von Franziska Schwandt(YCH) am 15. September 1999 20:59
Hallo Marion!
: Als ich meinen Kangal mit der dritten unserer Tauben erwischte, bin ich "ausgerastet" (mensch ist ja auch nur ein Hund) und hab sie ihm im Wortsinn um die Ohren gehauen. Seitdem (einige Wochen)ist echt Ruhe, bis auf ein paar eher halbherzige Reflexsprünge nach davonflatternden Tauben. Vielleicht hat er ja auch gelernt, daß tote Tauben weh tun können.
Heute habe ich eine Frau getroffen, die mir auch erzählte, daß sie ihrem Hund den ersten gerissenen Hasen "dermaßen um die Ohren gehauen hat", und seitdem ist auch Ruhe. Er schaut nur noch hin, wenn der Hase neben ihm aufspringt, aber nachrennen tut er nicht. Da sind mir natürlich dann auch meine Zweifel gekommen und ich dachte klammheimlich, daß ich es auch machen werde, wenn Wonda nochmal einen erwischen sollte. Bin da jetzt etwas unschlüssig, vielleicht hat ja noch jemand die Erfahrung gemacht.
: Funktioniert aber auch nur, wenn man den Hund beim Hetzen sieht, in den
: meisten Fällen ist es aber wohl eher so, daß man merkt "Hund weg -
: au weia", geht ihn suchen und erwischt ihn nach der Tat - mit der
: frischen (!!!) Beute.
Also ehrlich gesagt habe ich meinen Hund immer so weit im Auge, daß ich genau sehen kann, wenn er etwas sichtet. Und sollte Wonda doch mal hinter mir etwas gesehen haben und sprintet los, dann merke ich das auch, bevor sie weg ist. Ich habe übrigens gemerkt, daß es wirklich sehr wichtig ist, wie entschlossen der Hundeführer ist. Ich war wegen unserer Fehlschläge ja schon richtig ängstlich draußen und meine Unsicherheit war natürlich ein Signal an Wonda, daß sie nun entscheidet, ob sie jagt oder nicht. Bei meinem Mann wagt sie es nicht im Traum, weil er viel schneller sein "Nein" durchsetzt. Bei ihm schielt sie nur nach Katzen und stiert auch nur ein bißchen in die Ferne. Kaum zischt er oder ruft ein strenges Hey, schon tut sie desinteressiert und sucht seine Nähe. Andererseits gibt er auch zu, daß ich ja durch meine vielen Touren mit dem Hund auch viel öfter in heikle Situationen kommen kann als er.
Ich habe mich heute zum ersten Mal so richtig ermahnt, nicht immer das Schlimmste zu befürchten, sondern locker mit Wonda spazieren zu gehen und siehe da, meine Gelassenheit hat sich auf Wonda übertragen, wir hatten einen wunderschönen Spaziergang mit sehr lustigen Clickerübungen. Ich war richtig glücklich, als ich wieder nach Hause kam. Mein kleiner "Rettungsanker" ist eine Mini-Baumelkette, die ich Wonda ans Halsband hänge. Damit kann ich mir einreden, sie glaube, sie wäre noch an der Leine und das macht mich sicher. Ich hätte nie gedacht, mal so eine unsichere Hundeführerein zu sein, aber ich bin eine Perfektionistin und die Hasen-Rückschläge haben mich wohl mehr aus der Bahn geworfen, als mir lieb war.
Tschüß, schöne Grüße von
Franziska und Wonda