von Antje(YCH) am 21. Dezember 1999 06:36
Hallo Anke,
bei uns in den Verein kommen viele "normale" Hundehalter, die fragen, wo man ein E-Gerät kaufen oder leihen kann, weil die Leute ein Problem mit dem Wildern ihrer Hunde haben. Wir schicken sie dann zu einer Hundeschule in unserer Nähe, eine Geschäfts-/Firmenanschrift bekommt keiner dieser Leute, die Hunde sind teilweise so schlecht ausgebildet, daß sie noch nicht einmal außerhalb einer Reizlage kommen, wenn man sie ruft. Und erst letzthin bin ich an einem Pärchen mit Dobermann vorbeigefahren, welches verzweifelt damit kämpfte, dem Hund ein E-Gerät umzulegen, sie war am fummeln, er hatte die Betriebsanleitung in der Hand; ich habe den Hund zuvor noch niemals frei laufen sehen, er ist als Raufer bekannt. Ich hoffe, sie haben vergessen, den Akku vorher aufzuladen...
Was Du beschreibst, ist halt die typische falsche Anwendung des Gerätes. Da diese Leute eigentlich hohe Punkte mit ihren Hunden erreichen wollen, bin ich sicher, sie würden das Gerät richtig einsetzen, wenn sie wüßten, wie man es macht. Gott sein Dank ist es ja so, daß einem die falsche Anwendung des E-Gerätes in Bezug auf die Punkte postwendend einen Strich durch die Rechnung mancht und die Leute i.d.R. nach ein oder zwei "Fehlversuchen" das Ding wieder verkaufen oder in die letzte Schrankecke packen; was nützt es, wenn der Hund zwar vom Helfer korrekt trennt, dann aber, nervlich angetickt, einen unruhigen Griff im Ärmel zeigt? Wenn der Hund beim Transport zwar korrekt bei Fuß geht, dann aber beim Überfall nicht mehr sicher durch den Angriff geht? Wenn er nicht mehr auf dem Holz knautscht, dafür aber im Verlauf der ganzen Unterordnung "klemmt" und vor dem Apportieren das Reinkommen verbaselt?
Da bisher kaum Möglichkeiten bestehen, die Arbeit mit dem Gerät zu erlernen, passieren überall die gleichen Fehler und das ist völlig unnötig. Beim Autofahren läßt man auch nicht Jeden erst mal gegen einen Baum oder einen Fußgänger überfahren, man bringt es ihm bei, praktisch und theoretisch, läßt ihn eine Prüfung machen und schreibt evtl. sogar noch vor, wie stark das Gerät ist, auf dem man durch die Gegend flitzen darf (Motorradführerschein). Und dann wird auch noch penibel festgehalten, mit was man durch die Gegend dümpelt (Zulassungsstelle).
Ich halte eine ähnliche Vorgehensweise beim E-Gerät für sinnvoll: flächendeckend die Möglichkeit zur Ausbildung, Pflicht zum Lehrgang, "Führerscheinprüfung" (ggf. unterteilt in zwei Stufen für Geräte, die ausschließlich in den unteren Bereichen arbeiten und "normale" Geräte) und eine Kennzeichnungs- und Meldepflicht, z.B. beim Veterinäramt.
Je mehr Menschen über den Umgang mit dem Gerät aufgeklärt sind, desto mehr kann auch gegen den Mißbrauch mit dem Gerät vorgegangen werden. Wenn ich selbst die Straßenverkehrsordnung nicht kenne, kann ich keinem sagen, hey Du, da vorne bist Du eben über eine rote Ampel gefahren, das läuft bei uns nicht, mach das hier nie wieder!
Es ist besser, die Leute arbeiten ordentlich in der Öffentlichkeit mit dem Gerät als wenn sie im Dunkelen damit herumexperimentieren.
Viele Grüße
Antje