Kastration für einen Superhund? :: Was sonst nirgends passt

Kastration für einen Superhund?

von renate weber(YCH) am 11. Februar 1999 13:06

mein anton ist von seiner abstammung, seinem wesen und seinem aussehen her ein echter superhund der eigentlich wenigstens einmal vater werden sollte. bisher hat er dieses "erfolgserlebnis" noch nicht gahabt, alle hundedamen im umkreis sind einfach zu klein oder zu schnell für ihn. kann man eine kastration auch "danach" noch durchführen ohne dass der hund einen knacks bekommt?

von Michael(YCH) am 11. Februar 1999 16:41

Hallo Renate,

ich bin zwar kein Experte für Hundezucht aber vielleicht sind meine Bemerkungen ganz interessant.
Zunächst bedeutet die Läufigkeit einer Hündin ziemlich viel Streß für beide Geschlechter. Ein kastrierter Hund hat diesen Streß eigentlich nicht mehr. Daraus würde ich schließen, daß es einem ein Hund nach der Kastration "immer" besser geht als vorher. Zumindest ist der biologische Druck nicht mehr so ausgeprägt. Der veränderte Hormonhaushalt kann natürlich auch zu einer Wesensveränderungen führen. Pauschalisieren läßt sich dies allerdings nicht. Von meiner Züchterin habe ich erfahren, daß ihr kastrierter Rüde trotzdem bei ihrer läufigen Hündin den Deckakt durchgeführt hat (er war Zuchtrüde).

:bisher hat er dieses "erfolgserlebnis" noch nicht gahabt, alle
:hundedamen im umkreis sind einfach zu klein oder zu schnell für ihn.

Nun dann waren die Hündinnen eben noch nicht so weit oder sie haben ihn nicht akzeptiert. Warum sollten sie sonst fortlaufen?

Viele Grüße,
Michael

von Briard-Jutta(YCH) am 11. Februar 1999 17:04

Liebe Renate,

ich glaube Dir auf Anhieb, daß Dein Anton ein Superhund ist. Und auch den Wunsch, ihn Nachkommen zeugen zu lassen, kann ich gut verstehen. Schließlich lebt dann Anton ja immer irgendwie ein bißchen weiter. Trotzdem gebe ich Dir (vielleicht) ein bißchen was zum Nachdenken:

Jeder Zuchtverband hat bestimmte Kriterien für die Zuchtzulassung. Beim VDH sieht das z.B. so aus, daß der Hund eine bestimmte Anzahl an Ausstellungen mit einer bestimmten Mindestbewertung haben, auf HD (bei manchen Rassen noch andere Erkrankungen) untersucht sein und bestimmte Ergebnisse erzielen und schließlich einen Verhaltenstest erfolgreich absolvieren muß. Verbände außerhalb des VDH halten das in etwa ähnlich. Wenn Du Anton bisher nicht ausgestellt hattest, wirst Du vermutlich nach dem Verlust des Auges kaum noch Chancen auf eine entsprechende Bewertung haben, auch wenn das keine erblich bedingte Angelegenheit ist. Wenn das Auge nach dem Abheilen nicht von einem gesunden Auge zu unterscheiden ist, könnte die Sache günstiger aussehen. Allerdings muß Anton dann auch gelernt haben, den Sehverlust so gut kompensieren zu können, daß er z.B. beim Verhaltenstest keine Schwächen zeigt (die gar keine echten wären, sondern nur auf das eingeschränkte Sehvermögen zurückzuführen sind). Das alles kannst Du aber am besten mit dem Zuchtberater Deines Verbandes klären.

Kriegst Du grünes Licht, dann probiere es ruhig. Rät man Dir aber ab, dann überlege Dir vor einer "außerverbandlichen" Paarung bitte folgendes: Welpen ohne Papiere haben, auch wenn sie reinrassig sind, für viele Käufer nur einen untergeordneten Wert. Handelt es sich um Mischlinge, ist die Situation noch schlimmer. Viele dieser Welpen erwartet leider ein ungewisses Schicksal. Wenn sie überhaupt vermittelt werden, landen etliche dann bei Menschen, die entweder einen "Billighund" wollten oder sich unüberlegt für so ein süßes Fellbündel entschieden haben. Gibt es dann die ersten Probleme, landen sie ganz schnell im Tierheim. Selbstverständlich gibt es auch unter den Welpenkäufern Menschen, die sich bewußt und gezielt für diesen Welpen entschieden haben, aber leider ist das nicht die Regel. Schau Dich bitte mal in den Tierheimen um: Dort sitzen Unmengen lieber und wunderschöne Rassehunde und Mischlinge, die dennoch weggeworfen wurden. Natürlich sind unter ihnen auch Hunde mit Papieren, die für 1500.- bis 3.000.--Mark verkauft wurden, aber es sind deutlich weniger. Das liegt zum einen daran, daß jemand, der so viel Geld ausgeben will, sich meistens auch genauer überlegt, ob er denn überhaupt einen Hund halten kann. Zum anderen spielt aber auch eine Rolle, daß viele Leute für einen teuren Hund mehr bereit sind zu investieren (an Arbeit, Zeit und Geld), als für einen, der sie nicht viel gekostet hat. Traurig, unmoralisch, aber leider wahr. Daran solltest Du denken, bevor Du Deinen Anton Papa werden läßt. Laß Dich auch nicht davon beeinflussen, daß vielleicht jetzt viele Leute sagen, daß sie gerne einen Welpen von Anton hätten: Die Wenigsten stehen letztendlich zu ihrem Wort.

Was Anton und ein glückliches Rüdenleben betrifft: Er ist kein Mensch. Er weiß nicht, was ihm "entgeht", wenn er kastriert wurde und nicht decken kann. Er vermißt es nicht, weil er sich darüber keine Gedanken machen kann. Solange er unkastriert ist, reagiert er schlicht und ergreifend auf seine Hormone. In diesem Zustand kann er wirklich leiden, manche Rüden magern völlig ab und jammern über Wochen hinweg, wenn sie eine läufige Hündin riechen. Ist Anton kastriert, hat er seine Ruhe. Er verliert deswegen sicherlich keinesfalls an Lebensqualität, im Gegenteil: Wenn er zu den Leidenden gehört hat, wird es ihm deutlich besser gehen.

Ich denke, wenn man Hunde liebt, so wie Du Deinen Anton, muß man sich auch Gedanken um die vielen ungeliebten Hunde machen. Und jede Nachzucht, egal ob in diesem oder jenen Verein oder auch außerhalb sollte eine echte Chance auf ein glückliches Hundeleben haben.

Liebe Grüße,
Jutta


von Sassa(YCH) am 11. Februar 1999 17:36

: alle hundedamen im umkreis sind einfach zu klein oder zu schnell für ihn. kann man eine kastration auch "danach" noch durchführen ohne dass der hund einen knacks bekommt?
:

Hallo Renate,

was machst Du mit den Welpen, wenn Anton doch mal schneller sein sollte
als die Hündin? Es gibt so viele Hunde, die überflüssig und ungewollt
sind - ich denke, es ist nicht zu verantworten, "einfach mal so" Welpen
in die Welt setzen zu lassen. Und was werden die Besitzer der eventuellen
Mutterhündin dazu sagen? Viele Leute sagen: "Das ist ein toller Hund, von
dem würde ich sofort einen Welpen nehmen". Sind die Welpen aber dann auf
Welt, geht das aus diversen Gründen dann eben doch nicht. Und alle Welpen
kann man auch nicht behalten. So geschehen z.B. in meiner Bekanntschaft.

Wir haben 2 Hunde, 1 Mischling und 1 Rassehund mit Papieren - und beide sind
von den jeweiligen Erstbesitzern verschenkt worden, da zu lästig und überflüssig .....

Also meine Bitte an Dich - laß Anton nicht Papa werden mit irgendeiner Hündin,
die er "erwischt" - er selbst hat auch wirklich gar nichts von einer Vaterschaft....

Viele Grüße Sassa

von Birgit(YCH) am 11. Februar 1999 20:35

Liebe Renate,

bitte versage Anton dieses "Vergnügen"! Die Tierheime sind leider bereits voll mit Hunden, deren Väter auch Superhunde waren und deshalb zumindest einmal decken durften. Ich freue mich für Euch, daß Du in Anton so verschossen bist, daß er für Dich der Größte, Beste, Schönste .... ist (so muß es sein!). Würdest Du ihn auch noch so einschätzen, wenn er der Hund des Konkurrenten auf einer Ausstellung wäre??? Briard-Jutta hat Dir ja schon einiges zum Thema Zuchtzulassung erzählt und wenn man über die Subjektivität von Ausstellungsbewertungen auch noch streiten kann, hört es doch bei den gesundheitlichen Anforderungen und Korrektheit des Wesens auf. Irgendwo kann ich es auch bis heute nicht so ganz verstehen, daß Folgen eines Unfalles zur Abwertung vom Hund führen, aber wir müssen es wohl akzeptieren.
Anton aber deswegen eine Hündin "erwischen" zu lassen ist auch keine Lösung. Es ist zwar auch hochgradig leichtsinnig, wenn man seine läufige Hündin frei laufen läßt, aber zumindest im Interesse der Hündin und der Welpen solltest Du auf Deinen Anton aufpassen. So leichtsinnig wie die Besitzer mit der Hündin sind, sind sie es dann auch oft mit den Welpen. Vernünftige Prägung, Zeit für Welpen und Mutter, Familienanschluß, gute gesundheitliche Versorgung - leider Fehlanzeige. Bestenfalls hat dann die Hündin noch die Chance zum Tierarzt geschleppt zu werden, damit sie halt keine Welpen bekommt. Die Welpen sind sonst oft lästiges Anhängsel, das man möglichst schnell wieder loswerden muß, egal zu welchem Preis. Haben die Welpen so ein Leben verdient? Wie würdest Du reagieren, wenn Du erfahren würdest, daß Ableger von Deinem Hund miserabel gehalten würden? Mischlinge sind für viele leider noch Hunde 2. Klasse (mindestens....), die man sich einfach mal kauft und wenn es nicht so klappt, wie man es sich vorgestellt hat, dann kommen sie eben weg (was immer das heißen mag!) - man hat ja nicht viel Verlust bei dem Geschäft gemacht, der Hund war ja billig. Hunde gut zu vermitteln ist leider gar nicht so einfach. Viele wollen zwar einen, aber haben sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie es praktisch durchführbar ist und wo sollen diese Spontankäufe enden?
Mach auch noch mal einen anderen Test: Rechne mal aus, was durch die Welpen an Zusatzkosten anfallen. Wurmkur, Impfungen, Futter, Wurfkiste, einen Tierarztbesuch mußt Du auch immer noch mal mit einrechnen... überlege Dir mal, wieviel Zeit Du dann mit der Bande verbringen solltest, um sie gut zu prägen (schätze diese Zeit wirklich mal nicht zu wenig ein, aber setze bei der Rechnung nur einen geringen Teil an) und überlege Dir mal, was in dieser Zeit alles zu kurz gekommen ist (z. B. weil Du auch Urlaub für die Viecher nehmen mußtest). Dann hast Du Kosten, die Dir durch die Welpen entstanden sind und es wäre doch ganz schön, wenn Du dabei nicht auch noch Geld mitbringen müßtest, oder? Jetzt hast Du also einen Preis ermittelt, der Deiner Meinung nach realistisch für die Hunde ist. Und jetzt gibst Du mal eine Anzeige auf, in der Du diese Welpen verkaufen willst. Wenn Dich dann jemand anruft, fragst Du ihm mal ganz gemütlich ein Loch in den Bauch, warum ausgerechnet einen Mischling, warum so einen, wie klappt das zeitlich, warum überhaupt einen Hund .... und bloß keine falsche Bescheidenheit an den Tag legen. Wenn Du dann damit fertig bist, erzählst Du mir mal bitte, wie viele ernsthafte Interessenten am Schluß übriggeblieben sind. Wie viele einfach nur Hunde streicheln und blöd gucken wollten, Hundevermittler waren, wie oft der Preis bis zum geht-nicht-mehr gedrückt werden sollte. Wie oft Du überhaupt auf Deine Fragen vernünftige Antworten bekommen hast und wie oft sich Dir die Nackenhaare gestellt haben. Von diesen ernsthaften Interessenten kannst Du dann auch noch einen Großteil abziehen, der bei einem Besichtigungstermin auch überhaupt nicht auftaucht und bei denen, die auftauchen sind sicherlich auch noch einige darunter, denen Du keinen Hund geben möchtest. Wenn sich jemand aber einen Mischling kaufen will, weil ihm Rassehunde zu teuer sind und er nicht viel Geld hat? Anschaffungskosten sind im Vergleich zu den laufenden Kosten doch ziemlich gering und was wäre, wenn der Hund mal ernsthaft krank würde. Tierärzte gehen leider ziemlich ins Geld. Hat der Hund dann leider Pech gehabt oder ist sein neuer Besitzer dann einer von der Sorte: Naja, wenn es sein muß ist für den Hund Geld da? Aber die Hunde werden größer und behalten geht leider auch nicht, also wohin damit??? Kannst Du das vor Klein-Antons verantworten?

Rassehunde mit Papieren werden zwar auch leider oft nach den gleichen Kriterien gekauft, aber manche schreckt dann zumindest der hohe Preis ab, bzw. wenn sie den Hund dann haben, dann wird doch manchmal etwas länger nachgedacht, bevor man sich von ihm entledigt. Ware Tier ist leider bei vielen auch zum Wegwerfartikel verkommen. Es ist jammerschade! Denke mal bitte darüber nach, ob Dich so ein Schicksal von "Deinen" Hunden glücklich machen würde.

Liebe Grüße
Birgit & Baghira (Mutter) & Akela (reinrassige Tochter, was mußten wir lange suchen, bis wir für meine 5 Geschwister die passenden Adoptivfamilien gefunden haben - aber wir sind jetzt voll zufrieden damit!)

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