Zu stolz zum Gehorchen? :: Hundeerziehung + Soziales

Zu stolz zum Gehorchen?

von Antje(YCH) am 06. Juli 2001 05:49

Hallo Wilma,

: ich denke schon, daß es rassetypische Unterschiede bei der Ausbildung
: gibt.

Natürlich gibt es die, aber dabei gehe ich bei der Ausbildung ja ein. Es kann keine Ausrede dafür sein, daß eine Ausbildung grundsätzlich unterbleibt bzw. die Rasse als Grund für eine mangelhafte Ausbildung vorgeschoben wird. Und letzendlich muß man sich VOR dem Kauf eines Hundes Gedanken darüber machen, ob man selbst die Voraussetzungen für die Haltung und Ausbildung dieser Rasse erfüllt. Gerade heute müssen wir Hundehalter mit unseren Hunden kompatibel mit dem Rest der Welt sein...


: Der freilaufende Saluki z. B. dürfte die ganz große Ausnahme
: sein. Ich kannte auch mal einen Malamute, der ständig freilief, ohne
: irgendwelche Probs.

Wirklich? Ich kenne nicht viele Windhunde und Windhundmixe, aber ca. die Hälfte davon kann bzw. konnte frei laufen. Es hat halt nicht jeder die Fähigkeit, einen solchen Hund ausuzubilden, das ist klar, aber werden nicht gerade solche Rassen oftmals nur wegen ihres attraktiven Aussehens angeschafft, von Leuten, die schlichtweg keine Ahnung von Hundeausbildung haben bzw. zumindest nicht der solcher sensibelen und zugleich triebhaften Hunde?


: Und da Du auch den Jagdterrier ansprachst, ich kenne tatsächlich einen,
: der als Reitbegleithund problemlos mitläuft. Und das obwohl auch hier
: der Hund nicht vom Welpenalter an in guten erfahrenen Händen war. Aber
: dafür sind seine jetzigen Besitzer wirklich sehr kompetent. Aber sie
: bestätigen auch, daß es immer wieder ein Kampf ist.

S.o.; wenn ich eine bestimmte Rasse halten will, muß ich die Fähigkeiten für diese Rasse besitzen. Von einigen ganz ganz wenigen Rassen mal abgesehen (die Windhunde z.B., die sind aufgrund jahrhundertelanger Selektion wirklich ein Sonderfall) will eigentlich jeder Hund einen gerechten (= für ihn berechenbaren) und dominanten Besitzer, dem er vertrauen und gehorchen kann. Erfüllt der Besitzer diese Voraussetzungen nicht, muß sich der Hund irgend etwas einfallen lassen und selbst die Initiative ergreifen, weil er seinen Besitzer für unfähig hält, die Verantwortung für's Rudel zu übernehmen. Und je nach Rasse müssen die Qualitäten des Besitzers unteschiedlich hoch sein. Aber wenn's schief geht, liegt es nicht daran, daß eine Rasse nicht zu erziehen ist, sondern daran, daß sich ein Mensch die falsche Rasse bzw. innerhalb eienr Rasse das flasche Individuum)ausgesucht hat (oder manchmal auch überhaupt einen Hund).


: Andererseits kenn ich einen Züchter dieser Rasse, der mir bestätigt
: hat, daß diese Hunde in Privat- und damit nicht Jägerhänden völlig fehl
: am Platz sind.

Ein Hund, der für eine bestimmte Aufgabe gezüchtet wurde, sollte sie auch ausführen dürfen, dann fühlt er sich am wohlsten.


: Und selbst die meisten Jäger sind dafür ungeeignet.

*grins* Das liegt aber nicht am Hund, sondern daran, daß viele Jäger gar keine richtigen "Hundeleute" sind. Sie brauchen halt einen Hund, das schreibt das Gesetz für Revierinhaber vor.


: Charakterlich sind Jagdterrier wohl wirklich mit das härteste was es
: gibt...

Wenn sie hoch im Trieb stehen, ja.


: ...da darf man keine Schwäche als Rudelführer zeigen

Das darf man bei keinem Hund. Nur liegt die Grenze dafür beim Jagdterrier sehr hoch, daher ist nicht jeder Mensch für diese Rasse geeignet.


: Den Spruch: Das ist halt ein ....., der ist unerziehbar, den kann ich
: allerdings auch nicht hören. Aber aus einem HSH oder einem Windhund
: (mit Ausnahme des Whippets) kann man halt im allgemeinen keinen
: wirklich gehorsamen Begleithund machen.

Ich sehe hier nur die Windhunde als Ausnahme, auch Herdenschutzhunde können sehr gut ausgebildet werden. Es liegt dann meistens, wenn's schiefgeht, an der Konsequenz der Besitzer. Wir reden jetzt ja nicht von einer PO-gemäßen Unterordnung (obwohl ich einen Kaukasen kenne, der die BH mit 60 Punkten abgelegt hat), sondern von zuverlässigem Gehorsam (d.h. der Hund legt sich wenn ich "Platz" sage, egal wie).

Viele Grüße

Antje

von PhiloLeon(YCH) am 06. Juli 2001 06:58

Hallo Antje,

: Schlimm ist es dann, wenn Hunde dieser Rassen die Fremden nicht aus einer dominanten Selbstsicherheit heraus anknurren, sondern wegen nervlicher Einschränkungen in ihrem Wesen. Viele können das gar nicht unterscheiden und züchten mit diesen Hunden dann auch noch.

Kein Wiederspruch, nur Erweiterung ist nicht nur beim Briard so, auch bei anderen Rassen und Mischlingen schon gesehen .....

:"Distanziertes Verhalten" Fremden gegenüber drückt sich normalerweise anders aus. Der Briard unseres Schäfers (nicht ganz reinrassig, ca. 3/4 Briard) hat durch Dich hindurchgesehen, sich aber ansonsten zurückgehalten, wenn sein Besitzer dabei war. Du hattest aber immer das Gefühl, daß er Dir gleich an's Bein pinkelt, er Dich als Fremdkörper in seinem Revier betrachtet, der ihn stört.

Da habens die SChaefer hier anders. Dazu eine Geschichte. Als ich das erste Mal auf der Schaffarm eines unseres Clubmitglieds war, habe ich lange mit dem Besitzer ueber Herding gesprochen. Auf einmal ist er Aufgestanden, hat einen zweijaehrigen Briard geholt, mir zwei drei Befehle erklaert und michmit seinem Hund und einigen Schafen aufs Feld gestellt und sich ausser Sicht aufgestellt .... der Hund hat mir gehorcht, und wenn ich nicht zu dumm gewesen waere und mir alle Befehle gemerkt haette, wir haetten die Herde reingetrieben ohne Probleme ...

Oder ein anderes malhabe ich meinen Leon an die Herde gefuehrt, die von zwei Briards geherded wurden. Es war absolut kein Problem durch die Herde (mit fremden Hund) zum Schaefer zu gehen.

Der Schaefer ist der Boss und entscheidet wer an die Herde darf !!!!!

:Alleine hättest Du nicht zu den Schafen gehen können, das hätte verrissene Hosen gegeben.

Kommt darauf an wieviel Mut du hast. Wenn du die Flucht ergreiffst, sobald du siehst dass einer der Hunde angerannt kommt, du hast aber noch kein Schaf gestohlen, dann wird dir kein richtiger Huetehund nachsetzen. Das ist das erste was sie lernen, bei ihrer Herde zu bleiben moege geschehen was wolle.....

Alles Gute,

Thomas & Leon

von Antje(YCH) am 06. Juli 2001 07:12

Hallo Thomas,

: : Schlimm ist es dann, wenn Hunde dieser Rassen die Fremden nicht aus einer dominanten Selbstsicherheit heraus anknurren, sondern wegen nervlicher Einschränkungen in ihrem Wesen. Viele können das gar nicht unterscheiden und züchten mit diesen Hunden dann auch noch.
:
: Kein Wiederspruch, nur Erweiterung ist nicht nur beim Briard so, auch bei anderen Rassen und Mischlingen schon gesehen .....

Stimmt, aber beim Briard steht das "Mißtrauen gegen Fremde" in jeder Rassebeschreibung, und viele verstehen es falsch oder wollen es falsch verstehen. Ich finde, so etwas gehört auch nicht in eine Rassebeschreibung hinein, zumindest nicht so pauschal ausgedrückt.


: Da habens die SChaefer hier anders. Dazu eine Geschichte. Als ich das erste Mal auf der Schaffarm eines unseres Clubmitglieds war, habe ich lange mit dem Besitzer ueber Herding gesprochen. Auf einmal ist er Aufgestanden, hat einen zweijaehrigen Briard geholt, mir zwei drei Befehle erklaert und michmit seinem Hund und einigen Schafen aufs Feld gestellt und sich ausser Sicht aufgestellt .... der Hund hat mir gehorcht, und wenn ich nicht zu dumm gewesen waere und mir alle Befehle gemerkt haette, wir haetten die Herde reingetrieben ohne Probleme ...

Das wäre bei diesem Hund auch kein Problem gewesen, aber in seinem Hofbereich hat er keinen Fremden akzeptiert, d.h. "sich angeschmußt", sich füttern lassen oder so.


: Oder ein anderes malhabe ich meinen Leon an die Herde gefuehrt, die von zwei Briards geherded wurden. Es war absolut kein Problem durch die Herde (mit fremden Hund) zum Schaefer zu gehen.

Das war bei diesem auch kein Problem. Nachdem mir ein junger DSH-Rüde mehrmals von anderen Hunden gebissen wurde, hat er jeden anderen Hund angepöbelt. Trotzdem hat der Briard sich nicht provozieren lassen, wenn ich mit meinem Stänkerer zwischen ihm und den Schafen durch bin, er hat durch uns "hindurchgesehen". Allerdings hatte er wohl im Gespür, daß wir keine Gefahr für seine Schafe sind, Hunde, der in die Herde geschossen sind und gehetzt haben, hat er böse zugerichtet.


: Der Schaefer ist der Boss und entscheidet wer an die Herde darf !!!!!

Stimmt, gab ja in dieser Hinsicht nie Probleme, auch mit anderen Hütehunden nicht, nur mit Hunden und Menschen, die sich unrechtmäßig an den Schafen zu schaffen gemacht haben.


: :Alleine hättest Du nicht zu den Schafen gehen können, das hätte verrissene Hosen gegeben.
:
: Kommt darauf an wieviel Mut du hast. Wenn du die Flucht ergreiffst, sobald du siehst dass einer der Hunde angerannt kommt, du hast aber noch kein Schaf gestohlen, dann wird dir kein richtiger Huetehund nachsetzen. Das ist das erste was sie lernen, bei ihrer Herde zu bleiben moege geschehen was wolle.....

Ich meine das Herangehen an die Schafe bzw. nachts an den Schafstall. Bei uns sind eine Zeit lang Schafe und auch Rinder gestohlen bzw. auf der Koppel abgeschlachtet worden, schlachtreife Bullen sogar aus dem Stall gestohlen worden. Da war mit dem alten Knabe nicht gut Kirschen essen, einmal muß der ganz schön zugelangt haben (den Spuren am nächsten Morgen nach zu schließen, ist jedenfalls nie wieder einer nachts gekommen). Ich würde mich hüten, in dessen Anwesenheit alleine einfach so in den Stall zu gehen...

Viele Grüße

Antje

von P.H(YCH) am 06. Juli 2001 13:04

Tschau Jessica

Wenn man die Hunde schon als Welpen überfordert, dann entsteht halt so ein Kadavergehorsam. Zuerst sollte man einen Hund aufleben lassen und erst wenn er fast nicht mehr erziehbar ist damit Anfangen, den Hund in eine Richtung zu lenken. Wohlverstanden, bei einem Hund bei dem kein Kadavergehorsam erwünscht ist, nicht bei einem Familienhund.

Zudem gibt es zwei Arten von DSH, die schönen und die guten, oder der aus der Schönheitszucht, oder der aus der Leistungszucht. Das sind nun mal grosse Unterschiede. Früher hatten wir nur den DSH und die hatten einen gewissen Standart. Jetzt hat sich das weit auseinander entwickelt. Ein schöner ist als Gebrauchshund mit wenigen Ausnahmen fast nicht mehr zu gebrauchen und ein Leistungshund ist mit wenigen Ausnahmen auch nicht besonders schön.

Hunde sind alle erziehbar, auf jedenfalls der Grundgehorchsam. Wenn ein Hund das Sitz verweigert, dann hat das weniger mit der Rasse oder der Dominanz des Hundes zu tun, sondern eher mit dem Unvermögen der
Hundeführerin. Wenn der Hund nicht hören will, dann ist das zwar schon Dominanz vom Hund, aber eine solche Dominanz darf nie und nimmer zugelassen werden.

Die Ausrede, dass der Hund ein Alphatier ist, ist nicht haltbar. Gerate Alphahunde sind im Hundesport gefragt und werden dort erfolgreich abgeführt. Nur so neben bei, ich glaube nicht, dass der Alphahund der beste ist, sondern der ist der Beste, der am besten zum Hundeführer passt.

Gruss P.H

von andreas(YCH) am 08. Juli 2001 11:39

Hallo P.H.

da muß ich aber mal pro und contra geben:

:und erst wenn er fast nicht mehr erziehbar ist damit Anfangen, den Hund in eine Richtung zu lenken.

Wieso denn das? Ich kann bereits in ganz jungem Alter jedem Hund die üblichen Grundgehorsamsübungen beibringen und zwar in einer weise, dass der Hund mich fragt, was DARF ich noch alles für Dich und nicht, was MUSS ich jetzt noch. Warum denn ausgerechnet die Phasen extremer Lernfähigkeit des Hundes verschenken?

Dieses "denn lass ich roh" bis er mindestens zwei Jahre alt ist, ist doch nun wirklich antiquiert.
:

: Hunde sind alle erziehbar, auf jedenfalls der Grundgehorchsam. Wenn ein Hund das Sitz verweigert, dann hat das weniger mit der Rasse oder der Dominanz des Hundes zu tun, sondern eher mit dem Unvermögen der Hundeführerin.

Ich gebe Dir Recht, was die Rasseausrede betrifft, bei der man sich mit dem angeblich so "sturen, schwierigen, eigenen" Hund wunderbar herausreden kann, dass es Mängel in der Erziehung gibt. Natürlich gibt es Grundtendenzen, die je nach Rasse unterschiedliche Vorgaben geben. Die meisten Schwierigkeiten, die Halter mit ihren Hunden haben, hätten sie aber wahrscheinlich auch mit jeder anderen Rasse.

:Wenn der Hund nicht hören will, dann ist das zwar schon Dominanz vom Hund,

Nein. Das hat nicht unbedingt immer mit Dominanz zu tun. Bisweilen einfach nur damit, dass dem Hund noch nicht hinreichend erklärt, ich meine wirklich vertsändlich erklärt wurde, was von ihm gewollt ist. Wenn Du das Beispiel "sitz" nimmst: Dass derHund gelernt hat, zuhause auf dem Teppich oder meinetwegen auf dem Hundeplatz "sitz" zu machen, heisst noch lange nicht, dass er weiss, dass "Sitz" immer und in jeder Umgebung hinsetzen heisst.

Vielleicht wurde "sitz" nur in einer eizigen Umgebung und ohne Ablenkung geübt und gerade nicht unter verschiedensten Umwelteinflüssen. Das ist dann eher ein Verständigungs - und Kommunikationsproblem denn eine Dominanzfrage und würde bedeuten: mehr üben.

: sondern der ist der Beste, der am besten zum Hundeführer passt.

Schön gesagt.
:
Viele Grüße,

andreas

von Sunny2(YCH) am 08. Juli 2001 14:14

Hallo,
danke für Eure Mitgrübelei.
Seit der "Stolz" Bemerkung hat sich die Pon-Frau noch ein paar Mal unserer Hundegruppe angeschlossen.
Gestern abend war mein Mann auch mit von der Partie; er kannte die Frau noch nicht.
Als ein mitspielender Hund (Rottweilermix) sich von seinem weiterwollenden Herrchen laaange rufen ließ ("Komm! Komm her ! Komm sofort! Ich geh! Auf! Jetzt komm..."usw usf)ließ mein Gatte unbedarft ihr gegenüber die Bemerkung fallen, daß das so eine Art Testsituation sei, wie gut ein Hund gehorcht. Fettnäpchen!
Es kam dann eine ausführliche Erklärung, daß große Hunde ja gehorchen müssen, aber bei kleinen (wie ihrem) sei das doch gar nicht nötig, die tun doch keinem was...und was halt dann so an Argumenten kommt. Ich stand grinsend dabei, mein Mann wußte garnicht, wie ihm geschieht.
Es muß halt jeder nach seiner Facon glücklich werden.

Liebe Grüße Euch allen,

Sunny und Sam

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