von Antje(YCH) am 26. September 2000 07:09
Hallo Salomax,
was Du vor hast ist kein einfaches Leben...
Anfangs waren meine Hunde nicht alleine, wenn ich arbeiten gegangen bin, meine Mutter war zu Hause. Deshalb wußte ich auch, wie sich meine Hunde verhalten, wenn ich nicht zu Hause bin, der Abschied Morgens oder das Nachhausekommen spiegeln ja nicht das wider, was der Hund den ganzen Tag alleine zu Hause so treibt. Meine erste Hündin, ein Jagdterriermischling, hat mich morgens an der Haustüre verabschiedet. Kurz danach verschwand sie, um den Tag unter meinem Schreibtisch zu verschlafen. Pünktlich 3 Minuten, bevor ich von der Arbeit gekommen bin (meine Mutter schwört noch heute, daß die Hündin das Auto hören konnte, denn ich bin nicht immer zur gleichen Zeit gekommen), tauchte sie wieder auf. Einzigster "aktiver Zwischenfall" tagsüber war der Briefträger, den mochte sie überhaupt nicht leiden und der und sein Auto wurden verbellt.
Später kam eine Schäferhündin ins Haus und dann der Staff Bull. Der Bulli war eine faule Socke, den man morgens fast prügeln mußte, damit er vor die Tür ging, kurz mal Pieseln und dann wieder rein. Bis ich fertig war zum Wegfahren lag der schon wieder in meinem noch warmen Bett unter der Decke, nur ein Bein oder die Rutenspitze guckten raus, und geschnarcht hat er auch und nicht mal mit einem Auge geblinzelt (Wochenende hat er warscheinlich gehaßt, denn da mußte er früh aufstehen...). Gegen Mittag ging er dann mal gnädig mit meiner Mutter runter, aber keinesfalls vor 11 oder 12 Uhr, ein leckeres Schnittchen essen und dann vielleicht im Garten schlafen, aber nur bei schönem Wetter, Regen und Kalt *brrrr*, da isser lieber im Bett geblieben. Die Schäferhündin hingegen wollte morgens erst eine Runde am Rad laufen, dann blieb sie bei meiner Mutter in der Küche oder lag im Flur. So gegen 11 Uhr wollte sie in mein Zimmer und wurde erst kurz vor meinem Feierabend wieder munter.
Mit diesen Hunde gab es keinerlei Probleme, als sie tagsüber ganz alleine bleiben mußten (z.B. im Sommer), auch nicht, als ich mit Schäferhund und Bulli eine Zeitlang in einer Großstadt in einem Mehrfamilienhaus gewohnt habe. Allerdings waren diese Hunde bereits alle ausgewachsen, als ich sie bekommen habe (Mix 8 Jahre, Schäferhund und Bulli 3 Jahre) und stammten teilweise aus sehr schlechter Haltung, so daß man sie durchaus als "genügsam" bezeichnen konnte. Es gibt durchaus Hunde, die so unselbstständig sind, sei es genetisch oder prägungsbedingt, daß sie längere Zeiten des Alleineseins seelisch nicht verkraften. Das hat aber nichts damit zu tun, ob ein Hund für den Hundesport geeignet ist oder nicht, eher im Gegenteil, der unselbstständige Hund wird eher derjenige sein, der für den Sport nicht die nötige Ruhe hat. Wichtiger ist, daß der Hund in der restlichen Zeit ausgelastet wird, sowohl körperlich als auch mental. Mein Jagdterriermix lief täglich 10 bis 50 km nebem dem Pferd, Bulli und Schäferhündin habe ich im SchH-Sport geführt, neben Radfahren, Spazierengehen etc. standen täglich irgendwelche Übungen (Fährte, Unterordnung, Schutzdienst) auf dem Programm, und ansonsten war Familienleben angesagt, Kino etc. gab's und gibt's halt nur im Urlaub.
Heute lebe ich alleine und habe mein Leben ganz auf die Hunde eingestellt. Dazu gehört für mich auch, daß meine Hunde tagsüber, wenn ich arbeiten gehe, im Zwinger untergebracht sind. Das vereinfacht die Sache insofern, daß sie sich dort auch lösen dürfen, denn schließlich kann es mal vorkommen, daß ein Hund auch mal Durchfall etc. hat bzw. außer der Reihe "mal muß" (ich verfüttere öfters auch mal so Sachen wie rohe Leber und frische Milch) und dann natürlich nicht auf die Mittagspause oder den Feierabend warten kann. Auch kann man sie dort prima mit richtig saftigen Rinderknochen beschäftigen, etwas, was sie bei mir nur auf dem Balkon oder im Zwinger fressen dürfen. Wenn sie morgens vor der Arbeit schon einmal richtig außer Puste waren, dann verschwinden sie im Zwinger sofort mit ihrem Knochen in der Hütte und sind die nächste Zeit gut beschäftigt. Danach folgt erst einmal ein ausgiebiges Schläfchen.
Wenn Du Deinen Hund nur in der Wohnung halten kannst, ist es wichtig, daß Du die Möglichkeit hast, in der Mittagspause mit ihm hinauszugehen. Positiv ist auch, wenn der Hund Gesellschaft hat, z.B. ein zweiter Hund oder auch eine Katze (allerdings können sich bei einem 2. Hund manche Probleme potenzieren, z.B. das Bellen). Und er muß auf jeden Fall ausgelastet werden, nicht nur körperlich, sondern auch geistig, und das nicht nur bei schönem Wetter, sondern auch bei -20°C oder wochenlangem Schneeregen. Schlecht ist es, wenn Du in einer Mietwohung lebst, in dem noch andere Leute wohnen (da sind Probleme vorprogramiert, wenn der Hund mal bellt), besser ist es, sich nach einem kleinen Häuschen umzusehen.
Problematisch ist es auch, sich einen Welpen zu nehmen, besser wäre ein älterer Hund, ab einem oder anderhalb Jahren (auch hier findest Du phantastische Hunde). Daß Du dann erst einmal Deinen Jahresurlaub drannhängen mußt, um den Hund einzugewöhnen und an den späteren Tagesablauf zu gewöhnen, sollte selbstverständlich sein. Und Dir muß klar sein, daß Dein Hund bzw. Deine Hunde, wenn Du groggy von der Arbeit kommst, frisch und ausgeruht ist/sind, und dann sein/ihr volles Programm haben möchten! Nix ist unmöglich, aber es ist manchmal schon recht anstrengend....
Viele Grüße
Antje