Lieber Ralph,
Deine Hündin hat sich nicht lange Zeit gelassen, um die Rangverhältnisse in ihrem neuen Rudel zu klären. Das spricht stark dafür, daß sie in ihrem früheren Zuhause die unangefochtene Chefrolle hatte. Auch die Selbstverständlichkeit, mit der sie nach so kurzer Zeit auf die Couch sprang, deutet in diese Richtung.
Du hast auf alle Fälle richtig gehandelt, ihr das nicht durchgehen zu lassen. Ich wäre allerdings noch einen Schritt weiter gegangen und hätte sie später, als sie schwanzwedelnd ankam, ignoriert. Du schreibst leider nicht, welcher Podenco in ihrer Mischung dabei ist. Der Podenco Ibenico z.B. wäre derjenige unter diesen Laufhunden, der sich insgesamt am schlechtesten unseren Lebensumständen anpaßt und äußerst schwer zu erziehen ist. Allen Podencos ist zwar die extreme Jagdleidenschaft gemeinsam, aber manche anderen Schläge sind deutlich einfacher in der Erziehung. Stammt er auch noch aus einer halbwild lebenden Verbindung, wirst Du in den nächsten Monaten alle Hände voll zu tun haben.
Ich kann Dir nur innigst den Tip geben, absolut konsequent zu sein und alle Register der Dominanzordnung zu ziehen, wenn Du diesen Hund behalten willst. Wenn Du Dich (oder Deine Familie) eher als nachgiebig und wenig konsequent einstufst, laß die Finger davon. Podencos sind, ähnlich wie Huskies oder Border Collies, "Spezialistenhunde", die für bestimmte Aufgaben (in diesem Fall die Jagd) gezüchtet wurden. Besonders der Podenco Ibenico taugt nicht als Familienhund und sollte keinesfalls in Anfängerhänden sein. Natürlich spielt der andere Elternteil ebenfalls eine Rolle, und je nachdem was drin ist, kann sich das positiv oder negativ auf den Umgang mit dem Hund auswirken.
Außerdem würde ich auf alle Fälle das Halsband durch ein Brustgeschirr ersetzen. Der Hals ist das "soziale Organ" der Hunde und der Bereich, an demauch Dominanz gezeigt wird.
Irgendwo im Forum (vermutlich im Archiv) gibt es einen Artikel mit dem Titel "Hat Ihr Hund Sie gut im Griff?". Vielleicht suchst Du Dir den mal raus. Da stehen einige der vielen Kleinigkeiten, im täglichen Umgang, die alle mit der Dominanzregelung zu tun haben. Gleichzeitig solltest Du möglichst sofort damit beginnen, den Hund auszubilden und ihm eine Ersatzbeschäftigung zur Jagd anbieten. Dabei liegt für mich das Problem weniger im Alter als in der Rasse an sich. An sich müßte die Hündin gut auf Beutemotivation reagieren. Bestimmte Beutespiele solltest Du aber zunächst lassen, z.B. mit dem Hund um Beute raufen. Zunächst muß Deine Hündin lernen, wer zukünftig der Chef ist, sonst hast Du sie u.U. bald wieder am Arm hängen. Wichtig sind gleich zu Anfang Dinge, wie sich alles und jedes (einschließlich des Lieblingsknochens) jederzeit von Dir aus dem Maul nehmen zu lassen. Gib ihr z.B. das Futter erst, nachdem Du ihr "Sitz" befohlen und ihr dann mit dem Kommando "Nimm" (oder sowas) erlaubt hast, zu fressen. Geht sie früher ans Futter, kommt ein "Nein" und Du nimmst es ihr wieder weg. Zehn Minuten später kommt die gleiche Übung. Während sie frißt, nimmst Du ihr immer mal wieder das Futter weg (mit einem FREUNDLICHEN "Aus"
. Läßt sie es widerspruchslos geschehen, wird sie gelobt´ und darf weiterfressen. Droht sie, bleibt das Futter für die nächsten 10 Minuten weg. Manche Leute haben gute Erfolge damit, ihren Hund einige Wochen lang sämtliches Fressen ausschließlich aus der Hand zu füttern, immer verbunden mit Kommandos, für die die Belohnung das Futter ist.
Liebe Grüße,
Jutta