von Armin(YCH) am 15. August 2001 17:53
Hallo Nica,
Deine Mitteilung hat mich sehr irritiert, denn du schreibst:
: ein jadgthund ist nicht das was ich möchte.
Du hast aber einen Jagdhund, einen Labrador Retriever, der speziell dafür gezüchtet wurde, Flugwild zu apportieren, und ein ausgebildeter Labbi, der jagdlich geführt wird, apportiert auch angeschossenes Flugwild. Und auch in den "Begleithund-Zuchtlinien" steckt noch genug vom alten Retriever-Blut, so lange sind die Linien ja noch nicht getrennt. Vor der Ausbildung kann es durchaus vorkommen, dass der Hund noch selbständig Wild greift und manchmal im Übereifer leider auch tötet, es sind nicht alle Labbis direkt so weichmäulig wie Janas Liza, denn er muß erst lernen, erst auf Kommando Enten, Gänse und was es sonst so gibt, zu apportieren. Dein Labbi hat sich also mangels jagdlicher Ausbildung komplett art- und aufgabengerecht verhalten, ein Killer oder Mörder oder gar zukünftiger Kinderjäger ist er deshalb bestimmt nicht.
Bring ihm bei, zu stöbern, ohne zu jagen oder zu wildern, mein 17 Monate junger Labbi aus einer Jagdlinie macht das mit Begeisterumg und läßt sich auch in Entfernungen von mittlerweile 500 Metern noch mit einer Pfeife sofort abrufen, zugleich kann er seine Bedürfnisse ausleben, denn stöbern kann ich nicht so schnell wie er, und meiner mußte recht früh lernen, trotz spannender Fährten auf meine Richtungswechsel zu achten. Und Ersatzapporte und Ersatzretrieven gibt's natürlich sowieso täglich, sonst hätte ich mir keinen Labrador Retriever in's Haus holen dürfen. Er hatte auch eine "Jagdphase", in der keine Ente, keine Gans, keine Bisamratte vor seinen Jagdversuchen sicher war, aber genau in der Zeit habe ich das Training nochmal deutlich intensiviert, um ihm weiterhin seinen Freilauf ermöglichen zu können. Und zur Belohnung für's Nicht-Jagen, sondern nur Gucken bzw. Stöbern, aber sofort wiederkommen, auch wenn die Ente gleich neben ihm aus dem Uferbereich aufflog, gab es und gibt es ab und zu immer noch besonders leckere Sachen "bar auf die Pfote", frischen Pansen, Lunge, mal ein Ochsenschwanz... Es braucht Zeit und Übung, aber es lohnt sich, und da ein reiner Labrador Retriever, wie Du sicher aus der entsprechenden Literatur weißt, zu den frühentwickelten Hunden gehört, kann er mit 8-10 Monaten mit einer Jagd- oder eben Nicht-Jagd-Ausbildung schon viel begreifen. Alternativen zum "retrieven" braucht er aber auf jeden Fall, denn er war ursprünglich 10-14 Stunden mit seinem "Rudel" im Gelände, und hat die erlegte oder angeschossene Beute geholt. Früher diente die Jagd ja noch dem Überleben und nicht dem "Spass" der Jäger.
Du schreibst, dass Du Kinder hast. Wenn eines Deiner Kinder versehentlich einen Frosch so rauh behandelt, dass er stirbt, ist es dann für Dich auch ein Killer oder ein Mörder, der spontan abgeschoben werden soll? Ich habe selbst drei Kinder, die trotz naturnaher Erziehung manchmal auf seltsame, nicht böse gemeinte Ideen kommen, sie sind noch zu klein, um alles wissen zu können, aber zugleich sehr wißbegierig, und in unbeaufsichtigten Momenten kann durchaus mal ein Regenwurm in der Hosentasche verschwinden, und nach der nächsten Wäsche ist das Geschrei dann groß, denn "da war noch mein Wurm drin...!" Und für mich hat ein Wurm dieselbe Daseinsberechtigung wie jedes andere Tier. Genauso muß ich den Hund beaufsichtigen, wenn er die ersten Male mit ihm bis dahin unbekannten Tieren zusammentrifft, denn auch die längste Sozialisierungsphase reicht nicht, um ihm einen ganzen Zoo persönlich vertraut zu machen.
Also, nimm die Instinkte Deines Hundes nicht persönlich und komm wieder von der Panikschiene runter, im Clickerforum ist sehr ausführlich und mit sehr artgerechten Erziehungsmethoden beschrieben, wie mensch selbst einem Setter, der ja selbständig jagen soll, anders als der Retriever, helfen kann, das Jagen in geordnete Bahnen zu lenken.
Ein getöteter Pfau, so leid mir der arme Kerl tut und so heftig es sicher aussah, ist kein Grund, einen Hund abzugeben, denn der Hund kann nichts dafür.
Euch viel Erfolg bei der Nicht-Jagen-Ausbildung, es klappt, es braucht Geduld, viele leckere Sachen und Konsequenz, aber niemals Härte. Und es braucht das Erkennen des Jagdansatzes, Du mußt also mit dem Hund erstmal alleine losziehen, ohne Kinder, ohne Freunde, ohne andere Hunde, ohne Ablenkung, damit Du erkennst, wann er losgehen will, und dann wird er auch begreifen, was er soll und was er nicht soll, weil Du dann sehr präzise und rechtzeitig den Hund "stoppen" und alternativ beschäftigen kannst.
Viele Grüße von der noch wildreichen und zum großen Teil unter Schutz stehenden Mecklenburgischen Seenplatte
von Armin und dem schokobraunen Argonaut
obwohl, ich und meine kinder hängen sehr an ihm. ist es möglich, das er nach der pfaugeschichte jetzt auch "jagt" auf kinder macht? bis jetzt habe ich noch nichts in die richtung gesehen.
: liebe grüsse nica
: wir wohnen sehr auf dem lande. ich habe meine hunde eigentlich nie an der leine. sie gehen auch nie weit von mir weg, kommen sofort wenn ich rufe. jagt jetzt aaron ständig? ist er jetzt ein killer? die katzen meiner freundin hat er auch gejagt...