von Christina(YCH) am 21. August 2001 06:38
Hallo Heidi! Hallo P.H.!
Offensichtlich hat P.H. seine Meldung ernst gemeint, das habe ich zuerst nicht so ganz durchschaut :-(
Du erlaubst, dass ich mich einmische ...
:Aber wie schaffst du es, dass dein Hund wirklich über einen längeren Zeitraum Augenkontakt mit dir hält? Wie bringe ich es bei, dass sie wirklich neben meinem Bein und nicht einen Schritt vor oder hinter mir läuft?
Da du den Augenkontakt deines Hundes zu dir keineswegs erzwingen kannst, musst du ihn normalerweise so motivieren, dass er das in einem leicht gespannt-neugierigem Verhalten freiwillig macht. So etwas geht nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt. Zunächst sollte der Hund begreifen, was du überhaupt von ihm willst, dann muss es sich auch noch lohnen (Belohnung durch Spiel und Leckerli). Und zuletzt darf es nicht langweilig oder mühsam für ihn werden (sonst eben lustlos nebenher traben), d.h. die Übung Fuss anfangs nur ein paar Schritte lang fordern, wenn es klappt, sollte nicht übertrieben werden, sondern sofort die Lösung der Spannung durch lebhaftes Spiel etc., Lockerungsübungen (wie bei Kindern, die das erste Mal zur Schule gehen ;-))
:Weil der Hund ein Meutetier ist, das einen Rudelführer braucht, schlage ich vor, das mit leichtem Zwang zu machen.
: : Beim Sitz, oberhalb des Schwanzansatzes den Hund am Fell klemmen. Ich kenne eine feine Frau die macht das so, Sitz, der Hund macht es nicht sofort, ein wenig klemmen und dann tröstet sie den Hund mit den Worten; Bist aber ein armer, aber wieso gehorchst du nicht, bist selber schuld. Das ist die richtige Einstellung.
Diese Einstellung finde ich riskant, ausserdem gibt es genug Hunde, die darauf mit Meideverhalten reagieren würden. Beim Fussgehen und der Position "Sitz" als Grundstellung geht es doch darum, dass der Hund so nah wie möglich am Hundeführer klebt. Würder er das noch tun, wenn er wüßte, dass es plötzlich weh tun könnte?
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: (Oder will hier einer behaupten, er hätte noch nie seinen Hund leicht zur Seite geschupst, weil er gerade im Weg stand?)
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Doch, ist aber mein Ziel, dass der Hund gerade für eine Prüfung freudig und entspannt mit mir arbeitet, ist körperlicher Zwang oft nicht wirklich zielführend.
: : Abortieren würde ich nie ein Spielzeug und wenn zu viel Begeisterung dabei ist, dann hast Du das Knautschen.
Und wenn noch keine Begeisterung da ist??
: : Beim Rufen, wenn der Hund nicht kommt, dann gehst Du zum Hund, schüttelst ihn ein wenig am Nacken, liest ihr die Leviten und gehst wieder an den Platz zurück, wo Du warst, als Du dem Hund gerufen hast, dann rufst Du nochmals und wenn der Hund kommt, dann ist er ein braver.
Wenn es funktioniert (allerdings ohne Nackenschütteln!), meinetwegen, aber auch da gibt es Hunde, die das nächste Mal dem herannahenden Hundeführer sicherheitshalber ausweichen würden ...
Ich würde eher eine lange Leine (z.B. Wäscheleine) anbringen, und wenn er nicht kommt, wird er halt ein wenig herangezogen. Ist er dann da, kriegt er viel Bestärkung. Dies bedeutet dann: entziehen kann ich mich sowieso nicht, und wenn ich komme, ist das ganz toll!
Gerade bei pubertierenden Hunden ein gängiges und funktionierendes Mittel!
: : Wenn Du das Gefühl hast ohne Zwang auszukommen, dann hast Du das Maximale erreicht, was es zu erreichen gibt, von jetzt an geht es abwärts. Wenn Du mehr erreichen willst, dann musst Du umstellen und das was Du bis jetzt gemacht hast, kannst Du nicht mehr gross gebrauchen, im Gegenteil, es wird dir zumindest am Anfang ein Stein im Weg sein.
Nun, ich kenne solche Ansichten zwar, aber bestreite sie heftigst, wenn du, P.H., Zwang als physische und gleichzeitig schmerzhafte Einwirkung verstehst.
: : Ich hoffe Du wirst begreifen, dass es nicht an der Art der Motivation liegt, sondern am nicht müssen. Wieso sollte dein Hund Fuss laufen, wenn es am Boden besser duftet? ... Deshalb geht das reine Motivationshündeln im Wohnzimmer zwar noch einigermassen gut, aber unter Ablenkung ist dann alles vorbei.
Also: warum es (Verweigerung bei Prüfungen etc.) nicht an der Motivation liegen soll, leuchtet mir nicht ein. Denn wenn ein Hund hochmotiviert ist, arbeitet er gerne und warum sollte er dann verweigern (auch wenn es noch so gut duftet, weiss er doch, die Arbeit mit Mensch macht noch viel mehr Spass!) Und für Verweigerungen gilt für mich allgemein: Will der Hund partout etwas tun, was ich nicht will, schalte ich den selbstbelohnenden Effekt aus (halte die Leine kurz und er kann nicht schnuffeln, lasse ich es durch lange Leine nicht so weit kommen, dass er nicht kommt, unterstütze ihn bei der Übung "Sitz" eventuell mit einem sachten Runterdrücken und belohne sofort für den Erfolg!)
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: Deshalb ist es mir besonders wichtig, dass mein Hund in der Hundeschule auch dann gehorcht, wenn gleichzeitig junge Hunde im eingezäunten, aber angrenzenden Bereich spielen und toben. Das habe ich zumindest in meiner HS angeregt, als ich sah das die nächste Gruppe ihre Hunde an die Leine nahmen, um uns nicht zu 'stören'.
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Und auch das erreicht man, denke ich, am besten, wenn der Hund freudig und motiviert am Hundeplatz ist, oder?
Nun ja, jetzt habe ich euch beiden geantwortet, hoffe dass das o.k. ist.
Aber da ich selbst schon mit einigen Hunden gearbeitet habe und als Kind noch mit der "Leinenruckmethode" indoktriniert wurde, habe ich die Vor- und Nachteile beider Methoden ganz gut kennengelernt.
Grüße an euch beide
Christina