von silke+anton(YCH) am 25. Februar 2002 07:46
Hallo Karin,
Du sprichst an, was mir schon lange auf der Leber liegt (ich habe hier allerdings auch schon mehrfach angedeutet mich keiner "Methode" zu bedienen, was, glaube ich, auch schon zum Nichtverstehen geführt hat. Jedenfalls bekam ich von einer Eve mal eine komische Antwort auf einen Satz in dem ich schrieb, dass ich, in einem bestimmten Fall, über keine Methode nachgedacht hatte. Ihre Antwort war so unverständlich, dass ich nachgefragt habe , aber nie Aufklärung bekommen habe. Daher muß ich unterstellen, dass sie mir das "nichtnachdenken" unterstellt hat... naja... kann ich wohl mit leben)
Ich beziehe meine Gedanken zu den "Hundeflüsterern" allerdings nicht nur auf Hundeschuleexperte oder sowas, sondern auf alle markengeschützten Methoden mit denen in Lehrgängen eine Schweinekohle verdient wird. Es ist sicher nicht mal falsch, was dort propagiert wird, aber als ich mich mal belesen habe, was das mit dem T-touch auf sich hat, und neulich dazu noch was im Fernsehen gesehen habe, habe ich mich gefragt, warum ich nicht auch darauf gekommen bin, damit Geld zu verdienen.
Es ist so simpel. Ich habe zu meinem Hund ein derartig inniges Verhältnis, dass ich alle diese Dinge einfach tue, ob darüber nun jemand ein Buch geschrieben hat oder nicht. Für mich zeigt es nur, wie krank die Tierhalter doch eigentlich sind. T-touch wurde ja bei den Pferden "erfunden". Mit diesen Tieren befasse ich mich erst seit 2 Jahren (mit Hunden seit ca. 24, da ich als Kind angefangen habe). Trotzdem habe ich, ganz unwissend, mein Patenpferd hier und da massiert und geknuddelt, weil ich merkte, dass er das ein oder andere Problem hat (er ist ein "vielbenutztes" Schulpferd). Ich mache einfach viele Dinge mit ihm, die uns gut tun und tue es aus meinem Gefühl heraus. Inzwischen hat die Besitzerin auch schon festgestellt, dass es ihm richtig gut tut und er viel besser geht. Bin ich nun ein Pferdeflüsterer?
Mit meinem Hund gönne ich mir auch Momente, die uns gut tun und konnte im Fernsehen feststellen, dass ich lauter T-touches anwende. Ich finde auch zu nahezu jedem Hund einen Draht. Neulich meinte jemand, wenn er seinen Hund -DSH- aus dem Zwinger läßt, müßte ich mich sehr ruhig bewegen, sonst könnte er mich beissen (der Hund wurde bei der Polizei ausgebildet). Ich habe, unbemerkt von Herrchen, schon als er im Zwinger war zu ihm Kontakt aufgenommen (mit Mimik und Gesten, so wie es mit Kindern auch oft klappt, ohne darüber nachzudenken welche markengeschützten Signale ich gerade verwende) und was macht er als er rauskommt, wetzt um die Ecke holt seinen Ball und will mit mir spielen. Ich hätte mich wegschmeißen können, habe dem Herrchen aber nichts dazu gesagt. Der hatte auch keine böse Absichten gehabt, er wollte wirklich nur, dass mir nichts passiert.
Das gleiche hat mein Vater auch schon mit einigen Hunden durch.
Sind wir nun Hundeflüsterer?
Nein, denn ich denke dass jeder richtige Tierfreund von solchen Begebenheiten erzählen kann und auch viele schöne Dinge mit seinen Tieren erlebt, ohne dazu bestimmte Methoden anzuwenden. Es ist also nichts Besonderes was ich tue, außer, dass ich nicht ständig über bestimmte Methoden nachdenke.
Leider haben, meiner Meinung nach, die meisten Tierbesitzer zu wenig Selbstvertrauen, so dass sie weniger auf ihre Gefühle hören und lieber ein Rezeptebuch kaufen, oder sich Methoden vorkauen lassen. Man merkt es ja auch hier schon. Manchmal habe ich den Eindruck kein guter Mensch zu sein, nur weil ich nicht clickere. Nicht das ich es grundsätzlich falsch finde, aber das kann doch nicht alles sein. Viele Menschen vergessen, dass es in erster Linie auf ein gutes Verhältnis zum Tier ankommt, was man nicht mit einem technischen Hilfsmittel oder mit dem Abarbeiten bestimmter Methoden erreicht. Nur wenn man einen Draht zu seinem Tier aufgebaut hat, können solche technischen Mittel die Arbeit vereinfachen, aber der Einsatz dieser Mittel alleine zeigt nicht, dass man ein guter Hundeausbilder ist.
Durch diese "Flüsterermode" finde ich, ist es unheimlich aufgekommen, dass Menschen nur noch über bestimmte Methoden philpsophieren, mit Begriffen herumschmeissen, nach denen man die Probleme beseitigen kann, die wahren Probleme aber oft auf der Strecke bleiben. Die Menschen neigen z.Zt. einfach dazu, ihre Tiere auf etwas maschinenähnliches zu reduzieren, an dem man hier drehen und da reiben muß und dann noch einen bestimmten Ton dazu und schon müsste er wieder funktionieren.
Kaum einer fühlt sich noch angeregt außerhalb der von Gurus propagierten Weisheiten einen Weg zu suchen und mal nach innen zu schauen, auch wenn er damit manchmal den einfacheren Weg hätte.
Meiner Meinung nach wird durch diese Mode alles auf ein Rezept reduziert, und einige kochen diese und verdienen damit eine Menge Kohle. Wenn es dann die Tierbesitzer zur Erleuchtung führen würde, wäre es ja o.k., aber ich glaube viele wären besser beraten mal ihre eigenen grauen Zellen und ihr Gefühl zu bemühen, als sich irgendwelchen Gurus an die Lippen zu hängen.
Nun aber Schluß... ich könnte noch seitenlang, aber das will ja keiner lesen!
Grüße Silke