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: Antje schrieb:
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: : Henning hat das schon gut beschrieben: der Hund sollte im Schutzdienst niemals reaktiv werden,
: : sondern immer dominieren. Wenn man es mit dem Tanzen vergleicht: Der reaktive Partner läßt sich
: : führen (reagiert), der dominante Partner bestimmt die Richtung (agiert). Der Hund lernt nur dann,
: : sein natürliches Dominanzverhalten einzusetzen (und ohne das wird der Schutzdienst zur Farce),
: : wenn er direkt bestätigt wird, nicht über einen Ersatzreiz
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: Hallo Antje,
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: Als ich vor zwei Jahren mit dem Clickertraining begonnen habe, da war meine erste wichtige, in der Praxis erworbene Erkenntnis, genau die, dass bei dieser Methode der Hund aktiv ist und ich nur reagiere (der Mensch macht C&
. Davon war mein Hund ungeheuer fasziniert. Und ich auch. Diese Rollenverteilung gilt für die erste Etappe des Clickertrainings.
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: 1. Etappe des Clickerns: Der Hund agiert
: Der Mensch reagiert (mit C&B )
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: Hier hast Du genau die von Dir und Henning geforderte Rolle für den Hund.
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: Meine Frage:
: Warum kann nicht auch der Helfer mit C reagieren?
: B kommt ja auch vom Helfer.
: ( C = Click; B = Belohnung z.B. Hetzärmel, Beute)
: Ich könnte mir das ohne Weiteres vorstellen.
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: Bei gewissen Übungen kann man durchaus in dieser Etappe des Clickertrainings, in der der Hund der aktive Partner ist, verbleiben. Das müsste man im Einzelnen durchdenken. Ich bin kein Schutzhundesportler und ich kann Dir deshalb wenig helfen. Ich kann Dir nur empfehlen, völlig unabhängig vom Schutzdienst, das Clickern zu erlernen, sowohl in der Theorie, als auch in der Praxis und dann hinterher nachzudenken, wo der Einsatz des Clickers in der SchH-Ausbildung sinnvoll ist. Auf jeden Fall bin ich sicher, dass das Clickern die Triebstärke eines Hundes nicht bremst, ganz im Gegenteil, ich bremse manchmal meinen Setter beim Clickern.
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: Zurück zum Anfang:
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: In der ersten Etappe des Clickerns ist der Hund der uneingeschränkte Akteur.
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: Erst bei der Einführung des Befehls (Sichtzeichen, Hörzeichen) kehrt sich das Rollenspiel um.
: Jetzt gibt der Mensch den Befehl und der Hund muss zuverlässig reagieren.
: Naturgemäß ist das beim Schutzhundesport genauso wie beim Clickertraining. :-))))
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: Führigkeit wird verlangt: Der absolute Gehorsam auf einmalig gegebene, verbale Befehle.
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: So betrachtet ist Clickerntraining doch geradezu ideal für den Schutzhundesport!!!!?????
: Es fehlt meiner Ansicht nach nur am Willen, am Mut und an der Kreativität, das alles einmal in die Praxis umzusetzen. Dazu braucht es aber jemand, der sowohl im Clickern als auch im SchH-Dienst den kompletten Durchblick hat. Dieser jemand bleibt aber solange ein Phantom, wie SchH-Leute das Clickern von vorneherein ablehnen, was verständlich ist, da sie seit vielen Jahren auf festen Gleisen fahren. Die Zeit ist reif, es fehlt nur noch einer, der die neue Weiche einbaut und die Bremsklötze von den Schienen nimmt.
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: 2. Etappe des Clickertrainings:
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: a) Der Mensch gibt den Befehl (Sichtzeichen, Hörzeichen)
: b) Der Hund reagiert auf den Befehl
: c) Der Mensch reagiert mit C&B
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: Wobei c) immer mehr ausgedünnt wird, so dass im Endeffekt fast nur noch a) und b) übrigbleiben.
: Genau wie im Schutzhundesport gewünscht.
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: Antje schrieb:
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: : Auf Kommando ein Versteck zu umlaufen und anschließend vom
: : Hundeführer über Beute bestätigt zu werden lernt jeder halbwegs
: : beutestarke Hund in 5 Minuten. Aber machen das Deine Setter auf
: : deinen Befehl auch dann, wenn sie gerade einen Hasen jagen, der
: : in die andere Richtung läuft???
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: Danke, das ist eine höchst interessante Frage auf die ich sehr gerne ganz ausführlich eingehen möchte.
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: Ich kenne zwei gängige Methoden, einen Hund vom Hasenjagen abzuhalten. Die erste ist die alte, repressive "Down"-Methode, die auch heute noch in der Jagdhundeausbildung üblich ist und die in einschlägigen Kreisen notfalls auch mit dem Teletaktgerät eingetrichtert wird.
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: Ich bevorzugte schon immer (seit zwanzig Jahren) eine andere Methode: Ich biete dem Setter eine Ersatzhetze an. Das Ganze baue ich langsam, aber zielstrebig und konsequent mit allerlei Verführungen auf. Ich beginne also nicht erst dann zu üben, wenn der Setter einen Hasen hetzt. ;-) Dann ist es nämlich zu spät. Man beginnt schon beim jungen Hund, der noch nie Wildkontakt hatte, mit dem Üben.
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: Für eine wirkungsvolle Ersatzhetze verwende ich (ab einem gewissen Junghundealter) das Rennrad. Das funktioniert gut, sofern man viel übt und den Settern das Rennen neben dem Fahrrad einen Riesenspaß macht. Damit kann man dann tatsächlich einen Setter aus der Hasenhetze heraus abpfeifen. Später funktioniert das Abpfeifen dann auch, wenn man ohne Rennrad unterwegs ist. Das alles entspricht wunderbar der Clickertheorie, so wie sie hier von Martin dargestellt wird oder von Karen Pryor in ihren Büchern. Die ganze Methode arbeitet ohne jeden Druck. Allein die positive Bestärkung durch die Ersatzhetze wirkt dabei motivierend auf den Hund.
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: Ich hatte einst eine Irish-Setter-Hündin, die konnte ich sogar abpfeifen, wenn sie in voller Hetze schon ganz dicht hinter dem Hasen rannte. Sie hätte eigentlich nur noch zupacken müssen. Beim ersten Pfiff aus der Ultraschallpfeife drehte sie zuverlässig ab. Bei dieser Hündin konnte ich meine Hand dafür ins Feuer legen, dass sie auf den ersten Pfiff abdrehte. Eine Erklärung für diesen für mich unglaublichen Gehorsam hatte ich damals nicht. Ich staunte nur. Zufall ? Glückliches Händchen? Oder was auch immer? Ich hatte dafür keine theoretische Erklärung.
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: Sogar bei einem Setter-Rüden, den wir im Alter von Jahren aus dem Tierheim geholt haben, hat diese Methode funktioniert. Dieser Setter hatte in seiner Jugend wahrscheinlich gar keine Erziehung genossen. Er reagierte auf kein einziges Wort aus unserem Mund (nicht einmal auf das wunderschöne Wort "Spazieren", auch nach Jahren zeigte es beim ihm keine Wirkung), aber er reagierte prompt, auch ohne Pfiff auf meine Ersatzhetze. Das fand er toll.
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: Dieses, für mich damals eigenartige Verhalten konnte ich mir wirklich nicht erklären. Ich nahm es einfach als gegeben hin.
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: Aber alles was ich später dann in den zahlreichen amerikanischen Clicker-Mailing-Listen, in den Büchern von Karen Pryor, hier im Yorkie-Clicker-Forum und auf diversen anderen deutschen Web-Sites über die Clickertheorie gelesen habe, fiel deshalb bei mir auf einen fruchtbaren Humus und nicht auf eine ablehnende, aalglatte Betonmauer. Ich konnte mit den Dingen, die ich staunend las, bereits beim Lesen etwas anfangen, ich konnte mir Dinge erklären, die mir früher schleierhaft waren, kurz gesagt: Die Clicker-Theorie passte genau zu meinen Beobachtungen. So bin ich von einer intuitiven Hundeerziehung über die Clickertheorie zum Clickern gekommen.
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: Antje schrieb:
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: : Sollte es SchH-Sportler geben, die Clickern, würde ich mir deren Arbeit wirklich gerne mal ansehen.
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: Nicht warten, bis andere die Nase vorn haben!
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: Meine Aufmunterung mit Deinen und mit Hennings Worten:
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: Warum nicht triebstark selber aktiv werden ???? ;-)))
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: Humorvolle Grüße
: aus Deutschlands Wildem Südwesten
: Reinhold + Ayko
Je mehr ich darüber lese, umso interessanter wird es.
Bei uns und in allen mir bekannten Hundeplätzen wird nicht geclickert.
Ich würde zu gerne mal mit dir zusammenarbeiten, du clickerst, ich laß mich "beißen",
ganz grob ausgedrückt.....
Das einzige, wo ich mir den Einsatz des clicker vorstellen könte, wäre nach jeder
Beute- oder "Kampf"handlung, wenn der Hund die Beute bereits trägt oder wenn
er vorne am Helfer ermutigt/ermuntert werden soll, verstehe ich das richtig??
Dann hat es aber nichts mit dem eigentlichen Schutzdienst zu tun, sondern geht
in die Richtung der Unterordnung, bzw. des positiven Gehorsams (loben usw.)
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