Wesensveränderung wg.Kastration? :: Hundeerziehung + Soziales

Wesensveränderung wg.Kastration?

von steffie(YCH) am 29. März 2001 17:25

Hallo,
da ich jetzt schon so viel negatives übers Kastrieren gehört habe, will ich doch mal hier Euch fragen.
- Werden die Rüden danach aggressiv?
- Wenn man in der Pubertät kastrieren lässt, bleibt der Hund dann immer so, als ob er in der Pubertät wäre?
- Die Hunde "können" zwar dann nicht mehr, haben aber ihr ganzes Leben lang trotzdem nen starken Geschlechtstrieb.

Dies wurde mir alles erzählt und ich denke, vieles ist nur Panikmache. Trotzdem möchte ich gerne wissen, wie sich die Kastration auf das Wesen des Hundes auswirkt und ab wann man sie am besten machen lassen sollte.(wenn überhaupt)
Grüße Steffie&Lucky

von Wilma u. Arno(YCH) am 29. März 2001 21:40

Hallo Steffie,

ich kann Dir nur eine Ist-Beschreibung meines kastrierten Rüden geben, weil ich ihn nur so kenne. Kastration durch den Tierschutz im letzten Juni, als er ca. 6 Jahre alt war.
Er ist souverän und verträglich kleinen Hunden gegenüber, egal welchen Geschlechtes, selbst wenn sie ihn anknurren oder nach ihm beißen, scheint er innerlich die Schultern zu zucken.
Hündinnen interessieren ihn nicht so großartig, er schnuppert klar, aber er spielt nicht mit ihnen.
Mit gleichgroßen bzw. gleichstarken Rüden oder solche, die etwas größer sind, zieht er nach intensivem Schnuppern gern ne Machoshow ab, die aber bisher noch nie (ich hab ihn seit Dezember) ausgeartet ist. Es wird halt viel gebrummt und gepost.
Wenn ein anderer Rüde ihn dominieren will, wehrt er sich. Aber auch mit brummen und so, kein beißen.
Er versteht sich ganz hervorragend mit dem ebenfalls kastrierten Rüden (wurde mit 1,5 Jahren gemacht, jetzt ist Marlon 2) meiner Freundin. Der darf sich fast alles bei ihm erlauben und die beiden spielen intensiv zusammen. Selbst ein Zusammensein auf engstem Raum (auto) ist kein Prob. Und das von Anfang an und obwohl sich die beiden nicht so häufig sehen.
Ich habe hier schon gehört, daß kastrierte Rüden sich Hündinnen gegenüber nicht mehr wie Kavaliere aufführen, wenn diese pöbeln. Das kann ich (zumindest bisher) auch nicht bestätigen. Es gibt bei uns eine recht agressive Schäferhündin, die Arno schon einige Male sehr angegangen ist und seine Reaktion war, daß er quasi durch sie hindurchgesehen hat.
Wie gesagt, inwieweit da der Zusammenhang z. Kastration besteht kann ich Dir nicht sagen, weil ich ihn vorher nicht kannte.
Ich kenne aber keinen Rüden, der nach der Kastration agressiv wurde. Wenn er allerdings vorher agressiv war, kann das natürlich so bleiben. Ich selber kenne einige Fälle, die danach deutlich umgänglicher sind/waren.
Viele Grüße
Wilma u. Arno
P.S. unter dem stichwort kastration findest du hier wahrscheinlich Lesestoff für das ganze Wochenende *gg*

von Inge + BC(YCH) am 30. März 2001 04:06

Hallo Steffi,

ich selber habe zwar zwei kastrierte Hündinnen, kenne aber auch eine ganze Reihe kastrierter Rüden. Mit keinem von ihnen gibt es irgendwelche Probleme. Zu meinem näheren "Hunde-Bekanntenkreis" gehören je ein kastrierter Pudelrüde, Rhodesian Ridgeback Rüde und Schäferhund-Neufundländer-Mix Rüde. Der Pudel wurde bereits mit 4 Monaten kastriert. Er gehört meiner ältesten Schwester, die in den USA lebt, wo die sehr frühe Kastration von Hunden mittlerweile üblich ist. Der Ridgeback wurde mit ca. 2 Jahren kastriert, weil er anfing, aggressiv gegenüber anderen Rüden zu werden und sich die Besitzer davon eine Verbesserung versprachen. Er ist tatsächlich deutlich gelassener geworden, wenngleich seine Abneigung gegen Geschlechtsgenossen immer noch vorhanden ist. Ich halte dies auch eher für ein Erziehungsproblem, denn die Besitzer sind Ersthundehalter und ein Rhodesian Ridgeback ist sicher kein Hund für Anfänger. Der Mix wurde erst mit knapp 5 Jahren kastriert, weil er ständig hinter läufigen Hündinnen her war und deswegen einige Male ausbüxte. Das hat sich logischerweise ganz gegeben. Bei ihm trat als einzigem Hund ein kleiner Nachteil auf: sein Fell wurde etwas plüschiger - ein Effekt, den man häufiger bei langhaarigen Hunden nach der Kastration feststellen kann. Aber wer keinen Ausstellungs- und Zuchthund sein eigen nennt, wird dies wohl nicht unbedingt als Nachteil ansehen.

Ansonsten sind alle Hunde - auch meine beiden Hündinnen - charakterlich völlig unverändert geblieben. Ein Hund wird durch eine Kastration nie und nimmer aggressiv, eher das Gegenteil. Allerdings wird ein sehr unverträglicher Hund durch eine Kastration nicht automatisch ein friedliches Lamm. Mit anderen Worten: Erziehungsfehler kann man durch eine Kastration nicht wegtherapieren. Und pubertär bleiben sie auch nicht, nicht einmal der schon so jung kastrierte Pudel meiner Schwester ist ein ewiges Baby geblieben - er ist inzwischen 6 Jahre alt und verhält sich wie jeder erwachsene Hund.

Auch das so oft ins Feld geführte Dickwerden oder Trägheit als Kastrationsfolge habe ich noch bei keinem Hund erlebt. Beides ist einzig und allein abhängig vom Umgang des Halters mit dem Hund: dick wird man nur von zu viel Futter und träge durch zu wenig Bewegung und Abwechslung. Es ist zwar richtig, dass der Stoffwechsel durch eine Kastration verlangsamt werden KANN (nicht muss), aber das läßt sich durch Anpassung der Futterration leicht auffangen. Meine beiden Dalmatinerhündinnen jedenfalls sind gertenschlank und betreiben aktiv Agility - also von Trägheit keine Spur! Und schau Dich einmal um, wieviele total verfettete nicht-kastrierte Hunde es gibt!

Von möglichen Fellveränderungen einmal abgesehen, gibt es eigentlich nur zwei mögliche negative Folgen der Kastration, die aber auch nicht zwangsläufig auftreten müssen, sondern hin und wieder auftreten können: bei Hündinnen, vor allem bei großen und schweren Rassen, kommt es bisweilen zum Harnträufeln. Dies läßt sich aber i.d.R. medikamentell gut in den Griff bekommen. Bei Rüden soll die Neigung zu Harnsteinen etwas erhöht sein.

Wenngleich ich also grundsätzlich eine Befürworterin der Kastration bin, sollte dennoch eines nicht vergessen werden: es ist ein operativer Eingriff mit allen damit verbundenen Risiken. Man sollte daher schon überlegen, wo die Vor- und Nachteile liegen. Bei Hündinnen mit der nicht zu unterschätzenden Gefahr der doch recht häufig auftretenden Gesäugetumoren und Gebärmutterentzündungen halte ich persönlich eine Kastration grundsätzlich für sinnvoll, wenn man sowieso nicht züchten möchte. Bei Rüden wird die Kastration - außer bei Ein- oder Binnenhodern - fast immer nur aus Gründen der leichteren Handhabung des Rüden vorgenommen. In meinen Augen ein Armutszeugnis, denn durch konsequente Erziehung ließen sich die meisten Probleme auch anders in den Griff bekommen. Ich halte nicht viel davon, einen Rüden durch Kastration künstlich ruhig zu stellen - wer mit der Erziehung eines Rüden überfordert ist, soll sich doch lieber eine Hündin anschaffen! Aber grundsätzlich kann man sagen, dass auch für den Rüden eine Kastration keine Probleme bedeuten. Du brauchst Dir diesbezüglich sicherlich keine Sorgen zu machen.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen.

Liebe Grüße
Inge + BC

von Gaby mit Beira(YCH) am 30. März 2001 07:02

:Hallo Steffie,

aus eigener langjähriger Erfahrung mit den eigenen Hunden und jenen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis kann ich mich meinen beiden Vorschreiberinnen nur voll und ganz anschließen. Besonders die Antwort von Inge geht ja sehr ins "korrekte Detail".

Viele Grüße
Gaby mit Beira

von Kerstin u. Arcon(YCH) am 30. März 2001 12:50

Hallo Steffi,

ich kann mich den dreien vorher nur anschließen, mochte aber ergänzend zu Inge noch anführen auch bei einem Rüden bestehen sie größten Krebsrisiken an den Sexualorganen, sprich Hoden.

Ich habe einen DSH der mit 12 Monaten kastriert wurde einmal aus dem Grund weil er es mit 11 Monaten geschafft hatte eine Königspudeldame zu beglücken und wir noch vier weitere Hündinen in der Nachbarschft haben und er jedesmal wenn eine läufig war bereits im "zarten"Alter von 9 Monaten damit begann zu versuchen abzuhauen. Das wollte ich mir und auch dem Hund nicht sein ganzes Leben lang antun.

Aber auch ich gebe zu bedenken daß es eine Operation mit allen Risiken ist. Ich würde es mit meinem Tierarzt besprechen, allerdings eine Kastration ersetzt keine Erziehung. Ich kenne auch einen Rüden der nur kastriert wurde weil er seinem "Frauchen" zu dominant war, allerdings ohne gleichzeitige Erziehung hat auch die Kastration nichts genützt, er ist immer noch dominant und unvertraglich mit andern Hunden (egal ob Rüde oder Hündin). Also eine Kastration entbindet nicht von der Pflicht zur Erziehung.

Liebe Grüße
Kerstin u. Arcon


Hundeforum Login

  • Bitte geben Sie für die Anmeldung Ihren Teilnehmernamen und das Kennwort ein.
    Keinen Account? Jetzt Registrieren!





Aus dem Hundeforum Archiv

  • Ständig muss er gross machen!

    : Hallo Tina, unser alter Hund hatte auch mal solche ähnlichen Probleme. 10 Haufen in einer Nacht . ...

  • Wollen Hunde arbeiten?

    : Hallo Petra und Conny Das kenne ich:-)))))))) Unser mittlerweile 3. Hund war bis wir ihn bekammen ...

  • Flyball

    : Hallo Brigitte Schön, dass noch jemand diese schnelle und lustige Hundesportart macht. Was hast du ...

  • TÜV für Rettungshunde

    : Hallo Andreas, bist du auch der Meinung, dass es keine fachliche Überprüfung gibt die durch die ...

  • Schein- angriff dulden?

    Hi Andrea, ja, ich denke, dazu werde ich auch übergehen. Hatte an diesem Tag eh schon die Wurfkette ...

  • Informationen gesucht: Hund ja oder Nein

    Hallo Eva, : Aber ich würde den Jack Russel nicht gerade als Anfängerhund bezeichnen. : Wenn man ein ...

Hundebilder aus dem Hundeforum

Aktive Hundebesitzer


Hundeforum Yorkie - Statistiken

Alle Hundeforen
Themen: 43.416, Beiträge: 285.516, Hundebesitzer: 11.389.
Neuester Hundebesitzer: Tierschutzverein Sehnde.

Aktuelles Hundeforum
Themen: 4.386, Beiträge: 44.176.

Startseite | Hundeforum | Hundefotos | Neueste Beiträge | | Registrieren