von Inge + BC(YCH) am 15. Januar 2003 16:53
Hallo Melli,
: Und gleich noch eine Frage: gibt es so etwas wie den "wedelfaulen Hund", sprich einen Hund der prinzipiell weniger seinen Schwanz als Stimmungsbarometer gebraucht als viel mehr Mimik, Akustik, Gesamtkörperhaltung, etc. oder hängt die Häufigkeit des Wedelns IMMER davon ab ob dem Hund genügend Gründe (bzw. Konflikte) zum Wedeln geliefert werden?
Hihi - "wedelfauler Hund", klasse Beschreibung! Ja, tatsächlich kann man beobachten, dass manche Hunde deutlich stärker und öfter wedeln als andere. Ich denke, dafür gibt es vermutlich zwei Erklärungen: zum einen sind natürlich Hunde Individualisten, genau wie Menschen, und so setzen sie ihre Körpersprache auch sicher unterschiedlich stark ein. Zum anderen kann man aber auch beobachten, dass das Wedeln von der Rasse beeinflusst wird. Es ist z.B. bekannt, dass extrem kurz kupierte Hunde eher dazu neigen, mit dem gesamten Hinterteil zu wackeln, wenn sie sich freuen, als dies bei unkupierten Hunden der Fall ist. Ich habe festgestellt, dass meine DSH durchweg weniger heftig mit der Rute wedeln, als es meine jetzigen Dalmatiner machen. Gerade Dalmis sind auch bekannt dafür, dass sie bei großer Freude "grinsen", d.h. die Zähne ganz extrem fletschen, was für Nicht-Kenner der Rasse oft sehr bedrohlich aussieht. So hat halt jeder Hunde/jede Rasse ihre Eigenarten in der Körpersprache. Allgemein kann man wohl sagen, dass sehr selbstbewußte Hunde eher "wedelfaul" sind, denn da das Wedeln, wie gesagt, auch häufig als Beschwichtigungsgeste eingesetzt wird, findet man diese Form des Schwanzwedelns vermehrt bei wenig dominanten Hunden.
: : Ein tatsächlicher aggressiver Hund kann diese Warnung schon mal weglassen und gleich angreifen - ist aber eher die unschöne Ausnahme.
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: Ich hatte das eher auf den Polizeihund bezogen: müssen wir die Polizeihunde jetzt zu den unschönen Ausnahmen rechnen?? Ich hätte die Polizeiarbeit als Spiel für die Hunde ausgelegt und nicht mit Offensivangriff gleichgesetzt, wie Morris es tut.
Der "Angriff", wie er von Dienstgebrauchshunden oder auch Sporthunden ausgeübt wird, ist ja eine anerzogene Übung, kann insofern nicht mit dem "Normalverhalten" ohne Einflussnahme durch einen HF verglichen werden. Mit ein wenig Geschick kann man einem Hund ja auch beibringen, auf Kommando die Zähne zu fletschen (wichtig für "schauspielernde" Hunde à la Kommisar Rex). Deswegen droht der Hund ja in dem Moment nicht wirklich, sondern spult eine gelernte Übung ab.
Allerdings sollte man die Arbeit von Diensthunden und Sporthunden schon unterscheiden. Für einen Sporthund sollte die Auseinandersetzung mit dem Helfer tatsächlich Spiel sein (ist leider durch falsche Ausbildung oftmals nicht so, darüber wurde ja schon viel diskutiert). Bei echten Diensthunden dagegen muss auch oft, wenn nicht sogar meistens, über die Wehr ausgebildet werden, denn ein echter Täter wird sich ja dem Hund gegenüber nicht fair verhalten, wie es der Schutzdiensthelfer sollte. D.h., der Hund muss auch dann seinen Job erfüllen, wenn er auf massive Gegenwehr stößt. Das ist dann für den Hund mit Sicherheit KEIN Spiel mehr!
Gruß
Inge + BC