, Zement etc.

Einfach nur die Kosten für fünf Tüten Futter, ein paar Impfungen und Wurmkuren zusammenzuzählen, so einfach ist die ganze Sache nicht! Der Käufer erwartet ja auch eine gewisse Qualität, und die kann ein Züchter nur dann "erzeugen", wenn er bereits vor der Zucht einiges in seine Zuchttiere und deren Qualität investiert.

Es ist wirklich lachhaft, sich darüber die Köpfe heißzureden, ob bei einem Zücher bei dem Verkauf eines gesunden 8er-Wurfes finanziell etwas hängenbleibt, vor allem, wenn ich sehe, für welchen Blödsinn viele Leute heute ihr Geld ausgeben. Die Tochter geht reiten, Muttern macht Aerobic im Fitnesstudio, der Vater ist Mitglied im Tennisverein (zum Schoppetrinken) und Sohnemann verbringt seine Abende in Diskotheken, deren Eintrittspreise mir schon die Sprache verschlagen (geschweige denn der Preis für 'ne Cola). Geurlaubt wird natürlich auch mindestens einmal pro Jahr, aber bloß nicht Camping, muß schon etwas exklusiver sein.

Ist ja kein Wunder, daß in unserer Gesellschaft irgendwo gespart werden muß, z.B. beim Hundekauf, oder?

Viele Grüße

Antje


von Steffen(YCH) am 01. Februar 2000 14:44

Hallo

ich habe viel Meldungen gelesen und es waren einige gute(=gut argumentierte Antworten)dabei.
Wenn man es jedoch über eine längere Zeit betrachtet, stellt man fest, dass immer wieder jemand kommt und meint, dass die Rassehunde billiger verkauft werden "müssen". Wenn man der Meinung ist die Preise wären zu hoch und ungerechtfertig, dann sollte man einfach nicht solche Hunde kaufen. Dann müßte sich doch das Problem von alleine erledigen. Aber das das gerade nicht der Fall ist scheint einigen aufzustoßen.
Dabei ist es doch immer noch ein Vorteil der Tierheime das diese hohen Preise bestehen oder.
Und eigentlich dürfte niemand da sein, der sich über solche Preise aufregt, weil wenn jemand der Meinung ist, das diese Hunde es nicht wert wären, kann er doch ganz einfach ins Tierheim gehen und dort noch was gutes tun. Oder gibt es immernoch jemanden der meint Tierheimpreise wären auch zu hoch.

Also wer keinen teuren Rassehund will, sollte sich auch nicht darüber aufregen.
Und übrigens: verbreitet sich ein Hund nicht umso mehr als Modehund, je billiger er ist.

von Holger(YCH) am 03. Februar 2000 10:26

: Hallo Juliane !

Die Diskussion um die "hobby-Zucht" ist offenbar ein Fass ohne Boden. Von mir selbst kann ich sagen, dass ich noch nicht züchte - dies aber vorhabe. Schon jetzt stehe ich mit meinem Rüden längst im Soll - und ich habe noch längst nicht die passende Hündin für ihn gefunden. Mit allen Ausstellungen, die wir besuchen, gehen etwa 400 Mark flöten (Anmeldung, Benzin, Hotel) bei bis zu 30 Ausstellungen bis zum Championat ist nur der Rüde eventuell zuchttauglich - dann die gleiche Geschichte noch mit einer Hündin .... dann die Folgekosten, die bereits beschrieben wurden ... da sage mir einer, Hundezucht lohnt sich .. darauf gepfiffen...

P.S. Bei den Rhodesian Ridgeback liegt der Welpenpreis bei VDH-Zucht zwischen 2 500 und bis zu 4 000 Mark...

Grüße

Holger

von Eugen(YCH) am 05. Februar 2000 17:25

Hi Juliane.

Da ich selbst einer dieser Hobby-Züchter bin, möchte ich gerne etwas beisteuern.

Der Begriff "Hobby-Züchter" sollte nicht im Zusammenhang mit den Kosten gesehen werden, sondern er definiert einfach jemanden der sich gewissen (Zuchtvereins-)Regeln unterwirft. Im Gegensatz zu einem gewerbsmässigen Züchter habe ich mich verpflichtet meine Hündin max. bei jeder 2 Läufigkeit Decken zu lassen. Die Welpen MÜSSEN untersucht werden (HD,PL,Distiachis,....), ab dem 6 Lebensjahr der Hündin wird sie nicht mehr gedeckt, usw.
Je nachdem wie viele Welpen gefallen sind, bleibt auch Geld übrig, das stimmt schon. Bei Hobby-Züchtern steht allerdings die Gesundheit der Mutterhündin und der Welpen im Vordergrund und nicht das "Geldverdienen" und damit die Degradierung unserer Hündinnen zu "Wurfmaschinen".

Grüße
Eugen

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