Grüß dich Katja,
bei meinem Rudel und vielen anderen, die ich kenne, gibt es keine klare Verteilung von oben und unten. Es variiert sehr stark nach den Veranlagungen und wird nach einer Zeit auch von allen akzeptiert.
Mir ist nur ein Fall bekannt, wo ein Hund klar der dominante war, das ging aber auch gründlich in die Hose. Die Familie hatte einen Dalmatiner und wünschte sich eine Dogge dazu, blau sollte sie sein. Der Dalmi war so um die 18 Monate alt, verspielt, meist freundlich. Er hatte nur ein Problem mit kleinen Rüden, die er verfolgte und versuchte in die Flanken zu beißen. Als dominant konnte man ihn nicht bezeichnen, doch war er auch nicht unterwürfig. Nun wurde ein 4,5 Jahre alter Doggenrüde rausgesucht, die Hunde spielten oder vertrugen sich zumindest auf der Hundewiese, also wurde die Dogge mitgenommen. Im Heim schien alles gut zu gehen, die ersten Stunden. Die Bewegungen der Dogge (durchtrainierte 85 kg) waren ruhig aber bestimmt. Am Abend ging der Dalmi an der Dogge vorbei schwanzwedelnd auf die Besitzerin zu, die Dogge stoß ein Knurren aus und biss sofort zu. Das Ohr des Dalmis war 1,5 cm eingerissen und logischerweise war nach einigen Bewegungen die Küche voll Blut. Es sah aus wie beim Schlachter. Es wurde sofort ein Verhaltenspsychologe zugeschaltet, während der ersten Nacht wurden die Hunde getrennt. Dieser Herr gab dann folgenden Tipp: Den Dalmi in Anwesenheit der Dogge keine Beachtung mehr schenken, die Dogge immer bevorzugen, streicheln, füttern, jede Art der Zuwendung nur mehr der Dogge zuwenden. Der Dalmi bekam seinen Teil, wenn die Dogge nicht da war. Ich besuchte die Familie am zweiten Tag, sie waren alle begeistert, es war nichts mehr vorgefallen. Vor mir stand die Besitzerin, neben ihr die Dogge, die mich ansabbelte. Ganz hinten im dunklen Gang lag der Dalmi, blickte mich an und wedelte ein wenig mit dem Schwanz, mehr traute er sich nicht. Die stürmischen Begrüßungen, das Jaulen und Freuen von früher, wenn ich in der Tür stand, waren vergessen. Aha, sagte ich. Mehr schaffte ich nicht. Am Abend biss dann die Dogge den Dalmi in die Vorderpfote. Nicht schlimm, aber wieder alles voll Blut. Die Maßnahmen pro Dogge wurden verstärkt. Am dritten Tag begegnete ich dem Besitzer der beiden Hunde, er zog ein entsetztes Gesicht. Näheres Nachfragen ergab, dass sich die Dogge gerade wieder auf dem Heimweg befand. Es gab wieder einen Vorfall, das einjährige Mädchen der Familie hatte den Dalmi gestreichelt, sie befand sich zwischen Dogge und Dalmi. Die Dogge holte aus und wollte den Dalmi erneut beißen, doch es war die Hand der Kleinen dazwischen. Ein glatter Durchbiss, das Mädchen befand sich gerade im Krankenhaus. Der Verhaltenspsychologe meinte, dass das sehr schade wäre, denn ohne den Vorfall hätte man das unter Garantie hinbekommen.
Die Hand heilte wieder vollständig, die Familie kaufte sich anschließend eine gefleckte, drei Monate alte Doggendame. Eine Seele von Hund! Ein Kalb, das nach zwei Jahren immer noch glaubte, ein Welpe zu sein
. Lange Sabberlefzen, die jeden geliebten Freund sofort mitteilten, wie gern man ihn hat. Übrigens ein wunderschöner Anblick, so eine gefleckte Dogge und ein Dalmi. Ich könnte bei diesen beiden auch nicht sagen, ob einer die absolute Machtposition hat.
Mina