Selbständigkeit des Hundes vs Anleiten :: Clickertraining

Selbständigkeit des Hundes vs Anleiten

von Selma(YCH) am 28. Juli 2002 14:28

Ich hätte da mal eine Frage zum Clickern:
Es heißt immer, der Hund müsse ganz von allein das gewünschte Verhalten (oder Teile davon) zeigen, und dann folgt C&B. Ich verstehe nicht so ganz, warum es vollkommen verpönt ist, dem Hund ein bißchen auf die Sprünge zu helfen, will heißen, ihm zu zeigen, was ich mir von ihm wünsche (ohne ihn zu zwingen, ich meine z.B. nicht das Herunterdrücken seines Hinterteils zum Sitz oder sowas). Beispiel: Ich will, daß mein Hund lernt, in eine Kiste zu steigen. Clicker-Leute sagen dann: Belohne das hingehen zur Kiste, dann das Schnüffeln, dann eine Pfote in der Kiste, dann zwei etc. Ich würde meinen Hund einfach in die Kiste locken (mit einem Leckerchen vor der Nase wäre er bestimmt schnell überzeugt). In dem Moment, in dem er über den Rand der Kiste klettert, dem Leckerchen nach, clicke ich, dann wiederhole ich das ein paarmal, verlange kurzes Verharren in der Kiste usw.
Warum ist also ein solches "Unterstützen" des Hundes beim Clickern verpönt? Weil er so aktiv sein soll? Ich finde es eigentlich gar nicht schlecht, wenn der Hund erstmal auf mich gefixt ist...
Bitte um Aufklärung,
liebe Grüße
Selma

von Sylvie und Ricky(YCH) am 28. Juli 2002 17:53


Hey Selma!

Warum soll sich Dein Hund nicht anstrengend, gemäss learning by doing? Wenn er sich etwa von sich aus, in seinem Tempo der Kiste nähert, dann hat er kleine Erfolgserlebnisse uns geht soweit wie er sich traut (gibt auch Selbsrbewusstsein). Hunde sind eben Arbeitstiere und sollen ihren Grips auch einsetzen. Vorallem weiss er doch, dass er von Dir unterstützt wird und ist genügend auf Dich gefixt, wenn er sich von Dir jedesmal noch eine Bestätigung abholt, dass er auf dem richtigen Weg ist.
Grüsse Sylvie und Ricky

Ich finde es eigentlich gar nicht schlecht, wenn der Hund erstmal auf mich gefixt ist...
: Bitte um Aufklärung,
: liebe Grüße
: Selma
:

von Anja + Aisha(YCH) am 28. Juli 2002 20:49

:Ich würde meinen Hund einfach in die Kiste locken (mit einem Leckerchen vor der Nase wäre er bestimmt schnell überzeugt).

Hallo Selma,

mit einem Leckerchen vor der Nase ist er aber vielleicht so auf dasselbe fixiert, dass ihm in diesem Moment nicht wirklich bewußt wird, was er gerade getan hat, um es zu bekommen. Außerdem ist das, was du in diesem Fall machst eher Bestechung als Bestärkung. Der Hund klettert über den Kistenrand, weil er an das Leckerchen will.
Das Besondere am Clickertraining ist ja, dass der Hund sich den Click und damit die Belohnung selbst erarbeiten muss. Das erfordert geistige Anstrengung: Der Hund tut etwas, es clickt, aha, das war gut, das mache ich nochmal oder aber es clickt nicht, dann probiert er etwas anderes. Lernen durch Versuch und Irrtum ohne Ablenkung durch die Gier auf das Leckerchen oder (noch) unverständliche Hörzeichen oder irgendwelches Rumgefuchtel des Hundeführers.
Der Hund kann sich ausschließlich auf die Information durch den Click konzentrieren. Hat er einmal selbständig herausgefunden, worum es geht, sitzt das Gelernte sehr fest. Ist ja auch bei uns nicht anders: Wenn wir uns die Lösung einer schwierigen Rechenaufgabe selbst erarbeitet haben, werden wir das Gelernte so schnell nicht wieder vergessen.
Trotzdem kann man dem Hund meines Erachtens leichte Hilfen geben: Wenn ich möchte, dass mein Hund eine Rolle macht, helfe ich ihm indem ich mich auf den Boden setze oder lege. Er wird sich dann auch hinlegen und ist so schon mal in der richtigen Ausgangsposition. Diese Art der Hilfe lenkt den Hund aber nicht vom eigentlichen Lernprozess ab.

Zur Fixierung deines Hundes auf dich: Er weiß ganz genau, dass du diejenige mit dem Clicker bist und Click und Belohnung von dir kommen. Sein ganzes Bestreben ist ja darauf ausgerichtet, es "dir recht zu machen" (vermenschlicht ausgedrückt) damit Bestärkung und Belohnung kommen. Ich finde, das reicht als Fixierung. Und beim Herausfinden, was du eigentlich willst, soll er sich möglichst uneingeschränkt konzentrieren können. Das ist ja das Tolle am Clicker: Der Click ist klar und eindeutig und ohne Drumherum wie Worte, Gesten etc. ganz klar verständlich für den Hund. Ich glaube, dass Hunde deshalb so darauf abfahren: Endlich mal klare und verläßliche Infos vom
Hundeführer :-))).

Clickergruß, Anja

von Dodo(YCH) am 28. Juli 2002 23:12

Hallo Selma
Manchmal gebe ich auch Hilfestellung, aber indem ich meinen Hund eher dirigiere. Beispiel: Ich habe Richy beigebracht, vom Vorsitz in die Grundstellung mit dem Hintern zu schwingen. Danach hat er rückwärts durch die Beine schwingen gelernt. Klappte beides ohne Einwirkung, indem ich die Distanz vergrößerte, oder nicht mehr mit geschlossenen Beinen dastand. Dann wollte ich, das er aus der Grundstellung rückwärts durch die Beine schwingt, um vor mir zu sein, klappte mit warten nicht, also mußte ich im eine kleine Hilfestellung geben. Kann man schlecht erklären, lege ich die Finger an die Schnauze mit leichtem Druck, geht er dementsprechend Rückwärts im Bogen. Hilfestellung ja, wenn der Hund selten solche Aktionen von selbst zeigt oder ausprobieren würde, ansonsten würde ich den Hund machen lassen, weil man ja nicht nur das Ergebnis haben möchte, sondern der Hund ja seinen Grips anstrengen soll.
Dodo und Richy

von selma(YCH) am 29. Juli 2002 07:40

Danke Euch allen, das klingt überzeugend.
Mein alter Hund, der bisher noch nie gecklickert wurde, macht von allein nämlich gar nichts; er guckt mich an, und wenn ich nichts mache, bellt er, setzt sich, gibt Pfote, macht Männchen, zieht alles ab, was er kann... und ich mach nix, ich wollte ja berühren des Targets. Dann ist er zufällig dran gestoßen, ich geclickt, er nochmal dran , ich geclickt usw., aber dann doch wieder totales Desinteresse am Target, weil ich mich gerührt habe... vielleicht kommt es daher, daß ich ihn sehr über meine Bewegungen lencke, fast nicht über Worte (z.B. gehe ich leicht auf ihn zu -- er setzt sich; ich muß nur mein Knie Millimeter bewegen). Daher achtet er halt sehr auf mich... und versteht jetzt die Welt nicht mehr. Meine Bewegungen sollen nix mehr bedeuten, und er soll selber irgendwas tun - ich werde berichten, wie es weitergeht.

von Anja + Aisha(YCH) am 29. Juli 2002 10:54

: Mein alter Hund, der bisher noch nie gecklickert wurde, macht von allein nämlich gar nichts; er guckt mich an, und wenn ich nichts mache, bellt er, setzt sich, gibt Pfote, macht Männchen, zieht alles ab, was er kann... und ich mach nix, ich wollte ja berühren des Targets.

Das ist das typische Cross-over-Phänomen bei Hunden, die das selbständige Arbeiten noch nicht kennengelernt haben. Ist bei meiner Hündin genauso, sie bellt mich an, wenn sie nicht weiter weiß oder zieht alle Register ihres Könnens :-))

grinning smileyann ist er zufällig dran gestoßen, ich geclickt, er nochmal dran , ich geclickt usw., aber dann doch wieder totales Desinteresse am Target, weil ich mich gerührt habe...

Mach die Schritte sehr klein und beende die Übung anfangs halt nach dem dritten Touch oder so, ruhig mal mit einem Jackpot. Dann erst nach einer längeren Pause wieder anfangen. Ihr solltet immer mit einem Erfolgserlebnis enden, sonst verliert er die Lust. Und am Anfang sehr kurze Übungseinheiten, nicht länger als ein paar Minuten.

Ich wünsch euch noch viel Spaß, es ist toll zu beobachten, wenn der Knoten geplatzt ist, also nur Geduld!

Gruß, Anja

vielleicht kommt es daher, daß ich ihn sehr über meine Bewegungen lencke, fast nicht über Worte (z.B. gehe ich leicht auf ihn zu -- er setzt sich; ich muß nur mein Knie Millimeter bewegen). Daher achtet er halt sehr auf mich... und versteht jetzt die Welt nicht mehr. Meine Bewegungen sollen nix mehr bedeuten, und er soll selber irgendwas tun - ich werde berichten, wie es weitergeht.

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