Freifolge (Fuß) :: Clickertraining

Freifolge (Fuß)

von Klaus(YCH) am 28. Oktober 1998 16:23

Hallo Andre,

ich glaube wir drehen uns hier ein wenig im Kreis.

:Lediglich hier und da eine Kontinuität fordern (oder fördern).
Fördern ja, fordern? Dazu hat Anke schon alles geschrieben (Gehorsam).
Ich stelle lediglich eine Bedingung auf und bestärke, wenn diese erfüllt wird.

:Vielleicht verunsichert Alea diese Situation nur (wie lange soll ich denn jetzt mitlaufen, darf ich ein wenig
:trödeln, vielleicht reicht es ja ab und an mal "vorbeizuschauen", ein wenig schnüffeln wird doch wohl gestattet :sein - ich komme ja sofort wieder).
Das alles sind menschliche Denkansätze, Dein Hund DENKT nicht so. Wenn sie in der einen oder anderen Situation nicht das gewünschte Verhalten zeigt, hat sie's entweder noch nicht gelernt, oder sie hat keinen Grund dazu, in beiden Fällen liegt das Versäumnis auf Deiner Seite und Du bist gefordert, nicht der Hund. Das ist ein (oftmals) schmerzhafter Denkprozess, ich weiß, aber darin liegt der Hase im Pfeffer. Der Hund muß nicht! Du mußt. Alles andere, ist halbherzig, damit tust Du Euch beiden keinen Gefallen.

:Wenn z.B. eine Katze vorbeikommt (Alea "liebt" Katzen) und ich Alea sitzen lassen möchte, dann kann ich in
:diesem Moment auch keine Kreativität gebrauchen.
Aber natürlich kannst Du das! Sie soll nur eines nicht tun: Die Katze jagen. Mehr nicht.

:Nur sehe ich beim "Fuß" im Moment kein richtiges Fortkommen. Und "strafen" möchte ich für solch eine :Übung Alea sicherlich nicht. Die Hunden sehen aber keineswegs gestraft aus. Auch sehe ich das "Rucken" nicht :als Alternative, lediglich evtl. als Ergänzung im fortgeschrittenem Stadium (wenn der Hund das Signal und die :Übung wirklich kennt!!!).

Ich möchte Dir nochmal eindringlich raten, es einfach AUSZUPROBIEREN. Es klappt, wenn Du es richtig machst, mit Sicherheit. Auch unter Ablenkung, auch bei verführerischen Gerüchen, anderen Hunden. Binde den Hund doch mal an einen Bindfaden oder laß die Leine ganz weg. Sofort weißt Du, wie weit ihr wirklich seid, was Du von Alea erwarten kannst und was nicht. Das genau ist Euer Leistungsstand, darauf gilt's aufzubauen.

:Ja, die bessere Führung leuchtet mir ein. Ich verstehe nur nicht, was Dein Hund jetzt ohne Touchstick macht. Er :hat doch gelernt diesen mit der Nase zu berühren - was macht er nun ohne Touchstick. Verunsicherst Du ihn :damit nicht?
Keineswegs, die Orientierung bleibt erhalten. Der Touchstick wird einfach immer "kürzer", natürlich verschwindet dann auch der direkte Kontakt mir der Nase, aber darauf kommt es nicht an.

grinning smileyenn das Verhalten (Touchstick mit Nase berühren) kann er doch gar nicht mehr zeigen! Da nutzt doch auch
:ein langsamer abbauen nichts.
s.o.

:Warum hast Du ihm denn nicht beigebracht zB den Bein zu berühren, oder Deine Hand etc.. ?
Das geht bei uns nicht, da ich gehbehindert bin und mit 2 Stöcken gehen muß, Hand geht ebenfalls nicht, in der Hand halte ich den Stock und die Bewegung "Stock aufsetzen, Schritt gehen, Stock nachziehen" ist eben nicht gleichförmig. Den Touchstick hab ich zu Beginn mit dem Mund geführt, jetzt halte ich ihn gelegentlich noch in der Hand.

:Oder guckt er jetzt immer zu Dir hoch, ob Du gleich den Touchstick aus der Tasche holst?
Er guckt, aber warum??? Ich frag ihn mal ;-))

Mach hin! Bastel Dir einen und probier's aus, das bringt mehr als Grübeln.

Viele Grüße,
Klaus

von Anke(YCH) am 29. Oktober 1998 01:08

Hallo Andre!


:Nunja, ich denke, daß man auch einem Clicker-HF einen schlechten Tag anmerkt (bzw. seinem Hund).

Unbestritten, aber ich laufe nicht Gefahr, daß mein Hund ein negatives Erlebnis, und dazu zähle ich auch schon leichte Rucke am Hals, mit mir oder sonst was verbindet.


:Um das noch einmal zu betonen: Ich möchte keine Gewalt gegenüber Hunden (besonders keine Gewaltspirale

Hatte ich auch nicht angenommen.

:- wie ich schon geschrieben habe, nehmen diese Leinen-Rucks anscheinend ab).

Bleiben meiner Beobachtung nach aber wenn vielleicht auch im geringen Grad ein Hundeleben lang erhalten.

: Weiter hatte ich auch schon geschrieben, daß mich ja am meisten verwundert, daß diese Hunde begeistert (!) dabei sind. Anscheinend macht es den Hunden großen Spaß.

Mein Hund ist auch immer freudig gelaufen. Nur bei extremen Einwirkungen hat er kurzfristig, wenige Sekunden gedrückt gewirkt, danach war der Stetz wieder in Bewegung, nach außen ein Hund echt freudig bei der Arbeit, vielleicht etwas hektischer als vorher. Er hat sich immer auf den Hundeplatz gefreut. Dennoch bin ich mir sicher, daß er damals nur verwirrt war, gestreßt und nicht begriffen hat, worum es mir ging. Ich konnte es in seinem Gesicht sehen. Den einhergegangenen Vertrauensverlust hab ich dann in ganz anderen Situationen bemerkt.


:Außerdem verstehe ich Deinen Vergeleich Sport/Privat nicht so ganz. Ich finde "Erziehungsmethoden" wie Stachel, Halti und einfach frei laufen lassen (weil er eh nicht ordentlich an der Leine geht) nicht so gut.

Ist ja auch keine Erziehung sondern Vermeidung, und bestimmt nicht meine Welle.
Ich wollte damit nur ausdrücken, daß an Sporthunde viel höhere Erwartungen gestellt werden und sie deshalb in der Regel auch viel mehr erdulden müssen.


:Und die HF brauchen sich nicht bei Ihren Hunden zu entschuldigen, da diese (s.o.) ja Spaß dabei gehabt haben.

Wie will mensch das beurteilen?


::Aber hieße das nicht, daß Lob(C&cool smiley & Tadel vielleicht auch funktioniert? Wird ein Verhalten intensiver verstärkt, wenn es sowohl durch negative als auch positive Verstärkung geformt wird???

Laut Lernexperiment: Nein!


::Clicker (positiv reinforcment) und Leinenruck (Korrekturtraining) sind völlig konträre Methoden. Beim Clickern soll der Hund verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren, wir bestärken nur die gewünschte, unerwünschtes bleibt folgenlos. Beim Korrekturtraining verleiden wir dem Hund alles unerwünschte und zeigen ihm so das gewünschte Verhalten. Wenn ich heute kreative Ideen des Hundes belohne, weil ich an einer neuen Übung bastel, morgen die gleichen Ideen aber bestrafe, werde ich für den Hund unzuverlässig.
:
:Ich glaube, hier kommt etwas durcheinander.
:Ich weiß ja nicht, wie es absolut richtig gewesen wäre, aber ich übe mit Alea folgendermaßen (kurzgefaßt):
:Wenn ich ihr ein neues Verhalten beibringe, probiert Alea verschiede Verhaltensweise aus - ich fördere eine bestimmte Richtung bis sie das Verhalten zeigt, welches ich üben möchte. Dies üben wir mehrmals bis ich das Signal einführe. Dann nur noch nach dem Signal. Schließlich intermittierende Verstärkung, dann variabel. Wenn sie dieses Verhalten sicher zeigt, gibt es nur noch seltener Belohnung dafür. Dann "verlange" ich dieses Verhalten aber auch. Führt sie mal etwas nicht aus, reicht in der Regel eine "schärfere" Wiederholung des Signals.

Also Drohung, damit änderst Du schon die Motivation des Hundes.
Aber eigentlich möchtest Du doch, daß sie auf das erste Signal sicher reagiert. Also mußt Du längerfristig ihre Motivation ändern, entweder bestärkst Du sie mit der Chance auf einem tollen Hauptgewinn oder durch negative Einwirkungen.

grinning smileyas heißt aber, das ich kreative Ideen beim Einüben fördere - bei schon gelernten Übungen lasse ich "Kreativität" aber nicht zu.

Woher soll der Hund wissen wann eine Übung perfekt ist und wann man noch im Lernstadium ist? Hunde können so nicht denken.


:Wenn ich Dich richtig verstehe, hieße das doch, daß Du, wenn Du Deinen Hund zu Dir rufst und er nicht kommt, dies "durchgehen läßt".

Zunächst ja, ich ignoriere falsches Verhalten, dann stirbt es aus (Ausnahme selbstbelohnendes Verhalten). Dann überlege ich was die Ursache für unsere gestörte Kommunikation sein könnte und schaffe eine entsprechende Übungssituation.
Vor nicht alsu langer Zeit hab ich hier im Board über meine Erfolge beim wildernden Hund geschrieben. Wenn sogar ein so hochmotiviertes, selbstbelohnendes Verhalten mit ausschließlich positiver Verstärkung beeinflußbar ist, welche Berechtigung hat dann ein Leinenruck?

:Oder wenn Du möchtest, daß er sitzt, Du geduldig wartest bis er sich auch setzen möchte???

Siehe oben, ich fasse ihn keinesfalls an. Der Fehler lag bei mir, entweder hab ich "Sitz" zu lange nicht mehr durch B oder J verstärkt, oder auch vergessen bei stärkerer Ablenkung zu üben. Das wird dann entsprechend nachgeholt.

Allerdings muß ich zugeben, daß ich als Crossover HF mich auch nach einem Jahr reinem Clickern noch immer sehr konzentrieren muß, nicht in jahrealte Gewohnheiten zurück zu fallen. Den Leinenruck bin ich quitt, aber Hörzeichen in schärferer Stimmlage rutschen manchmal noch raus, bin halt nur mensch.


:Ich glaube schon, daß ich für Alea recht zuverlässig bin. Es gibt relativ klare "Spielregeln". Beim Einüben von neuen Verhaltensweisen bekommt sie ja kein Signal

Wartest Du wirklich stumm und stocksteif, bedienst nur den Clicker und wirfst anschließend Futter, bis das Verhalten perfekt gezeigt wird? Auch Deine Gestik, Mimik, Bewegung ist Signal für den Hund. Der Unterschied zum Hörzeichen als Signal ist doch nur, daß wir damit eine 100%ige Vorstellung vom Zielverhalten verbinden.

:, also kann sie alles ausprobieren. Bei gelernten Verhaltensweisen bekommt sie ein Signal - dies ist keine Bitte, sondern eine Aufforderung, der sie nachkommen muß.

Ein Hörzeichen ist weder Bitte, noch Befehl, noch Aufforderung, sondern schlicht ein Signal, das sehr weit reichend generalisiert sein soll. Wenn es in bestimmten Situationen, egal ob durch Änderung äußerer oder innerer Faktoren, nicht das gewünschte Verhalten auslöst, ist es im Bezug auf diese Situation nicht fertig generalisiert. Es bleibt mein Fehler nicht der des Hundes, er kann für sich keine machen da menschliches Denkkonzept.


:Um noch einmal das "positiv reinforcment" aufzugreifen:
grinning smileyie positive Verstärkung steht ja nicht allein. Wenn man also die operante Konditionierung betrachtet, gibt es dort ja auch die negative Verstärkung (die nicht so effizient und sicher ist, wie die positive Verstärkung) und auch Bestrafung.

Das ist dann kein positiv reinforcment mehr.

:Man kann da auch nicht von völlig konträren Methoden reden.

Stimmt in soweit, daß beides auf operanter Konditionierung basiert. Aber das eine ist "+" und das andere "-", konträrer gehts in meinen Augen nicht.

:Ich bin keinesfalls überzeugt, daß beide Arten der Verstärkung zusammen angewandt werden können - nur finde ich es ein wenig zu pauschal, einfach zu sagen, dies seinen völlig unterschiedliche Methoden. Und ich verleide meinem Hund nur dann seine kreativen Ideen, wenn ich alles einfach wild vermische.

Sehe ich eindeutig anders, s.o.
Negative Verstärkung funktioniert nur dann, wenn die Einwirkung spätestens beim dritten Mal Meiden hervorruft. Tut sie dies nicht erfolgt lediglich eine Habituation an den Störreiz.
Es kann sogar passieren, daß eine von uns als negativ eingestufte Einwirkung vom Hund summa sumarum "positiv" empfunden wird, da es ja eine Form der Zuwendung ist.
Was soll also der "leichte" Leinenruck der netten, aufmerksamen HF bewirken?
Oder ist er gar so sacht, daß es mehr einem Schlackern an der Leine gleichkommt, a la "hallo hier spielt die Musik, hier gibt´s was zu gewinnen"? Also ein Unterbrechungsreiz. Dann reden wir aneinander vorbei.


:Meine Frage zielt einzig und allein darauf ab, ob man bei (schon gelernten) Verhaltensweise gezielt beide Arten der Verstärkung für ein gemeinsames Ziel nutzen kann ?
:Und wenn nicht, warum diese Hund wohl trotzdem so gut "laufen" ?

Es ist bestimmt schwer zu differenzieren, ob diese Hunde "gut" laufen weil oder obwohl auch negativ eingewirkt wird.
Es ist paradox, auch viele Hunde, die sogar mißhandelt werden, freuen sich ihren Besitzer zu sehen, sie können der Sache also selbst unter so extremen Umständen noch was positives abgewinnen. Da wird ein Hund mit großem Urvertrauen in seinen Menschen einen Ruck leichter wegstecken.
Woran mach ich "freudig" fest, in wie weit kann ich diese Merkmale auch über Druck erreichen?


::Und genau dieser Erfolg einiger weniger ist der Bestärker für alle anderen HF auch mit dieser Methode zu arbeiten, leider.
:
:Leider kein gutes Beispiel von Dir. Genau dies fordern wir (Clicker-HF) ja auch für uns. Der Erfolg einiger sehr weniger soll alle anderen motivieren es auch mit unserer Methode zu probieren.....

Schön wenn jemand aufgrund meines Erfolges Clickern für praktikabel hält. Aber viel wichtiger ist mir die innere Einstellung zum Tier, das Wissen über tierisches Lernverhalten und der bewußte Verzicht auf Zwang jeder Art. Abkehr von der "Ich bin der Herr und du mußt..." Mentalität, die mit obskuren Ansichten über Aggression, Dominanz und Rangordnung begründet wird.


grinning smileyas Prinzip der negativen Verstärkung ist soweit schon klar. Ich habe auch nicht gesagt, daß ich dies mit meinem Hund so machen möchte.

Wollte ich keinesfalls unterstellen.


:Außerdem werden den Hunden nicht ständig Unannehmlichkeiten zugefügt...

aber es wird ständig damit gedroht.


:grinning smileya ist sie wieder, die Motivation. Nichts darf so toll sein, wie mit Dir zu "arbeiten". Die Chance auf den Hauptgewinn wird sie verführen.
:
:Ja, sie wird eine Weile lang verführt, dann aber "pendelt" sie und hängt mal. Alles Kleinigkeiten, mit denen aber andere HF nicht so zu kämpfen haben.

Stimmt, positiv Verstärken ist komplizierter als herkömmliches Korrekturtraining.


:confused smileyie kennt zwar das gewünschte Verhalten, hat es aber noch nicht sicher mit Deinem Signal verknüpft.
:
:Ich denke schon, denn sobald die das Signal wiederhole, wenn sie hängt o.ä., dann ist sie sofort wieder da. Nur kann ich ja nicht oft das Signal wiederholen. Sie soll ausdauernd am Bein bleiben.

Sie hat es also doch noch nicht richtig verknüpft. "Fuß" heißt nicht "begebe dich sofort mit deiner rechten Schulter neben mein linkes Knie", sondern "begebe dich sofort mit deiner rechten Schulter neben mein linkes Knie und bleibe dort bis ein anderes Signal kommt". Kleiner aber feiner Unterschied, der das ganze Dilemma offenbart. Ich kann nie sicher sein, daß mein Hund ein Signal nach meinen Wünschen verknüpft hat, es werden immer mal wieder Situationen auftreten, in denen Mängel sichtbar werden.


: Es geht mir auch wirklich nicht darum, jetzt den Leinenruck zu propagieren. Ich finde nur ,das es ja nicht unbedingt ein Schwarz/Weiß geben muß. Vielleicht funktioniert doch auch ein gezieltes Grau d.h. Aufbau und Entwicklung mit dem Clicker, aber auch gezielte "negative" Verstärkung.

s.o.


:Ja, genau das meine ich: "Hilfen", die ich beibehalten kann, nutze ich, aber Hilfen, die ich wieder abbauen muß, vermeide ich möglichst.

Warum, wenn sie vielleicht ein schnelleres Lernen ermöglichen?

:Warum den Touchstick bei der Freifolge, wenn ich dem Hund doch auch beibringen kann, dicht an meinem Bein zu laufen (oder es zu berühren) ?

Klar, geht doch auch. So arbeite ich meine Schäferhündin im Fuß, erst Freifolge dann mit Leine, leinenführig im Sinne von Spazierengehen ist sie deshalb nicht unbedingt.


Ich bleibe dabei:
Unerwünschtes Verhalten ignorieren, dann stibt es aus.
Erwünschtes Verhalten positiv verstärken, dann wird es öfters gezeigt.
Negatives Verstärken ist mir zu risikoreich.

viele Grüße
Anke

von Marion(YCH) am 29. Oktober 1998 09:47

Hallo Andre,

ich habe mal wieder mit großem Interesse diese Diskussion mitverfolgt.
Meine clickertrainierte Hündin ist etwas über ein Jahr und hat ihre BH vor kurzer Zeit bestanden, obwohl ich nicht ganz bei der Sache war und die komplette Freifolge "vergessen" hatte. Die anderen Übungen waren eben perfekt und so wurden "nur" 15 Punkte abgezogen. Das reicht um zu bestehen. Nun arbeiten wir weiter mit dem Clicker,was in der Unterordnung überhaupt kein Problem darstellt, da der Hund dort nicht in hoher Trieblage arbeiten muß. Das Apportieren haben wir bereits ohne Zwang geschafft. Das Vorausschicken und Revieren kann man auch sehr gut mit dem Clicker einüben. Die Arbeit mit dem Helfer sieht da schon anders aus. Hier bin ich für gute Tips immer dankbar...

Mit ihr hatte ich anfangs ähnliche Probleme, wie Du. Sie war hampelig und übernervös. Ich habe mich bei der Freifolge für ein klares Abbruchsignal und zeitweiliges laufen mit Blickkontakt entschieden. Das hat geholfen. Das click beendet zwar die Übung, aber ich bin mit dem Abbruchsignal besser klargekommen. Ein Hinwenden zu anderen Dingen wurde in fortgeschrittenen Übungsstunden durch ein konditioniertes "Nein" (kein falsch, das ist manchmal nur ein Signal für nicht richtig) gekennzeichnet.

Mein zweiter Hund war menschenängstlich. Er wollte vor einem Jahr noch nicht einmal durch eine Menschengruppe gehen. Mit Leinenruck kommst Du da nicht weiter, denn hohe Furcht behindert das Lernen. Was hat man nicht alles mit dem Hund versucht, mit dem Erfolg, daß er rundbuckelig und zitternd zwischen den Menschen stand. Leckerli interessieren ihn in solch einer Motivationslage überhaupt nicht. Die einzige Belohnung war für ihn das Meiden der bösen Menschen, denn das reduzierte seine unangenehme Anspannung, seine Furcht. Auf dem Platz schlich er immer einen Meter hinter mir, denn es hätte ja jemand von den bösen Menschen kommen können und ihn anfassen oder ähnliches....

Er ist nun zwei Jahre und ich habe bereits zweimal eine BH mit ihm gemacht und in den letzten zwei Monaten viermal am Vierkampf im Turnierhundsport ziemlich erfolgreich teilgenommen. Kurz: ich kann den Hund mittlerweile zu jeder Zeit sportlich einsetzen. Einige Sportfreunde prophezeiten dem Hund ein Leben auf der Couch. Heute ärgern sich manche Leute darüber, daß wir die Punkte für Sportnadel schneller zusammenbekommen als durch Schutzthundsport, denn seltsamerweise nehmen diese Leute nur relativ selten an Veranstaltungen teil.

Wenn man nun unsere Sportfreunde mit dem Leinenruck beobachtet, dann kann man feststellen, daß die Teilnahme an manchen Veranstaltungen gar nicht erst stattfindet, weil man dann nicht auf den Hund "einwirken" kann. Er muß fit sein für die nächste große Prüfung und da darf dann nichts schiefgehen. Viele Hunde werden zudem nur auf dem eigenen Platz mit dem eigenen Helfer eingesetzt werden können. Viele Hunde tauchen auch nach "ihrer Saison" gar nicht mehr auf Veranstaltungen auf. Sie haben ihr Ausbildungskennzeichen und sind "fertig". Wiederum andere Hundesportler wechseln ihren Hund regelmäßig aus, immer in der Hoffnung einen "besseren" Hund zu finden.

Du siehst manche Stachelrucker führen gar kein so glückliches Leben, denn sie stehen unter enormen Anspannungen, da sie es nicht zulassen dürfen, daß der Hund mal einen Fehler macht. Diese Probleme haben wir nicht. Wir können es uns auch erlauben mal Fehler zu machen. Hinzu kommt das latent schlechtes Gewissen der Stachelrucker, wenn sie sich nicht unter Gleichgesinnten befinden. Selbst wenn der Hund dann (nach zwei Stunden Hundebox) mal freudig mitläuft, sollte von dem man sich davon nicht beeindrucken lassen.

Viele Grüße von Marion




von Roswitha(YCH) am 02. Dezember 1998 09:38

Hallo Andre

Ich will auch mitmischen. Freifolge und Sportprüfungen sind eines meiner Lieblingsthemen. Mit Clicker habe ich das zwar noch keinem Hund beigebracht, aber der Clicker steht ja für positive Verstärkung und die kann auch anders genutzt werden.

In England habe ich den Leinenruck ganz anders kennengelernt (das mit England ist ein Zufall, der durchschnittliche Hundesportler dort ist keineswegs begnadeter als wir). Eine Ausbilderin dort arbeitet für Leinenführigkeit und Freifolge anstelle des Clickers mit eben einem Leinenruck. Nicht erschrecken. Dieser Leinenruck ist eine Ausweitung, Ergänzung der Clicker Methode.

Man muss nur umdenken. Man kann den zupfigen Leinenruck genauso positiv verbinden wie den Clicker. Neutrale Situation - zupfen - spielen oder zupfen - füttern. Beides unterstützt von einem jubelnden super, ganz fein, das ist perfekt (Stimmungsübertragung). Das muss man als Hundesportler eben auch lernen: unerhebliche Anfangerfolge mit Bombenstimmung quittieren auch wenn wir als Mensch es als völlig blöd empfinden mögen. Das hebt übrigens auch Deine eigene Stimmung. (Zudem bin ich jedenfalls ganz stolz darauf, den Leinenschränzern zu zeigen, wie superkonzentriert ein positiv verstärkter Hund an Prüfungen läuft, auch wenn mir die Knie dabei zittern).

Wenn der Hund nun also bei einem Leinenzupf genau so erwartungsvoll reagiert wie beim Clicker, kannst Du ihn als positive Verstärkung nutzen, wenn der Hund das Fuss so zeigt wie Du es willst, bzw. eine zufällige Änderung dahin. Es sind absolut die gleichen Regeln wie beim Clicker. Da Du während der Übung sowieso lustig und abwechslungsreich lobend mit ihm sprichst, bleibt die Aufmerksamkeit auch recht lange erhalten. Dieses mehrmalige Zupfen hebt die Stimmung des Hundes und wird bei Ablenkungen absolut NICHT benutzt. Hier ist es rein positiv. Kein Mischen, es lohnt sich. Allerdings lässt man es bei uns für die "Unterordnung" möglichst nie soweit kommen, dass der Hund sein Interesse an der Übung verliert. Dann lieber effektiv nur zwei bis drei Meter bzw. seine Aufmunterung massiv verstärken (wie wärs mit unberechembarem Hüpfanfall, der ins Spiel übergeht, wenn der Hund sich aufmerksam zeigt?)

Was besser sein soll als beim Clicker? Es ist kein besser-schlechter Denken. Es ist nur eine Alternative. Was mir bei diesem Konzept aber sehr gut gefällt, ist, dass der Leinenruck schnell zu einem "keep-going"-Signal wird.

Du denkst jetzt sicher: Leinenzupf als positive Verstärkung, quatschen und lustig sein während des Gehens? Wie krieg ich diese Hilfsmittel denn je wieder weg? Langsam, sporadisch, unberechenbar etc.

All Deine Hilfen, die die positive Spannung für die "perfekte" Freifolge fördern, haben auch den Umkehreffekt, will sagen: verschiedene positive Hilfen, wobei "nur" das Wort Fuss konstant bleibt und die Position an Deinem linken Knie, führen doch schlussendlich dazu, dass das Wort Fuss allein irgendwann Deinem Hund sagt: Mach mit, es lohnt sich. Schlussendlich ist die positive Erwartungshaltung, die Spannung auf die Belohnung das, was Deinen Hund dazu bringt, durch dick und dünn, durch jede Ablenkung hindurch ein perfektes Fuss zu zeigen.

Beispiel gestern abend: auf halbdunklem Waldweg wollte ich eine Freifolge machen, meine Hündin sichert schon nach wenigen Metern, ob wer kommt. Völlig ungewohnte Reaktion bei ihr. Meine Reaktion: viel stärker stimmlich loben während dem Gehen, nach 3 - 4 Schritt Spiel einbringen etc. Ihr war es ursprünglich nicht ganz geheuer dort (viele Gründe), aber, ich konnte es sie vergessen lassen. Wohlgemerkt, unter gewohnten Bedingungen läuft sie locker 10 Minuten voll konzentiert ohne Unterbrechung (es gab schon Standing Ovations vom Publikum dafür). Und schon wieder eine Situation mehr, in der man (Hund) sich darauf verlassen kann, dass Fuss-laufen - wie alles im Hundesport - super ist.

PS: Übrigens will ich Dir für Deinen Durchhaltewillen gegenüber den "erfolgreichen" Leinenrupfern danken. Jeder Hund hat es verdient, dass man ihn positiv ausbildet. Zur positiven Verstärkung kann ich noch anfügen, dass Ratten, die etwas mit Strafe gelernt haben, unter Stress erhebliche Fehler machen, aber jene, die das gleiche nur über positive Verstärkung gelernt haben, fast völlig stressimmun sind.

Ich wünsche Euch allen, die positiv arbeiten viel Erfolg und Befriedigung.

Roswitha und
Biche (eine sture, distanzierte Malinois-Hündin, die ganz leicht führbar wurde, als man ihr die Möglichkeit dazu endlich gab)

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