Wo soll die Hundezucht noch hinführen?
von Tanja(YCH) am 05. Juli 1999 06:58
Hallo Ilselore,
ich glaube, das Problem sind eigentlich gar nicht die Verbände und ihre Zuchtbestimmungen, sondern zum Großteil die Menschen, die dafür verantwortlich sind, das sie auch eingehalten werden. Ich kenne eine Boxerzüchterin, die nach dem Kupierverbot von Zuchtwarten ihres Verbandes gesagt bekommen hat, "laß Deine Welpen kupieren, sonst bekommst Du sie nicht los", sie hat in Frankreich kupieren lassen. Die Welpen haben kein Ausstellungs- u. Zuchtverbot bekommen..... (Sie ist Mitglied im VDH). Ebenso sind in meinem Umkreis einige Schäferhundzüchter (SV) Zuhause. Einer ist dabei, der Hunde mit und ohne Papiere verkauft, seine Welpen außerhalb in einer Schrebergartenanlage Züchtet, manchmal 40-50 Hunde dort hält, die Zwinger sind notdürftig aus Sperrmüllprodukten zusammengenagelt, die Tiere sind zum Teil unterernährt. Es gibt Aussagen des zuständigen Zuchtwartes, "die haben Ohren so dünn wie Papier, die kann ich so nicht tätowieren" aber er meldet es nicht an den Hauptverband. (PS: der Ehemann dieser Züchterfamilie hat mittlerweile Zuchtverbot). Auch die Veterinärämter die gelegentlich von Tierfreunden auf solche Zuchten aufmerksam gemacht werden, greifen, aus mir unverständlichen Gründen, oft nicht ein. Dann gibt es auch noch solche Züchter, die eine saubere Anlage haben, deren Tiere körperlich gesund sind, die aber keine persönliche Bindung zu ihren Tieren haben, die mit wesensschwachen, zum Teil sehr ängstlichen Zuchttieren züchten (Hauptsache der Hund ist schön).
Also meiner Meinung nach hat die meiste Verantwortung der Züchter und auch der Zuchtwart. Aber solange man mit "Massenzuchten" noch Geld verdienen kann, oder auch solange man als Züchter keinerlei Vorkenntnisse braucht um als Züchter vom jeweiligen Verband zugelassen zu werden, solange man noch Richter, Zuchtwarte u. a. mit Geld schmieren kann, solange man Tiere mit Erbkrankheiten nicht bekanntmacht (HD-Auswertungen z. B. nicht einschickt weil man von vornherein weiß, daß das Ergebnis schlecht ist), damit man seine Zuchthündin oder den Zuchtrüden nicht aus der Zucht nehmen muß, solange wird sich da nichts ändern.
Ich möchte jedoch keinesfalls jetzt alle Züchter über einen Kamm scheren, es gibt viele, viele andere, die aus liebe zu Ihrer Rasse und nicht aus Gewinn heraus züchten. Mir ist es lieber, ein Welpenkäufer kommt zu mir, wenn die Welpen erst 4-6 Wochen alt sind, schaut sich in Ruhe den Wurf an, fährt wieder nach Hause, informiert sich noch bei anderen Züchtern, setzt sich mit der Rasse auseinander, entscheidet sich für einen meiner Welpen und kommt dann noch 2-4 mal bis zur Abgabe bei mir vorbei. Ich lerne den Welpenkäufer gut kennen, er lernt mich und die Hunde kennen. Ich lehne auch Welpenkäufer ab, wenn sie nicht zu dem Welpen oder der Rasse passen.
Ich Züchte übrigens Langhaar-Schäferhunde und gehöre auch nicht dem VDH an.
Von meinen Welpen ist auch bis jetzt noch keiner im Tierheim gelandet oder ist weiterverkauft worden. Ich würde die Hunde jederzeit auch zurücknehmen.
Gruß Tanja