Hundeschule- Erziehung ohne Leine ?
von ute(YCH) am 03. Juni 2001 16:29
: .... aaaaber was kann ich tun, ...?"
Hallo Stefanie,
ich bin auch etwas ratlos:
" mit einem ängstlichen Kampfhund, der in der Stadt an der Leine panisch zieht ",
jedoch anscheinend bei Nacht und Nebel mit Dir alleine unterwegs gut führig ist, also Vertrauen zu Dir hat uns sich an Dir orientiert ?!
Dies sind für mich etwas widersprüchliche Infos.
Steht ihr beiden im städtischen Umfeld so unter Stress ? Warum ?
Also, die näheren besonderen Umstände lasse ich mal außen vor.
Wenn ein Hund an der Leine zieht heißt dies,
daß an der Leine jemand ist, der sich ziehen läßt,
sonst geht's wohl nicht.
Das Ziehen an der Leine bedeutet, daß der Hund gewöhnt ist den Menschen via Leinenzug dahin zu befördern, wo er ihn hin haben will.
Hund führt also Mensch, doch gerade bei einem ängstlichen Hund sollte die unbedingt umgekehrt sein.
Laß Dich von Deinem Hund nicht mehr ziehen,
außer, Du sagst ihm er soll ziehen.
Du behauptest zunächst Du wolltest gezogen werden:
1.Kommando z.B.ZIEH,EIL DICH o.ä. Lob,Leckerli etc., Bewegung nur,wenn die Leine straff ist, ansonsten schnell
2.Kommando: z.B.LANGSAM oder RUHIG, COOL o.ä.Lob,Leckerli etc- nach diesem Kommando gibt es NUR noch Bewegung mit locker durchhängender Leine !!!!
Also prüfe Dich zuvor selbst, bevor Du dieses "Zauberwort" aussprichst, ob Du Zeit und Nerven genug hast die folgenden Verhaltensweisen konsequent und exakt durch zu halten, anderenfalls
freudig 1. Kommando. !
Dein Hund, nicht Du!, hat die Aufgabe die Leine locker(2. Kommando) bzw. straff(1.Kommando) zu halten, wenn er sich mit Dir bewegen will !
Fasse die Leine (2m - 5m) vor Deinem Bauch mit beiden Händen, so daß Dein Arm nicht mehr lang gezogen werden kann.
In der einen Hand faßt Du die Leine als kleine Schlaufe, die Du fallen lassen kannst kurz bevor der Hund anzieht, um dann selbst abrupt in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.
Verpaßt Du den rechten Augenblick zum Richtungswechsel,
bleibe stehen und bewege Dich nur, wenn die Leine locker ist.
Vermeide es durch häufige Richtungs und Tempowechsel, daß der Hund weiß, wo Du in welcher Geschwindigkeit hin willst.
Nimmt Dein Hund an lockerer Leine, meist sehr fragend mit großen runden Augen Blickkontakt zu Dir auf, lobe ihn mit freudiger Stimme und gehe freudig mit ihm gemeinsam weiter.
In allen übrigen Fällen bleibst Du absolut stumm
und wirkst möglichst unbeteiligt,
schaue gelassen den weißen Wolken nach solange Dein Hund überlegt, wie er Dich doch wieder dazu bewegen kann, daß Du Dich von ihm in altgewohnter weise fortbewegen läßt.
Abwechslung bringt die 10m Leinen Viereck Übung:
Du nimmst die Leine mit beiden Händen vor dem Bauch,
gehst ca. 30 gleichmäßig große, selbstbewußte Schritte gerade aus,
bleibst stehen, 90 Grad Drehung, ruhig bis 10 zählen und wieder 30 Schritte stur gerade aus etc.
Während der Übung schweigst Du und beachtest nichts, aber auch gar nichts was der Hund tut.
Du schreitest nur immer wieder in der gleichen Art und Weise dieses Viereck ab.
Irgendwann wird Deinem Hund Dein Verhalten seltsam vorkommen,
er wird vor Dir auftauchen und die fragend anschauen:
Ein dickes freudiges Lob und weiter geht's, bis Dein Hund Dich dreimal in dieser Art uns Weise angeschaut hat bzw. trotz 10m Leine freudig neben Dir herläuft.
Abschluß der Übung ist immer eine lustbetonte Spielrunde.
Ziel dieser Übungen ist, daß der Hund lernt, daß er sich auch angeleint an Dir und zwar NUR an Dir zu orientieren hat.
Selbstverständlich wählt man zum Üben zunächst eine reizarme Umgebung aus und steigert die Ablenkung langsam, z.B. durch die Anwesenheit befreundeter Personen oder auch Personen mit Hunden etc.
Gerade ängstliche Hunde reagieren sehr gut auf diese stumme Art des Übens, da wir Menschen dazu neigen, durch tröstende oder vermeintlich aufmunternde Worte ihre Angst noch unbewußt verstärken.
Good luck und viel Gelassenheit beim Üben !
liebe Grüße
Ute
PS ich hatte auch mal so ein "ziehendes Monster". Ein "Landei"
( ehemaliger Kettenhund, der Menschen zum Ko... fand)
das meinte, wenn man durch die Innenstadt rast, hat man den Stress schneller hintersich.
Als Zusatzübung hat sich hierbei ein täglicher kurzer "Flug" durch die Fußgängerzone bewährt. Nach ca. drei Wochen hatte ich unsere Geschwindigkeit soweit heruntergeschraubt, daß ich im "Vorbeiflug" sogar die Preisschilder lesen konnte, allerdings nur nach Ladenschluß ansonsten war es zu unruhig für meinen ehemaligen "Kettensträfling".
Nach ca. einem halben Jahr konnte ich zu jeder Tageszeit einen gemütlichen Stadtbummel mit ihm unternehmen.
Gut Ding braucht Weil !