von Klaus(YCH) am 25. Januar 2002 22:41
Hallo Thomas,
: wir (meine Frau mein 3-jähriger Sohn und ich) möchten uns gerne einen : Familienhund zulegen.
: Freunde von uns haben haben einen ca. 1 Jahr alten Beagle, der uns : wegen seiner Gutmütigkeit vor allem gegenüber Kindern sehr gut : gefällt.
Ja, Beagle sind sehr freundlich gegenüber Menschen und Artgenossen.
: Da wir unseren Hund im Haus halten würden, sollte er nicht allzu groß,
: dafür aber pflegeleicht sein.
Ist ein Beagle schon. Zumindest Fellpflege braucht er kaum. Beagle haaren aber sehr und die Beaglehaare sind mit einem gewöhnlichen Staubsauger kaum aus Polstern, Kleidern oder was auch immer rauszukriegen. Mit der Pinzette vielleicht, das hab ich noch nicht versucht...Einen echten Beagleliebhaber wird das nicht stören, man lebt halt damit.
: Der Beagle unserer Freunde erfüllt alle diese Vorraussetzungen, hat : jedoch einen gravierenden Nachteil, der uns abschreckt: Sobald die : Haustüre auch nur einen Spalt weit geöffnet wird, ist er verschwunden : und taucht oft erst nach Stunden wieder auf. Hinterherrufen nützt da : leider gar nichts !
: Ist das normal oder liegt es eventuell an der Erziehung !?
Jein, "normal" ist, daß Beagle sehr gerne streunen und jagen gehen. Bindung an den Menschen muß man sich hart erarbeiten. Die Frage ist also nicht, ist ein Beagle der richtige Hund für Euch, sondern seid ihr die richtigen Menschen für einen Beagle? D.h. seid ihr bereit, das, was andere Rassen vielleicht "mitbringen" (Kommen auf Ruf, Orientierung an Euch, Abrufbarkeit von Spuren, Wild) mit eurem Hund zu üben und zu trainieren? Ansonsten wird's wahrscheinlich enden wie bei vielen Beaglen, ein Leben an der Flexi-Leine. Das müsst ihr dem Hund nicht antun.
Beagle sind nicht "stur", kein Hund ist stur, aber der Beagle am allerwenigsten. Im Gegenteil, es gibt (für mich) nix schöneres, wie einen Beagle, der gerne mit seinem Menschen zusammen arbeitet. Aber ein Beagle hat eine andere Motivationsskala als die meisten anderen Hunde. Lob, Zuwendung, Aufmerksamkeit ist ihm sehr oft schnurzegal, er braucht keine Menschen. Wozu, er ist ein Meutehund. Artgenossen dagegen sind sehr interessant. Drum wirst Du einen Beagle kaum für ein schnödes "Braver Hund" dazu bringen können mit Dir zu kommen und andere Hunde, Hunde sein zu lassen. Gerüche, Spuren, Hinterlassenschaften anderer Hunde, und alle sonstigen "riechbaren" Dinge sind für einen Beagle, wie für andere Hunde ein saftiges Steak. Darauf musst Du Dich einstellen, Beagle haben draussen ständig die Nase auf dem Boden. Das ist selbstbestärkend, d.h. Du hast nur eine Chance, laß ihn zur Belohnung schnüffeln. Bzw. belohne ihn mit Futter, wenn er nicht schnüffelt. Futter steht beim Beagle nämlich auch sehr hoch im Kurs. Mir ist's bisher noch nicht gelungen, Ajax davon zu überzeugen, keine essbaren Dinge vom Tisch zu klauen. Er hat mich aber davon überzeugt, keine essbaren Dinge unbeaufsichtigt rumliegen zu lassen. Heisst aber auch, mit einem klasse Jackpot in der Tasche ist bei einem Spaziergang fast alles Möglich, auch Abrufen hetzbarem Wild. Ohne Training allerdings nicht.
Beaglehalter müssen tolerante Menschen sein. Man muß auch mal fünfe grade sein lassen können, das ganze Dominanzgeschwafel und die Mär vom sturen Hund über Bord schmeissen, und die Haare auf dem Sofa liegen lassen können. Und man muß viel Zeit investieren um sein Beaglechen so hinzukriegen, daß Spaziergänge ohne Leine nicht in ständiger Angst (haut er ab oder nicht?) von statten gehen. Wer all das mitbringt, hat vielleicht die Chance, daß der Beagle sich für diesen Menschen entscheidet und auch bei ihm bleibt. Ansonsten geht er eben dorthin, wo's ihm besser gefällt. Kluger Hund:-)
viele Grüsse
Klaus