von Briard-Jutta(YCH) am 30. Dezember 1998 13:21
Liebe Isis,
ich hatte Deine Meldung schon gelesen, muß aber zugeben, daß das einer der Fälle ist, wo es mir auf die Entfernung und ohne den Hund zu kennen sehr schwer fällt, etwas zu empfehlen. Sicher ist für mich allerdings eines: Bitte versuche es NICHT mit Einschüchterung vie Schepperdose. Dein Hund bellt mit großer Wahrscheinlichkeit aus Unsicherheit (was Du ja selbst vermutest), und ich denke, man sollte alles unterlassen, was diese Unsicherheit in irgendeiner Form verstärkt.
Eine Idee für die Nacht hätte ich schon, sie wäre allerdings leichter zu bewerkstelligen, wenn Dein Hund nicht grade eine DOGGE wäre, lach. Aber egal. Ich habe mit sehr unsicheren Hunden gute Erfahrungen damit gemacht, ihnen einen Schutzraum zu verschaffen. Damit meine ich eine Hundebox, in der der Hund bei geschlossener Tür bequem liegen kann (deswegen meine rassebedingten Zweifel, lach). Viele Menschen wehren sich emotional dagegen, ihren Hund "einzusperren", aber die Hunde scheinen das häufig gerade gegenteilig zu empfinden: Die Box verschafft ihnen einen überschaubaren, sicheren Rahmen. Ich weiß nicht so genau, ob das bei Deiner Dogge auch zutrifft, aber manche ängstlichen Hunde neigen dazu, immer beim Alleinsein (ohne ihren Menschen, NICHT ohne andere Hunde) oder nachts die Wohnung zu verunreinigen, auch wenn sie eigentlich stubenrein sind. Das ist für sie eine Möglichkeit, ihre immense Spannung abzubauen. In dem Moment, wo diese Spannung gar nicht mehr entsteht, hört auch das Verunreinigen auf. In den Fällen, wo wir mit der Box gearbeitet haben, waren die Erfolge immer durchschlagend. Das Gebelle hörte auf, und der Hund vermied zudem, seinen Liegeplatz zu verunreinigen (manchmal allerdings erst nach einigen Tagen, wo halt dann ständiges Deckenwaschen angesagt war). Nach einiger Zeit wurde dann die Boxentür offengelassen, so daß der Hund die Box quasi als Zufluchtsort aufsuchen konnte. Dabei kam es dann zwar ab und zu vor, daß er wieder ins Zimmer pinkelte, aber auch das hörte bald auf.
Im Augenblick scheint es mir bei Dir so zu sein, daß Du das Verhalten Deiner Dogge ungewollt verstärkst, indem Du ihr Zuwendung gibst. Natürlich ist es nachzuvollziehen, daß Du das Bedürfnis hast, in Ruhe zu schlafen, aber für den Hund ist das Heranrufen, Ansprechen oder Schimpfen nichts anderes, als Lohn der Angst. Auch wenns schwerfällt, mein Rat wäre, konsequent jede Lautäußerung Deiner Dogge zu ignorieren.
Was das Verhalten draußen angeht, so wären für mich einfach vertrauensbildende Maßnahmen in jeder Form angesagt: Viele Spaziergänge (möglichst angeleint, um Sicherheit zu vermitteln) und dabei das Bewältigen von Aufgaben (Slalomgehen, über Baumstämme klettern, durch Bäche waten...).
Liebe Grüße, Jutta