Das perfekte Zusammenspiel
von Inge + BC(YCH) am 11. Dezember 2002 19:11
Hallo P.H.
zunächst einmal: was die Bedeutung von Wesensfestigkeit angeht, stimme ich mit Dir überein. Und das durchaus nicht nur bei "bestimmten" Rassen (ich vermute, Du meinst Gebrauchshundrassen), sondern letztlich bei ALLEN Rassen. Ein hysterischer Dackel kann genauso viel Unglück heraufbeschwören, wie ein durchgeknallter DSH. Ich wäre daher SEHR dafür, dass grundsätzlich bei allen Zuchthunden, gleich welcher Rasse, ein Wesenstest durchgeführt werden müsste, der diesen Namen auch verdient.
Was aber wäre darunter zu verstehen? Zunächst einmal sollte ein Hund in der Lage sein, mit den Dingen des Alltags klar zu kommen, als da z.B. sind: Verkehrslärm, Kinder, Menschenmengen, Haushaltsgeräusche und - ganz wichtig! - Artgenossen. Zum großen Teil handelt es sich hierbei aber auch um Fragen der Prägung und Erziehung. Es ist also nicht immer einfach, hier wirklich die Spreu vom Weizen zu trennen, denn dazu müsste man bis ins Detail die Aufzucht- und Haltungsbedingungen eines Hundes kennen.
Sicher spricht nichts dagegen, bei Rassen, die vornehmlich zu bestimmten Zwecken gezüchtet werden, auch die hierfür geforderten Eigenschaften gesondert zu überprüfen. Jedoch sollte dies erst an zweiter Stelle stehen, wichtiger ist die oben angesprochene "Umweltverträglichkeit".
In Bezug auf die von Dir angesprochenen Gebrauchshunde sei aber anzumerken, dass für den Test auf Wesensfestigkeit und Härte der Einsatz eines "richtigen" Stockgebrauchs absolut nicht notwendig ist. Im Gegenteil: damit würde so mancher Hund als wesensfest durchgehen, der in Wirklichkeit nicht klar im Kopf ist. Ich habe so etwas selber mal erlebt: ein Rottweiler-Leonberger-Mix, der aufgrund vollkommen falscher Haltung unkontrollierbar aggressiv geworden war. Er griff auf dem Hundeplatz seinen eigenen Halter an und verbiss sich im Rücken. Der Ausbilder - unfähig wie so viele... - wußte nichts besseres zu tun, als mit einer Leine heftig auf den Hund einzuschlagen. Der Hund wurde regelrecht rasend und ließ nicht etwa los, sondern begann, den Besitzer zu schütteln...Wäre das jetzt nach Deinem Dafürhalten ein wesensfester Hund, weil er sich durch die Schläge vom Anbiss nicht abbringen ließ???
Mein Vorschlag in Bezug auf Gebrauchshunde: die PO sollte dahingehend geändert werden, dass sie weg vom Schema F kommt. UO aber auch Abt. C sollten nicht nach vorgegebenem Schema abgespult werden, sondern mit ständig wechselnden Anforderungen nach Richteranweisung. Man könnte sich diesbezüglich allerlei Ideen aus dem Mondioring holen. Ich habe mal einen sehr interessanten Körbericht von Hovawarten gelesen. Der Helfer war Linkshänder, trug den Ärmel also für die Hunde ungewohnt am "falschen" Arm. Und siehe da: bis auf einen einzigen Hund konnten alle anderen nichts mit dem Helfer anfangen. Diese winzige Abweichung vom Übungsschema brachte die Hunde schon aus dem Tritt. Besser läßt sich das Problem der VPG gar nicht beschreiben: sie ist viel zu schematisiert. (Das gilt übrigens auch schon für die BH!) Im Grunde läuft das Ganze für den Hund auf ein Auswendiglernen hinaus. Und so kann auch ein wenig wesensfester Hund die Prüfungen bestehen, weil sie letztlich keine neuen Anforderungen an ihn stellt.
Fazit: nicht HÄRTER müssen die Prüfungen werden, sondern ABWECHSLUNGSREICHER - darauf kann sich nur ein Hund einstellen, der klar im Kopf ist.
Gruß
Inge + BC