von Antje(YCH) am 07. September 1999 08:40
Hallo Elke
: Wichtig ist bei diesem Test, daß die Welpen die Umgebung und die Testperson nicht kennen, daß sie allein mit der Situation fertig werden müssen.
In solche Situationen kommen meine Welpen ab dem Zeitpunkt, ab dem sie sicher laufen können. Z.B. habe ich die Welpen des letzten Wurfes mit 5 Wochen einzeln mitgenommen, sie erstmals in den Schnee gesetzt und für einige Minuten dort sich selbst überlassen. Ihr Verhalten in dieser Situation hat aber nicht übereingestimmt mit ihrem Verhalten in anderer fremden Situationen, denen sie außerhalb der Rudels begegnet sind und sich selbst überlassen waren. Ein Welpe, der z.B. im Schnee absolut keck war und dort noch stundenlang hätte spielen können, hat einige Tage später gejammert, als man ihn in einer ähnlichen Situation alleine gelassen hat.Das Verhalten hängt oft von der Tagesform des betreffenden Welpen ab. Bei Kleinkindern kommt es ja auch vor, daß man sie mal auf dem "falschen Fuß" erwischt.
: Bei diesem Test zeigen sich die Welpen ganz anders als im Rudel mit ihren Geschwistern. Der Lauteste ist dann oft der Leiseste, wer sich als Macho im Rudel gebärdet ist dann oft sehr vorsichtig und unterwürfig, die, die sonst immer an den Rand gedrängt werden sind hier oftmals viel aufmerksamer und neugieriger als ihre Wurfgeschwister.
Das ist meines Erachtens auch eine Frage der Betreuung des Wurfes. Ich halte es für extrem wichtig, daß die Welpen bereits vor der Entwöhnung zeitweise vom Rudel getrennt werden. Anfangs nehme ich drei oder vier Welpen mit, dann zwei und ab der 6. Woche dürfen die Kleinen alleine mir mir oder auch mit den "großen", für sie noch fremden Hunden mit, auch mal mit zu Freunden, für kurze Zeit mit auf den Übungsplatz oder auch mal zum Einkaufen mit in den Baumarkt usw.
Ich finde, es ist auch gar nicht so wichtig, daß ein Welpe immer unbefangen auf für ihn ungewohnte Situationen reagiert. Der eine Welpe ist aufmerksamer und schneller beeindruckt von einer für ihn fremden Situation, da er sie als "fremd" erkennt. Der andere Welpe ist nicht so aufmerksam, beschäftigt sich gleich mit etwas für ihn Bekannten (z.B. Schnürsenkel) und bekommt dadurch gar nicht mit, daß er eigentlich in einer völlig fremden Situation ist. Welcher Welpe ist jetzt "ängstlicher"? Der, der sich fürchtet, weil er die Situation als "fremd" erkannt hat oder der, der sich nicht fürchtet, weil er "naiver" ist als der andere und die veränderte Situation noch gar erkannt hat?
Viel wichtiger für mich ist die Zeit, die ein Welpe braucht, um sich zu überwinden, wenn er mal durch irgendeine Situation beeindruckt worden ist. Aber auch hier hängt viel von der Tagesform ab.
Ich sehe eine große Gefahr darin, daß Welpenkäufer sich auf solche Tests verlassen. Der Züchter beurteilt den Wurf sowieso über einen längeren Zeitraum, warum sollte dann die Beurteilung eines Welpen von so einem Test abhängen? Im übrigen habe ich allen meinen Welpenkäufern, die die Welpen "getestet" haben, ein Schnippchen geschlagen, denn es gab bei den üblichen Tests bisher keine Situation, die meine Welpen nicht schon kannten *grins* (was ihnen für ihr weiteres Leben auch nur nützlich sein kann, obwohl ihre weitere Entwicklung sehr von der Aufzucht der Käufer abhängt).
Viele Grüße
Antje