von Christina(YCH) am 20. April 2001 08:15
Liebe Andrea!
Da ich mit meinem Hund das gleiche Problem habe, ausser dass er viel jünger ist (2 Jahre), von Anfang an bei mir war und nicht nur alles frisst, sondern sprichwörtlich auf die "Jagd" nach Fressbarem geht, bin ich gerade dabei einen (langfristigen) Plan auszuarbeiten.
Ich denke, wenn diese Fressgier wirklich einmal zur Sucht geworden ist und einen extrem triebbefriedigenden und selbstbelohnenden Charakter angenommen hat, muss man ganz von vorne beginnen mit dem Hund daran zu arbeiten.
Für den Anfang ist es wohl günstig, zu Hause (ohne Ablenkung, Stress etc.) mit dem Üben zu beginnen - draussen wäre es wohl von Vorteil, den Hund an der Leine (kann ja auch eine ganz lange Schlepp- oder Flexi sein) zu halten oder sogar zur weiteren Schadensbegrenzung (Hund sollte sich keinesfalls selbstbelohnen können) den Maulkorb anzulegen. Auf welche Weise man den Hund vom Selbstbelohnen abhält (Leine oder auch noch Maulkorb) hängt vom Hund, von deinem Verhältnis zum Hund, eben deiner persönlichen Einschätzung ab.
Zu Hause würde ich folgendermaßen vorgehen: Hund in der ausgestreckten Hand Futter anbieten, wenn er es nehmen will, die Hand schließen und ein geeignetes "Kommando" wie "Lass es" oder "Leave it". Wenn er dann irgendwann doch resigniert aufgibt und wegschaut, sofort jubeln und mit einem weiteren Kommando wie "Nimm es" oder "Gut so" etc. dem Hund das Leckerlie reichen.
Wenn das einmal hinhaut, dann das gleiche Spiel mit Leckerlie auf den Boden legen. Ein weiterer Schritt wäre, einem Bekannten ein Leckerlie zu geben, der Hund darf es aber erst VON DIR! bekommen, wenn er das Leckerlie in der fremden Hand ignoriert.
Ziel ist, dass der Hund lernt, er bekommt das Futter nur wenn Du es erlaubst und dass immer DU es bist, die es ihm gibt (aus deiner Hand, niemals Hund Leckerlie vom Boden aufheben lassen).
Das Spielchen kann man für den Hund umso lohnender erscheinen lassen, indem man etwas nicht so Tolles auslegt, und wenn der Hund es sein läßt, bekommt er aus deiner Hand etwas viiiieeel Besseres! (am besten etwas, dass sehr gut riecht - Hühnchen - oder sogar schon etwas stinkt - also hundegerecht).
Später führt man diese Übungen Outdoors weiter, eventuell kann man versuchen (habe ich auch noch nicht probiert), mit Pfeffer oder Tabasco bestückte Köder auszulegen (besser: auslegen lassen) und den Hund absichtlich in Versuchung führen, wegschauen und wenn man Glück hat, schmeckt es so fürchterlich, dass der Hund daraus die Lehre zieht: Nicht nur bekomme ich etwas, wenn ich Frauchen gehorche, sondern wenn ich etwas auf eigene Faust unternehme, kann es mir ganz übel ergehen.
Weiters wichtig ist das gemeinsame Jagd- und Beutespiel: Irgendwo in Parks oder Wald etc. entweder Spielzeug oder Futter (am besten in immer dem gleichen Behälter) verstecken und den Hund suchen lassen. Du kannst also diese Futtersuche auch selbst inszenieren, mit dem Vorteil, der Hund tut es nicht mehr alleine, sondern lernt, dass du ohnehin immer wieder zur gemeinsamen Jagd bläst! Da wird dann fröhlich gesucht (immer auf deinen Befehl hin) und ausgelassen gespielt, so dass jeder Spaziergang für den Hund NUR durch DICH spannend und lohnend ist.
Ich bin sicher, wenn man diese Maßnahmen konsequent einhält (kann vielleicht über ein Jahr dauern bis es klappt), wird der Hund bald nicht mehr alleine auf die Jagd gehen, weil er gelernt hat, dass die gemeinsamen Aktionen mit dir viel interessanter und gewinnbringender sind!
Tja, wie gesagt, ich habe das selbe Problem und bin gerade dabei alle relevanten Infos zum Thema Jagdtrieb, Selbstbelohnung etc. zusammenzusuchen, um meinen Hund, der bis vor einiger Zeit im Freine noch sehr zuverlässig war, wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Was ich aber bis jetzt herausgefunden habe: einfach verbieten haut in den meisten Fällen (vorallem wenn es schon so weit gekommen ist) nicht hin. Man muss dem Hund Alternativen zu seinen selbstbelohnenden Triebhandlungen geben und mit dem Hund arbeiten, nicht gegen ihn.
Wurfketten schmeissen oder ähnliches kann nach hinten losgehen (wie bei meinem Hund, der sehr bedacht ist, bei seiner Futtersuche nicht in meine Nähe zu kommen).
Liebe Grüße
Christina und der futterjagende Joscha