Grüß Euch zusammen,
Katharina schreibt:
: viele hier im Forum waren der Meinung, das Tierheim hätte den Hund nicht an
: Harald vermitteln dürfen. Ich bin der Meinung, auch Harald hätte ihn nicht
: nehmen dürfen (er hat sich bewußt für einen "Problemhund" entschieden)
da ich mich auch mit schwierigen hunden beschäftige, fällt es mir schwer, mich weiter zurückzuhalten. leider ist es so, daß tierliebe menschen dazu tendieren, einen problemhund zu übernehmen. aufgrund von tierliebe ändert aber ein hund sein verhalten nicht. er greift auf der basis seiner erbanlagen auf seine bisherigen erfahrungen, d.h. das was er als erfolgreiches verhalten gelernt hat, zurück. z.b. kann ein hund gelernt haben, daß es verheißungsvoll ist, einen menschen, der futter in der hand hält, in den arm zu beißen. das futter fällt herunter, der hund schnappt es und schaut anschließend den menschen überaus freundlich an, ob eine zweite auflage vielleicht noch ein leckerle zutage fördert? fällt kein futter aus der hand, verleiht er seinem biß noch etwas nachdruck.
dies ist kein fiktives, sondern ein sehr reales beispiel.
man muß sich schon vorher überlegen, wie man in bestimmten situationen verfahren will. unser instinktives verhalten ist sicherlich das, auf das der hund bisher immer gestoßen ist. genau das müssen wir vermeiden. und genau das tun die meisten überraschten menschen nicht. folglich wird fehlverhalten bestärkt. wenn es untragbar wird, kommt der zurück. für den überraschten menschen kann da auch sofort der fall sein. was ist das ergebnis?
der hund hat kurzfristig mit seinem verhalten wieder erfolg gehabt. es wird gefestigt. daß er dadurch wieder im tierheim landet, ist für ihn nicht verknüpfbar, da zeitlich zu weit auseinanderliegend.
und so wird das fehlverhalten immer mehr zementiert.
für einen solchen hund ist es besser, er bleibt im tierheim und wird regelmäßig ausgeführt, als daß er eine familie in angst und schrecken versetzt.
wenn ich wieder einmal viktor erwähne. er lebt seit nunmehr 5 jahren im tierheim. seit 2 1/2 jahren führe ich ihn ~4x pro woche etwa 1- 1 1/2 h aus. der hund kann außer im stadtgebiet überall frei laufen. dem hund geht es so gesehen sehr gut. er lebt ohne sozialen streß, der bei einer falschen vermittlung vorprogrammiert ist. (einige infos über viktor sind zu finden unter [
wwwex.physik.uni-ulm.de])
mit einem zweiten hund (o.a. beispiel) hatte ich weniger glück. zwar konnte ich ihm durch das zwingergitter hindurch aggressives verhalten in gegenwart von futterbrocken abgewöhnen. wie sich später zeigte, im zusammenhang mit mir völlig. aber der hund hatte als lebenserfahrung kettenhund dasein beim bauern und zwingerhunddasein im tierheim. als er die ersten male von derjenigen, die ihn übernehmen wollte, ausgeführt wurde, gab es mit anderen hunden keine probleme aber auto, jogger, radler, alles versetzte ihn in schrecken. worauf er dann mit einem biß antwortete. er erwischte einen jogger, der sehr dicht an ihm vorbeilief und ihn angeblich nicht gesehen hatte. das war´s dann. mein fazit aus dem erlebnis war, daß ich mich erst dann um die "therapie" eines hundes intensiver kümmern werde, wenn ein mensch da ist, bei dem ich mit gutem gewissen sagen kann, daß er genau weiß, was wann zu tun ist.
die änderung des verhaltens, wenn der hund in die familie kommt, ist vorprogrammiert. es treten ähnliche situationen und reize auf, wie er sie schon kannte. (man hebe bei einem solchen hund plötzlich die hand, schon duckt er weg? dann ist er geschlagen worden.)
und so gab es den hund, der die freundliche schmusigkeit war, bis die familie sich zum ersten mal an den mittagstisch setzte. der hund sprang auf den tisch und verteidigte alles mit zähnen und klauen.
dann gibt es noch die "zeig ihm wer der boß ist"-fraktion. naja, ein hund der sich anleinen läßt und am halse herumziehen und drücken, gehört nicht zu den problemhunden.
man muß aber damit rechnen, daß ein hund, der in panik gerät oder in frustrierte aggression, sich kommentarlos umdreht und das nächstmögliche opfer angeht und zubeißt. das ist dann der mensch am ende der leine. und dem hund ist es egal, ob der tierlieb ist oder nicht. auch dieses beispiel entstammt der realität
für moritz mag es sehr hilfreich sein, wenn er einige zeit in für ihn klaren umständen lebt. mit menschen im hause zusammenleben kann er sicherlich nur dann, wenn diese ohne ausnahme, wissen, wie sie sich verhalten sollten. ohne intensive beratung / schulung des hundehalters ist eine therapie augenwischerei.
tschüß martin & mirko