von Wiebke(YCH) am 28. November 2002 21:16
Hallo,
wenn man sich überlegt: zwischen 2-3 und 7-8 Wochen findet das hauptsächliche soziale Lernen eines Hundewelpen statt. Hier lernt der Welpe mit Mutter, Tanten, älteren Geschwistern und Wurfgeschwistern, wie man sich von Hund zu Hund verständigt. Sein Verhaltensrepertoire ist mit 7 Wochen herangereift und praktisch fertig, nur mehr die Anwendung im sozialen Umfeld wird noch weiter perfektioniert.
Der Welpenschrei dient oft zum (instinktiven?) Abwehren beissender Geschwister, wird allerdings rasch durch erlerntes anderes Verhalten ersetzt (Unterwerfungsgesten, rechtzeitiges Ausweichen, Calming signals durchaus auch Drohung zum Stoppen unerwünschter Ann#äherungen usw.).
Gerade in dieser kritischen Phase der sozialen 'Prägung' hat dieser Hund nichts dergleichen erleben können. Das Problem: In dieser Zeit lernt er nicht nur, sondern in ihr bilden sich die Vernetzungen der Nervenzellen im Hundegehirn aus: die 'hard ware' entsteht! Mit 8 Wochen sind ca. 80% davon fertig.
(ist sie zusmmen mit 2 Geschwistern im Alter von 3 Wochen (!) abgegeben worden. Als wir sie bekamen war sie etwa 6 Wochen alt, war also seit 3 Wochen im Tierheim. Gehalten wurde sie in einem Zwinger mit ca 15 anderen Hunden.)= jeden Tag viele verzweifelte Situationen...keine verständnisvolle Mutter, die erst langsam mit der Erziehung beginnt sondern beinharte Konkurrenz.
(Beim Anblick eines jeden Hundes hat sie vor Angst geschrien.)= eine normale Reaktion, dieser Schrei, der wohl so etwas ähnliches bedeutet wie: ich bin ein Kind (in Not), lass mich in Ruh'. Wenn dieser Schrei in der Familie mal nicht so angenommen wird, probieren sich die kleinen Würmchen rasch aus, wie man sonst aus stressigen Situationen entkomen kann: zurückbeissen gegenüber gEschwistern, die das nicht respektieren, sich verstecken, so das auch nichts hilft... sich unterwerfen und auf der Backe Richtung Milchquelle robben, so Mutter die Milchbar vorzeitig schließen wollte usw. Was nun, wenn mangels passender Partner und Verstecke das alles nicht gelert werden konnte? Da könnte es wohl sein, dass man in manchen an ehemaligen Stress erinnernden Situationen wieder in altes Verhalten zurückfällt, oder?
Da hat sie sich ja schon ganz toll 'erholen' können! Wenn das zuerst ihre einzige Reaktion war und sie jetzt so schön spielen kann usw.
Ob sie sich ohne sorgsamst aufgebautes Training über erst ganz leichte Situationen zumindest an vertrauten Orten noch weiter von ihren 'Jugenderinnerungen' befreien kann, evt. einsehen kann, dass dieses Verhalten nichts bringt, sondern ein anderes viel sinnvoller wäre?
Ich bin gespannt, was da 'allen' dazu einfällt!
Meine Idee wäre:
sie von solchen Situationen zuerst mal möglichst fern halten,
sie für 'leichtere' soziale Begegnungen sehr positiv bestätigen,
jedes Verhalten von ihr, was nicht gerade Schnappen und längeres Kreischen ist sehr loben und bestätigen bei gestellten Begegnungen, die 'gerade noch keine Panik auslösen'
- und hoffen, dass hier geübtes allmählich zu auch unter Stress verfügbaren anderen Strategien heranreifen kann.
Wenn es Möglichkeiten gibt, eine 'Mehrzahl' kontrollierter Hunde in ihrer Nähe zu halten (ruhig, sitzend, liegen, Calming signals sendend) während sie zur Ablenkung mit irgend einem 'Freund' spielt, könnte das einen Ausgangspunkt geben, von dem aus man weiter üben könnte.
toitoitoi - und gratuliere zu diesem Hund, der sich 'against all odds' doch noch zum Spielen mit bekannten Hunden entschließen konnte, nicht mal lange zum 'warm werden' braucht!!
Wiebke
www.hunde-erziehung.at