von Antje(YCH) am 01. Februar 2000 12:49
Hallo Robert,
Holger hat ja auch schon beschrieben, daß die meisten nur den direkten Verkaufserlös für einen Wurf sehen. Die weitreichenderen Kosten sieht keiner, bestenfalls noch die direkten Kosten wie für das Impfen und die Ahnentafeln.
Da Züchten aber nicht das Vermehren von Hunden bedeutet, sondern das sinnvolle Erhalten von Erbgut, sind bereits lange vor der eigentlichen Zucht Maßnahmen zu ergreifen, die allesamt ins Geld gehen, aber von einigen Leuten hier anscheinend als unbedeutend abgetan werden.
Das beging bereits mit der Auswahl der Zuchthündin. Eine wirklich gute Hündin (sie sollte wirklich gut, nicht nur durchschnittlich sein) wächst nicht irgendwo auf einem Baum. Wenn man einen weiblichen Welpen aus einer guten Blutführung erwirbt, ist das noch lange keine Zuchthündin! Diese kleine Hündin muß erst heranwachsen und sowohl wesensmäßig als auch gesundheitlich topfit sein! Außerdem sollte sie alle Vorzüge ihrer Rasse in sich vereinigen und nur möglichst wenige und vor allem keine gravierenden Nachteile besitzen.
Bei meiner Rasse z.B. handelt es sich um einen Arbeitshund. Wenn ich nun einen Welpen aufziehe (ausgehend von 1000 DM Welpenpreis), kostet mich die kleine Hündin im ersten Jahr ca. genausoviel an Futter. Hinzu kommen Tierarztkosten für's Impfen, das Vor- und das Hauptröntgen sowie die DNA-Analyse (ca. 500 DM). Die kleine Hündin muß aber nicht nur "schön" und gesund sein, sondern sie muß ihre Fähigkeiten als Arbeitshund unter Beweis stellen. Das bedeutet gezieltes Training ab dem 6. Lebensmonat. Jährlich verfahre ich ca. 2500 DM an Sprit, um mit meinen Hunden zu trainieren, das macht ca. 1250 DM im ersten Jahr für die kleine Hündin. Nun ist sie gerade mal ein Jahr alt und hat mich bereits ca. 3750 DM gekostet. Nun geht es voll ins Training, gut 1 1/2 Jahre stehen auf dem Programm, in denen wir täglich irgendwo zum Training fahren müssen (Fährte, Unterordnung, Schutzdienst, Schautraining) und in denen die Hündin natürlich frißt, zum Tierarzt muß etc. Erst im Verlauf der Ausbildung stellt sich heraus, ob die Hündin das "Zeug" zur Zuchthündin hat oder ob sie "nur" ein Durchschnittshund ist. Man kann hier vielleicht vom Verhältnis 1:10 ausgehen, d.h. von 10 Hündinnen, die aufgezogen werden, sollte nur eine in die Zucht gehen, um eine wirkliche Qualität zu wahren. Und zehn Hündinnen von der 8. Woche bis zum vollendetsten 1. Lebensjahr aufzuziehen bedeuten ca. 37.500 DM! (Natürlich kann man sich eine gute Zuchthündin auch kaufen, man muß sie sich nicht selbst aufziehen, aber deren Kaufpreis kann sich jetzt wohl jeder an zehn Fingern abzählen.)
Ich habe errechnet, daß mich die Aufzucht und Ausbildung einer Hündin bis zur Zuchtreife mit ca. 3 Jahren auf diese Art und Weise insgesamt über 11.000 DM kostet, ohne unvorhersehbare Kosten! Und dann steht noch gar nicht fest, ob sie wirklich so gut ist, daß man mit ihr Züchten sollte!
Dann kommen da noch die Investitionen zusammen, die man einzig und allein für die Zucht tätigt. Ich z.B. bräuchte keinen Zaun, keine Ausläufe etc., wenn nicht wieder ein Wurf Welpen anstehen würde. Viele Züchter haben einzig und allein für die Zucht ein oder zwei Räume der Wohnung reserviert und bei jedem Wurf ist wieder irgend etwas anderes, das vorher oder nacher angeschafft oder erneuert werden muß. Hier ein Zaun, dort wird neu tapeziert, hier eine Elektroinstallation, auf die man ohne die Zucht gut und gerne verzichten könnte usw. Bei mir z.B. stehen in den nächsten Wochen drei Gartentürchen, ein neuer Auslauf und zweimal der Besuch eines Elektrikers an, dazu eine gewaltige Portion guten Bauholzes, Farbe, Zement etc.
Einfach nur die Kosten für fünf Tüten Futter, ein paar Impfungen und Wurmkuren zusammenzuzählen, so einfach ist die ganze Sache nicht! Der Käufer erwartet ja auch eine gewisse Qualität, und die kann ein Züchter nur dann "erzeugen", wenn er bereits vor der Zucht einiges in seine Zuchttiere und deren Qualität investiert.
Es ist wirklich lachhaft, sich darüber die Köpfe heißzureden, ob bei einem Zücher bei dem Verkauf eines gesunden 8er-Wurfes finanziell etwas hängenbleibt, vor allem, wenn ich sehe, für welchen Blödsinn viele Leute heute ihr Geld ausgeben. Die Tochter geht reiten, Muttern macht Aerobic im Fitnesstudio, der Vater ist Mitglied im Tennisverein (zum Schoppetrinken) und Sohnemann verbringt seine Abende in Diskotheken, deren Eintrittspreise mir schon die Sprache verschlagen (geschweige denn der Preis für 'ne Cola). Geurlaubt wird natürlich auch mindestens einmal pro Jahr, aber bloß nicht Camping, muß schon etwas exklusiver sein.
Ist ja kein Wunder, daß in unserer Gesellschaft irgendwo gespart werden muß, z.B. beim Hundekauf, oder?
Viele Grüße
Antje