Clickern im Schutzdienst :: Clickertraining

Clickern im Schutzdienst

von Henning(YCH) am 02. Dezember 1999 21:46

: Hallo Reinhold,
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: ich clickere zwar (noch) nicht selbst, habe mich aber eingehend mit dem Thema beschäftigt. Im Schutzdienst würde ich ihn aber nicht einsetzen (und auch nicht in der Fährtenarbeit, da aber aus anderen Gründen), lediglich in der Unterordnung.
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: Henning hat das schon gut beschrieben: der Hund sollte im Schutzdienst niemals reaktiv werden, sondern immer dominieren. Wenn man es mit dem Tanzen vergleicht: Der reaktive Partner läßt sich führen (reagiert), der dominante Partner bestimmt die Richtung (agiert). Der Hund lernt nur dann, sein natürliches Dominanzverhalten einzusetzen (und ohne das wird der Schutzdienst zur Farce), wenn er direkt bestätigt wird, nicht über einen Ersatzreiz.
:
: Hinzu kommt, daß der Schutzdiensthelfer clickern müßte, denn ich als Hundeführer würde den Reiz niemals in dem Bruchteil der Sekunde geben können, in dem er erforderlich wäre, das kann nur derjenige, der in dieser Situation direkt am Hund ist. Hinzu kommt, daß der Hundeführer nicht weiß, was der Helfer in der nächsten Sekunde tun wird, denn das wiederum wird durch das Verhalten des Hundes bestimmt, das der Hundeführer 3 oder 50 m weiter weg u.U. gar nicht so genau sehen kann.
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: : Ja, da liegt sicher der Kern des Problems. Ich betreibe keinen Schutzdienst, aber ich habe rein spaßeshalber irgendwann einmal auf dem SchH-Platz Theorie in die Praxis umgesetzt und meinem English Setter in zwei Lektionen zu exakt 3 Minuten und 5 Minuten (mit der Stoppuhr gemessen!!!), beigebracht, dass er auf rein verbalen Befehl hin rechtsherum um ein Versteck rennt und wieder zu mir zurückkommt. Zwischen den beiden Lektionen lagen genau 72 übungsfreie Stunden. Nach der zweiten Lektion lief die Übung wie am Schnürchen. Hund und Führer waren hellauf begeistert.
:
: Auf Kommando ein Versteck zu umlaufen und anschließend vom Hundeführer über Beute bestätigt zu werden lernt jeder halbwegs beutestarke Hund in 5 Minuten. Aber machen das Deine Setter auf deinen Befehl auch dann, wenn sie gerade einen Hasen jagen, der in die andere Richtung läuft??? Im Schutzdienst weiß der Hund, daß der Helfer ganz woanders steht, trotzdem muß er auf Anweisung seines Hundeführers die Verstecke abrevieren. Je weniger der Hund für den Schutzdienst geeignet ist (d.h. je weniger Trieb er hat), desto besser klappt übrigens diese Gehorsamsübung. Bei einem triebstarken Hund wirkt der Helfer wie ein Magnet und die Gehorsamsteile im Schutzdienst (Revieren, Abrufen vom Helfer, Rücken- und Seitentransporte) sind dazu da, um die Führigkeit des Hundes prüfen (ein Schutzhund muß nicht nur triebstark, sondern auch führig sein).
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: Sollte es SchH-Sportler geben, die Clickern, würde ich mir deren Arbeit wirklich gerne mal ansehen.
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: Viele Grüße
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: Antje

Da möchte ich mich nur noch anschließen, wie schon gesagt, daß interessiert mihc auch.
Wie könnt ihr immer solche langen Texte schreiben, ohne rauszufliegen?
Ich muß mich immer kurz halten sonst bekomme ich Probleme mit der Wiedereinwahl.

Henning
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:

von Henning(YCH) am 02. Dezember 1999 22:03

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: Antje schrieb:
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: : Henning hat das schon gut beschrieben: der Hund sollte im Schutzdienst niemals reaktiv werden,
: : sondern immer dominieren. Wenn man es mit dem Tanzen vergleicht: Der reaktive Partner läßt sich
: : führen (reagiert), der dominante Partner bestimmt die Richtung (agiert). Der Hund lernt nur dann,
: : sein natürliches Dominanzverhalten einzusetzen (und ohne das wird der Schutzdienst zur Farce),
: : wenn er direkt bestätigt wird, nicht über einen Ersatzreiz
:
:
: Hallo Antje,
:
: Als ich vor zwei Jahren mit dem Clickertraining begonnen habe, da war meine erste wichtige, in der Praxis erworbene Erkenntnis, genau die, dass bei dieser Methode der Hund aktiv ist und ich nur reagiere (der Mensch macht C&cool smiley. Davon war mein Hund ungeheuer fasziniert. Und ich auch. Diese Rollenverteilung gilt für die erste Etappe des Clickertrainings.
:
: 1. Etappe des Clickerns: Der Hund agiert
: Der Mensch reagiert (mit C&B )
:
: Hier hast Du genau die von Dir und Henning geforderte Rolle für den Hund.
:
: Meine Frage:
: Warum kann nicht auch der Helfer mit C reagieren?
: B kommt ja auch vom Helfer.
: ( C = Click; B = Belohnung z.B. Hetzärmel, Beute)
: Ich könnte mir das ohne Weiteres vorstellen.
:
: Bei gewissen Übungen kann man durchaus in dieser Etappe des Clickertrainings, in der der Hund der aktive Partner ist, verbleiben. Das müsste man im Einzelnen durchdenken. Ich bin kein Schutzhundesportler und ich kann Dir deshalb wenig helfen. Ich kann Dir nur empfehlen, völlig unabhängig vom Schutzdienst, das Clickern zu erlernen, sowohl in der Theorie, als auch in der Praxis und dann hinterher nachzudenken, wo der Einsatz des Clickers in der SchH-Ausbildung sinnvoll ist. Auf jeden Fall bin ich sicher, dass das Clickern die Triebstärke eines Hundes nicht bremst, ganz im Gegenteil, ich bremse manchmal meinen Setter beim Clickern.
:
:
: Zurück zum Anfang:
:
: In der ersten Etappe des Clickerns ist der Hund der uneingeschränkte Akteur.
:
: Erst bei der Einführung des Befehls (Sichtzeichen, Hörzeichen) kehrt sich das Rollenspiel um.
: Jetzt gibt der Mensch den Befehl und der Hund muss zuverlässig reagieren.
: Naturgemäß ist das beim Schutzhundesport genauso wie beim Clickertraining. :-))))
:
: Führigkeit wird verlangt: Der absolute Gehorsam auf einmalig gegebene, verbale Befehle.
:
: So betrachtet ist Clickerntraining doch geradezu ideal für den Schutzhundesport!!!!?????
: Es fehlt meiner Ansicht nach nur am Willen, am Mut und an der Kreativität, das alles einmal in die Praxis umzusetzen. Dazu braucht es aber jemand, der sowohl im Clickern als auch im SchH-Dienst den kompletten Durchblick hat. Dieser jemand bleibt aber solange ein Phantom, wie SchH-Leute das Clickern von vorneherein ablehnen, was verständlich ist, da sie seit vielen Jahren auf festen Gleisen fahren. Die Zeit ist reif, es fehlt nur noch einer, der die neue Weiche einbaut und die Bremsklötze von den Schienen nimmt.
:
:
:
: 2. Etappe des Clickertrainings:
:
: a) Der Mensch gibt den Befehl (Sichtzeichen, Hörzeichen)
: b) Der Hund reagiert auf den Befehl
: c) Der Mensch reagiert mit C&B
:
: Wobei c) immer mehr ausgedünnt wird, so dass im Endeffekt fast nur noch a) und b) übrigbleiben.
: Genau wie im Schutzhundesport gewünscht.
:
:
: Antje schrieb:
:
: : Auf Kommando ein Versteck zu umlaufen und anschließend vom
: : Hundeführer über Beute bestätigt zu werden lernt jeder halbwegs
: : beutestarke Hund in 5 Minuten. Aber machen das Deine Setter auf
: : deinen Befehl auch dann, wenn sie gerade einen Hasen jagen, der
: : in die andere Richtung läuft???
:
: Danke, das ist eine höchst interessante Frage auf die ich sehr gerne ganz ausführlich eingehen möchte.
:
: Ich kenne zwei gängige Methoden, einen Hund vom Hasenjagen abzuhalten. Die erste ist die alte, repressive "Down"-Methode, die auch heute noch in der Jagdhundeausbildung üblich ist und die in einschlägigen Kreisen notfalls auch mit dem Teletaktgerät eingetrichtert wird.
:
: Ich bevorzugte schon immer (seit zwanzig Jahren) eine andere Methode: Ich biete dem Setter eine Ersatzhetze an. Das Ganze baue ich langsam, aber zielstrebig und konsequent mit allerlei Verführungen auf. Ich beginne also nicht erst dann zu üben, wenn der Setter einen Hasen hetzt. ;-) Dann ist es nämlich zu spät. Man beginnt schon beim jungen Hund, der noch nie Wildkontakt hatte, mit dem Üben.
:
: Für eine wirkungsvolle Ersatzhetze verwende ich (ab einem gewissen Junghundealter) das Rennrad. Das funktioniert gut, sofern man viel übt und den Settern das Rennen neben dem Fahrrad einen Riesenspaß macht. Damit kann man dann tatsächlich einen Setter aus der Hasenhetze heraus abpfeifen. Später funktioniert das Abpfeifen dann auch, wenn man ohne Rennrad unterwegs ist. Das alles entspricht wunderbar der Clickertheorie, so wie sie hier von Martin dargestellt wird oder von Karen Pryor in ihren Büchern. Die ganze Methode arbeitet ohne jeden Druck. Allein die positive Bestärkung durch die Ersatzhetze wirkt dabei motivierend auf den Hund.
:
: Ich hatte einst eine Irish-Setter-Hündin, die konnte ich sogar abpfeifen, wenn sie in voller Hetze schon ganz dicht hinter dem Hasen rannte. Sie hätte eigentlich nur noch zupacken müssen. Beim ersten Pfiff aus der Ultraschallpfeife drehte sie zuverlässig ab. Bei dieser Hündin konnte ich meine Hand dafür ins Feuer legen, dass sie auf den ersten Pfiff abdrehte. Eine Erklärung für diesen für mich unglaublichen Gehorsam hatte ich damals nicht. Ich staunte nur. Zufall ? Glückliches Händchen? Oder was auch immer? Ich hatte dafür keine theoretische Erklärung.
:
: Sogar bei einem Setter-Rüden, den wir im Alter von Jahren aus dem Tierheim geholt haben, hat diese Methode funktioniert. Dieser Setter hatte in seiner Jugend wahrscheinlich gar keine Erziehung genossen. Er reagierte auf kein einziges Wort aus unserem Mund (nicht einmal auf das wunderschöne Wort "Spazieren", auch nach Jahren zeigte es beim ihm keine Wirkung), aber er reagierte prompt, auch ohne Pfiff auf meine Ersatzhetze. Das fand er toll.
:
: Dieses, für mich damals eigenartige Verhalten konnte ich mir wirklich nicht erklären. Ich nahm es einfach als gegeben hin.
:
: Aber alles was ich später dann in den zahlreichen amerikanischen Clicker-Mailing-Listen, in den Büchern von Karen Pryor, hier im Yorkie-Clicker-Forum und auf diversen anderen deutschen Web-Sites über die Clickertheorie gelesen habe, fiel deshalb bei mir auf einen fruchtbaren Humus und nicht auf eine ablehnende, aalglatte Betonmauer. Ich konnte mit den Dingen, die ich staunend las, bereits beim Lesen etwas anfangen, ich konnte mir Dinge erklären, die mir früher schleierhaft waren, kurz gesagt: Die Clicker-Theorie passte genau zu meinen Beobachtungen. So bin ich von einer intuitiven Hundeerziehung über die Clickertheorie zum Clickern gekommen.
:
: Antje schrieb:
:
: : Sollte es SchH-Sportler geben, die Clickern, würde ich mir deren Arbeit wirklich gerne mal ansehen.
:
: Nicht warten, bis andere die Nase vorn haben!
:
: Meine Aufmunterung mit Deinen und mit Hennings Worten:
:
: Warum nicht triebstark selber aktiv werden ???? ;-)))
:
: Humorvolle Grüße
: aus Deutschlands Wildem Südwesten
: Reinhold + Ayko

Je mehr ich darüber lese, umso interessanter wird es.
Bei uns und in allen mir bekannten Hundeplätzen wird nicht geclickert.
Ich würde zu gerne mal mit dir zusammenarbeiten, du clickerst, ich laß mich "beißen",
ganz grob ausgedrückt.....
Das einzige, wo ich mir den Einsatz des clicker vorstellen könte, wäre nach jeder
Beute- oder "Kampf"handlung, wenn der Hund die Beute bereits trägt oder wenn
er vorne am Helfer ermutigt/ermuntert werden soll, verstehe ich das richtig??
Dann hat es aber nichts mit dem eigentlichen Schutzdienst zu tun, sondern geht
in die Richtung der Unterordnung, bzw. des positiven Gehorsams (loben usw.)

:
:

von Anke + Rico(YCH) am 02. Dezember 1999 23:27

Hallo Henning,

: : sorry, aber das verstehe ich nicht. Wenn der Schutzärmel die
: : Beute ist, warum ist da dann der Clicker *nicht* angebracht?
: : Der würde sich doch geradezu anbieten?
:
: Gut, gut, aber wie befriedigst du die Triebe mit dem clicker, ich denke da an
: laufen, Ruhe finden.
: Im Schutzdienst ist der Ärmel immer DAS Triebziel.

Der Clicker ist ja keine Ersatzbelohnung, sondern das Clickgeräusch signalisiert dem Hund nur, dass das Verhalten was er in genau diesem Moment zeigte eine Belohnung wert ist. Und im Schutzdienst ist die Belohnung das "Beißen dürfen" bzw. das "Erbeuten des Ärmels". Statt des akkustischen Click kann man wohl auch das visuell auffällige Helferverhalten kurz vorm Beißen nutzen (da bewegt der Helfer sich ja plötzlich und schnell im Gegensatz zu den Übungsteilen wo kein Beißen gefragt ist (z.B.Transport)).

Ich würde gerne auch im Schutzdienst clickern bzw. clickern lassen, bei den meisten Übungen müßte der Helfer ihn ja betätigen, und da liegt der Hund auch schon begraben - das Interesse daran tendiert in meinem Verein stark gegen Null. Ich muß erst ganz sachte meine Ansichten zu bestimmten Punkten klar machen, dann mal weiter sehen. Derweil bleibt der Clicker in der Tasche und ich versuche mit dem Helfer genau abzusprechen, wie ich wünsche, dass er meine Hunde arbeitet. Ich möchte z.B. NICHT, dass mein Hund, wenn er sich beim Verbellen schon vom Helfer abgewendet hat, dann durch Helferaktion wieder auf diesen aufmerksam gemacht wird und auch gleich beißen darf. Mein Hund ist nämlich so schlau, dass er schon gut verknüpft hat, dass er sich nur vom so langweilig dastehenden Helfer abwenden braucht, um endlich zum Ziel Ärmel zu kommen...Und noch viel weniger möchte ich, dass bei "Aus" Schwierigkeiten auf Distanz, der Helfer meinen Hund befiehlt und gar noch an der Leine rumruckt usw..

so long

Anke + Rico + Denny

von Reinhold + Ayko(YCH) am 03. Dezember 1999 01:30



: Gut, gut, aber wie befriedigst du die Triebe mit dem Clicker,
: ich denke da an laufen, Ruhe finden.
: Im Schutzdienst ist der Ärmel immer DAS Triebziel.


Hallo Henning,

das kann auch bei Einsatz des Clickers so bleiben. Der Clicker (oder besser das Clickergeräusch) dient nur der klaren, sauberen Kommunikation mit dem Hund, niemals seiner Triebbefriedigung. Der Clicker kann auch in der Hosentasche bleiben, dann richtet sich das Interesse ganz sicher nicht auf den Gegenstand "Clicker", sondern nach wie vor immer auf den Ärmel.

"Click" bedeuted:

Das hast Du gut gemacht,
dafür bekommst Du jetzt den Ärmel (zum Beispiel)

Beispiel: Stellen und Verbellen. Der Hund bellt lahm und müde.
Irgendwann beginnt er aber, aus welchen Gründen auch immer,
sein Bellen zu intensivieren, es wird lauter oder schneller.
Genau in diesem Moment kommt "click" und dann die Belohnung.

Für den Hund soll es so wirken, als hätte sein intensiveres Bellen sofort den "click" ausgelöst. Das meine ich damit, wenn ich schreibe: "Der Hund ist aktiv, der Trainer reagiert nur." Dieses Prinzip "Der Hund agiert und wird prompt mit dem Click bestätigt und anschließend belohnt" führt zu einem enorm schnellen Lernen. Das ist Dir sicher bekannt.

Es gibt dafür viele Beispiele, aber ich empfehle Dir, wenn Du ernsthaftes Interesse am Clickern hast, zunächst mit ganz einfachen Sachen zu beginnen, keinesfalls mit Schutzdienstübungen. Diese Dinge sind viel zu komplex und handwerklich auch zu schwierig für den Anfang.

Einfache Übungen mit dem Clicker sind viel instruktiver.


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Einfacher Einstieg ins Clickern: Der "Touch-Stick".

Ein Holzstab, etwas Watte um eine Spitze, ein blau-weiß kariertes Tuch darüberstülpen und festbinden. Fertig. Diese blauweiße Knolle am Stabende zeigst Du dem Hund. Kommt er interessiert auf die Knolle zu, dann machst Du "click" und belohnst ihn. Beim nächsten Versuch wartest Du bis er mit der Schnauze noch dichter an der blau-weißen Knolle ist, dann gibst Du wieder C&B. Die Versuche wiederholst Du, bis der Hund schließlich mit der Schnauze die Stoffknolle berührt. Von diesem Zeitpunkt an gibt es Click und Belohnung (C&cool smiley nur noch bei richtiger Schnauzenberührung an der Knolle.

Der Hund lernt: Meine Aktion "Schnauze an die Knolle" bewirkt sofort C&B.

Hier siehst Du ganz klar und deutlich, dass der Hund den aktiven Teil spielt. Seine Aktion hat eine erfreuliche Wirkung für ihn! Das motiviert ihn und so lernen Tiere schon seit Jahrtausenden. Wie gesagt so lernen sie schon lange bevor es den Menschen und den Clicker gab.

Auch mein Kater (Hauskatze) lernt so, wie das folgende Beispiel zeigt: Ich sitze faul vor dem Fernseher, er will raus und ich reagiere nicht auf sein Mauzen. Frustriert fängt er an, an den Möbeln zu kratzen. In diesem Moment fahre ich sofort wie eine Rakete aus dem Fernsehsessel und lasse ihn raus.

Mein Kater ist ein schlaues Tierchen, er hat den Trick sofort gelernt und in sein ständiges Repertoire aufgenommen, weil seine Aktion (Kratzen) eine sofortige Reaktion (Senkrechtstart aus dem Fernsehsessel) bei mir hervorgerufen hat. Jeder kennt das, jeder lächelt jetzt über mich. Ich habe Mist gebaut, ich habe dem Kater blitzschnell etwas beigebracht, was ich absolut nicht will. Warum hat er so schnell gelernt? Weil ich sofort, praktisch gleichzeitig mit seinem Kratzen, senkrecht aus dem Sessel gestartet bin. Durch den zeitlichen Zusammenhang war für den Kater eindeutig ein kausaler Zusammenhang zwischen seiner Aktion und meiner Reaktion zu erkennen.

Warum erzähle ich das? Hier zeigt sich das Lernprinzip ! Hier zeigt sich wie wichtig der zeitliche Zusammenhang zwischen Aktion und Reaktion für die Tiere ist. Dies ist ein ganz wichtiger Aspekt des Clickertrainings. Das kann jeder verstehen und das kann jeder selber nachvollziehen und damit experimentieren. Da muss man nicht Wissenschaftler sein, um das zu verstehen. (Diese Meinung teile ich überhaupt nicht, ich denke jeder der will, kann Clickertraining lernen.)

Dem Menschen kann man einen kausalen Zusammenhang erklären, einem Tier nicht. En Tier lernt einen kausalen Zusammenhang am besten über den möglichst kurzen Zeitabstand zwischen seiner Aktion und der Reaktion seiner Umwelt.

Also halten wir fest: Der Hund oder der Kater agiert und wenn seine Aktion zeitlich unmittelbar (ich rede von Bruchteilen einer Sekunde) eine angenehme Wirkung hervorruft, dann lernt er besonders schnell. Dann wird er diese erfolgreiche Aktion auch freiwillig wiederholen.

Was lernst Du aus der Übung? Wenn Du ein wenig herumexperimentierst, dann lernst und erkennst Du, dass es ungeheuer wichtig ist, dass Tiere zeitlich ganz exakt und präzise bestätigt werden müssen. Jede zeitliche Diskrepanz zwischen Aktion und Reaktion kann beim Tier zu Missverständnissen führen. Da entsteht bei vielen Ausbildern dann der Frust, weil der Hund uns missversteht. Deshalb verwendet der Clickertrainer für die Bestätigung ein präzises Instrument, wie beispielsweise den Clicker, denn die menschlichen Worte sind dafür zu lahm, zu lasch, zu abgedroschen. Auch das Darbieten eines Schutzärmels ist viel zu lahm.

Zurück zum Beispiel Touch-Stick:
Der Hund berührt mit der Schnauze die blau-weiß-karierte Knolle: Wenn es für einen nichteingeweihten Zuschauer so aussieht, als wäre in der Knolle ein Clicker eingebaut, den der Hund mit der Schnauze betätigt, dann bist Du ein präziser Clickerer.
Und je präziser Du clickst, desto schneller lernt Dein Hund den kausalen Zusammenhang zwischen der Schnauzenberührung und dem Click mit Belohnung. Und umso schneller wird der Hund als aktiver Partner die Übung von sich aus mit großer Begeisterung wiederholen. Das muss ich Dir nicht extra erläutern, das kennst Du vom Schutzdienst schon.

Was hält Dich noch auf? Probiers aus. Wir erwarten Deine Erfolgsmeldung.
Dann gehts weiter.

Dieses Erfolgserlebnis mit dem Stab und der blau-weißen Knolle ist für viele der Einstieg ins Clickertraining, sowohl für den Hund als auch für den Hundeführer.


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: Das einzige, wo ich mir den Einsatz des clicker vorstellen könte,
: wäre nach jeder Beute- oder "Kampf"handlung, wenn der Hund
: die Beute bereits trägt oder wenn er vorne am Helfer
: ermutigt/ermuntert werden soll, verstehe ich das richtig??

Nein, hier liegt sicherlich ein Missverständnis vor. Wie erläutert, ist der "Click" immer eine zeitlich präzise Bestätigung für richtiges, erwünschtes Verhalten und danach muss die Belohnung erfolgen, die Belohnung kann zum Beispiel der Ärmel sein.

: Dann hat es aber nichts mit dem eigentlichen Schutzdienst zu tun,
: sondern geht in die Richtung der Unterordnung, bzw. des
: positiven Gehorsams (loben usw.)

Nein es geht ums Lernen. Es geht darum ein neues Verhalten zu erlernen oder es geht darum ein vorhandenes Verhalten zu verbessern, zu formen. Beides sind Dinge, die man auch im Schutzdienst braucht. Man kann mit dem Clicker auch falsches Verhalten in richtiges, erwünschtes Verhalten umformen.

Viele Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko


von Antje(YCH) am 03. Dezember 1999 07:56

Hallo Reinhold,

: Meine Frage:
: Warum kann nicht auch der Helfer mit C reagieren?
: B kommt ja auch vom Helfer.
: ( C = Click; B = Belohnung z.B. Hetzärmel, Beute)
: Ich könnte mir das ohne Weiteres vorstellen.

Da stehen wir schon vor einem rein technischen Problem, weil wir dann den genmaipulierten, dreiarmigen Schutzdiensthelfer benötigen: An einem Arm den Hetzärmel, in der zweiten Hand den Softstock und in der dritten Hand den Clicker???!?

Scherz beseite; jeder Helfer hat seinen Stil und wie Du schon sagt, der Helfer müßte da mitspielen. Wer sich aber Jahre oder Jahrzehnte seinen Weg im Schutzdienst gesucht und Erfolg damit gehabt hat, steht natürlich auf dem Standpunkt, daß es erst einmal bewiesen werden muß, daß es anders noch besser funktioniert. Ich persönlich würde keinen meiner Hunde für so einen Experiment opfern, denn gerade beim Junghund sind alle Schutzdienste prägend für sein ganzes Leben. Und mehr als 100 Punkte gibt's nun mal nicht im Schutzdienst. Ich muß dazu anmerken, daß wir in unserem Verein ganz hervoragende Schutzdiensthelfer zu haben und dadurch kein Handlungsbedarf besteht, irgend etwas zu ändern, zumal wir schon ausgiebig über den Clicker diskutiert und ihn auch ausprobiert haben. Im besten Fall würde er wohl nicht schaden, aber die Arbeit mit ihm würde auch nicht viel bringen; wozu dann eine funktionierende Methode ändern auf die Gefahr hin, sich irgendwo einen Schnitzer einzubauen?


: Jetzt gibt der Mensch den Befehl und der Hund muss zuverlässig reagieren.
: Naturgemäß ist das beim Schutzhundesport genauso wie beim Clickertraining.

Heute ist im Schutzdienst mehr der situationsbedingt handelnde Hund gefragt. Beim Ablassen vom Helfer z.B. sollte ein Kommando eigentlich nur noch die letzte Rettung sein. Im Verlauf der Ausbildung stören Komandos von seiten des Hundeführers i.d.R. mehr als sie nützen; der Hund lernt besser über Konflikte und Triebstau. Bestätigung erfolgt situationsbedingt über die Beute. Wozu aber einen Ersatzreiz geben, wenn ich direkt bestätigen kann?

Ich persönlich bezweifele, daß im Verlauf der Schutzdienstausbildung die Orientierung auf einen Ersatzreiz sinnvoll ist. Alleine schon die Handhabung des Clickers wäre für mich zu umständlich, denn in der Phase, in der er vielleicht sinnvoll wäre, springt man mit einem 40 kg-Hund an einer 10 m-Leine über den (oft matschigen) Platz und hat wirklich beide Hände voll damit zu tun, einen auf den Ärmel geiernden Junghund in die richtige Position sauber verbellend 10 cm vor den Helferärmel zu zupfen (der Hund muß an lockerer Leine arbeiten, da sind 10 cm verdammt wenig). Da bräuchte man also auch den genamlipulierten, dreiarmigen Hundeführer.


: So betrachtet ist Clickerntraining doch geradezu ideal für den Schutzhundesport!!!!?????
: Es fehlt meiner Ansicht nach nur am Willen, am Mut und an der Kreativität, das alles einmal in die Praxis umzusetzen. Dazu braucht es aber jemand, der sowohl im Clickern als auch im SchH-Dienst den kompletten Durchblick hat. Dieser jemand bleibt aber solange ein Phantom, wie SchH-Leute das Clickern von vorneherein ablehnen, was verständlich ist, da sie seit vielen Jahren auf festen Gleisen fahren. Die Zeit ist reif, es fehlt nur noch einer, der die neue Weiche einbaut und die Bremsklötze von den Schienen nimmt.

Ich glaube, es hat sich niemals so viel geändert im Schutzhundesport wie in den letzten 10 Jahren! Ich kenne keinen Leistungssportler, der sich nicht für Neues interessiert und noch niemals war das Angebot an Lehrgängen, Büchern und Videos so groß wie heute. Es hat sich aber gezeigt, daß nicht alles, was neu ist, auch wirklich besser ist! Und nicht jede neue Version paßt zu jedem Stil. Es gibt schon in der klassischen SchH-Ausbildung eine Menge Variationen und jeder Hundeführer muß sich seinen ganz persönlichen Weg basteln. Der eine fährtet über Futter, der andere über den Beutetrieb, hier wird die Unterordnung über Beutefixierung erreicht, dort über den Meutetrieb usw. Es hat sich herausgestellt, daß die Leistungen eher schlechter werden, je mehr man versucht, verschiedene "Stilrichtungen" zu kopieren. Und alle "Gurus", die bahnbrechende Neuerungen auf diesem Gebiet vorstellen, fallen irgendwann damit aus die Nase, spätestens wenn sie was beweisen müssen (oder aber sie arbeiten still und klammheimlich, erwiesenermaßen, doch nach altbewährten Methoden).

Für mich ist es einfach nicht ersichtlich, warum ich z.B. bei der Fährtenarbeit anstelle meiner Stimme den Clicker einsetzen sollte (zumal ich gerade hier nichts Überflüssiges in Händen haben möchte). Ein "braaav" darf ich ohne Punktabzug in jeder Prüfung einsetzen, während alleine schon das Mitführen des Clickers, geschweige denn die Anwendung, als "Mitführen bzw. Anwendung von unerlaubten Hilfsmitteln" eine Disqualifikation zur Folge hätte. Da ich aber meinen Hund bereits im Training so konditioniere, daß sich für ihn auch während einer Prüfung möglichst wenig ändert, ist für mich der Einsatz der Stimme hier sinnvoller als der des Clickers.


: Ich kenne zwei gängige Methoden, einen Hund vom Hasenjagen abzuhalten. Die erste ist die alte, repressive "Down"-Methode, die auch heute noch in der Jagdhundeausbildung üblich ist und die in einschlägigen Kreisen notfalls auch mit dem Teletaktgerät eingetrichtert wird.
:
: Ich bevorzugte schon immer (seit zwanzig Jahren) eine andere Methode: Ich biete dem Setter eine Ersatzhetze an.

Schön und gut, aber ich nehme an, daß Du das Wildern generell verbietest und den Hasen nicht zum erwünschten Triebziel erklärst. Du unterdrückst also den Trieb bzw. leitest ihn in einen anderen Trieb um (das Fahrradhetzen stellt für mich eher ein Abreagieren in Bezug auf den Meutetrieb, nicht auf den Beutetrieb, dar).

Beim Revieren steht der Hund aber hoch im Trieb und zeigt ein generell erwünschtes Verhalten (nämlich den Helfer mit Karacho dingfest zu machen), auch wenn er bei einem Versteck abkürzt. Ich habe hier also eine erwünschte Handlung und der Hund darf jetzt nicht aus dem Trieb genommen werden (es gibt nix Schlimeres als Hunde, denen man beim Revieren die Schuhe besohlen kann und die vor dem Helfer ein mehr oder weniger zaghaftes andressiertes Wauwau von sich geben).

Manche Hundeführer geben dem Hund hier ein Ersatztriebziel (wie Du mit Deiner Fahrradhetze): sie bestätigen den Hund auf der Mittellinie mit einer Beißwurst etc. Das funktioniert aber nur bei trieblich nicht ganz so hoch gelagerten Hunden und ist obendrein schädlich für die gesamte Arbeit im Schutzdienst; der Hund sollte wissen, daß es für ihn nur ein Triebziel gibt. Nur dann wird er konzentriert und dominant am Helfer arbeiten und auch gute Griffe setzen.


: Nicht warten, bis andere die Nase vorn haben.

Da bin ich nicht bange vor; wenn jemand besser arbeite als ich gönne ich ihm seinen Erfolg.

Viele Grüße in den Wilden Südwesten

Antje


von Antje(YCH) am 03. Dezember 1999 10:23

Hallo Reinhold,

: Beispiel: Stellen und Verbellen. Der Hund bellt lahm und müde.
: Irgendwann beginnt er aber, aus welchen Gründen auch immer,
: sein Bellen zu intensivieren, es wird lauter oder schneller.
: Genau in diesem Moment kommt "click" und dann die Belohnung.
:
: Für den Hund soll es so wirken, als hätte sein intensiveres Bellen sofort den "click" ausgelöst. Das meine ich damit, wenn ich schreibe: "Der Hund ist aktiv, der Trainer reagiert nur." Dieses Prinzip "Der Hund agiert und wird prompt mit dem Click bestätigt und anschließend belohnt" führt zu einem enorm schnellen Lernen. Das ist Dir sicher bekannt.
:

Hier ist im Aufbau schon was schief gelaufen. Ein Hund, der das Stellen und Verbellen nicht richtig gelernt hat (die es richtig gelernt haben, verbellen immer energisch), wird nicht von sich aus im Verlauf des Bellens drangvoller. Da bedarf es z.B. einer Aktion des Helfers ("Gib Laut", an Versteck oder Hose klopfen etc.), auf die der Hund dann reagiert; hier würde eine Reaktion (nicht Aktion) des Hundes durch das Clickern bestätigt werden..


: Für den Hund soll es so wirken, als hätte sein intensiveres Bellen sofort den "click" ausgelöst.

Hier ist wieder ein Problem; was passiert, wenn der Hundeführer clickert, der Helfer aber anders reagiert als der Hundeführer erwartet? Ich denke oft, daß der Helfer jetzt anbeißen lassen wird, es dann aber doch nicht oder nicht gleich tut.


Das mit dem Touch-Stick habe ich schon ausprobiert.

: Der Hund lernt: Meine Aktion "Schnauze an die Knolle" bewirkt sofort C&B.

Ich hatte aber folgendes Problem. Gina fand die Sache recht blöde und versuchte, das Clickern völlig ignorierend, die Leckerchen direkt zu finden (erst Hosentasche, dann Hand, schließlich suchte sie die Dose). Ihr Gesichtsausdruck sagte "Was willst Du dauernd mit diesem blöden Ding..." Bessie wollte unbedingt den Clicker haben, das Leckerchen war absolut uninteressant. Brighty schließlich hat im Nullkommanichts in den Touchstick gebissen und die Bommel gefressen. Leckerchen war uninteressanter, die gibt's immer mal wieder, Bommel nicht.

Viele Grüße

Antje

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