von Birgit(YCH) am 11. Februar 1999 20:35
Liebe Renate,
bitte versage Anton dieses "Vergnügen"! Die Tierheime sind leider bereits voll mit Hunden, deren Väter auch Superhunde waren und deshalb zumindest einmal decken durften. Ich freue mich für Euch, daß Du in Anton so verschossen bist, daß er für Dich der Größte, Beste, Schönste .... ist (so muß es sein!). Würdest Du ihn auch noch so einschätzen, wenn er der Hund des Konkurrenten auf einer Ausstellung wäre??? Briard-Jutta hat Dir ja schon einiges zum Thema Zuchtzulassung erzählt und wenn man über die Subjektivität von Ausstellungsbewertungen auch noch streiten kann, hört es doch bei den gesundheitlichen Anforderungen und Korrektheit des Wesens auf. Irgendwo kann ich es auch bis heute nicht so ganz verstehen, daß Folgen eines Unfalles zur Abwertung vom Hund führen, aber wir müssen es wohl akzeptieren.
Anton aber deswegen eine Hündin "erwischen" zu lassen ist auch keine Lösung. Es ist zwar auch hochgradig leichtsinnig, wenn man seine läufige Hündin frei laufen läßt, aber zumindest im Interesse der Hündin und der Welpen solltest Du auf Deinen Anton aufpassen. So leichtsinnig wie die Besitzer mit der Hündin sind, sind sie es dann auch oft mit den Welpen. Vernünftige Prägung, Zeit für Welpen und Mutter, Familienanschluß, gute gesundheitliche Versorgung - leider Fehlanzeige. Bestenfalls hat dann die Hündin noch die Chance zum Tierarzt geschleppt zu werden, damit sie halt keine Welpen bekommt. Die Welpen sind sonst oft lästiges Anhängsel, das man möglichst schnell wieder loswerden muß, egal zu welchem Preis. Haben die Welpen so ein Leben verdient? Wie würdest Du reagieren, wenn Du erfahren würdest, daß Ableger von Deinem Hund miserabel gehalten würden? Mischlinge sind für viele leider noch Hunde 2. Klasse (mindestens....), die man sich einfach mal kauft und wenn es nicht so klappt, wie man es sich vorgestellt hat, dann kommen sie eben weg (was immer das heißen mag!) - man hat ja nicht viel Verlust bei dem Geschäft gemacht, der Hund war ja billig. Hunde gut zu vermitteln ist leider gar nicht so einfach. Viele wollen zwar einen, aber haben sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie es praktisch durchführbar ist und wo sollen diese Spontankäufe enden?
Mach auch noch mal einen anderen Test: Rechne mal aus, was durch die Welpen an Zusatzkosten anfallen. Wurmkur, Impfungen, Futter, Wurfkiste, einen Tierarztbesuch mußt Du auch immer noch mal mit einrechnen... überlege Dir mal, wieviel Zeit Du dann mit der Bande verbringen solltest, um sie gut zu prägen (schätze diese Zeit wirklich mal nicht zu wenig ein, aber setze bei der Rechnung nur einen geringen Teil an) und überlege Dir mal, was in dieser Zeit alles zu kurz gekommen ist (z. B. weil Du auch Urlaub für die Viecher nehmen mußtest). Dann hast Du Kosten, die Dir durch die Welpen entstanden sind und es wäre doch ganz schön, wenn Du dabei nicht auch noch Geld mitbringen müßtest, oder? Jetzt hast Du also einen Preis ermittelt, der Deiner Meinung nach realistisch für die Hunde ist. Und jetzt gibst Du mal eine Anzeige auf, in der Du diese Welpen verkaufen willst. Wenn Dich dann jemand anruft, fragst Du ihm mal ganz gemütlich ein Loch in den Bauch, warum ausgerechnet einen Mischling, warum so einen, wie klappt das zeitlich, warum überhaupt einen Hund .... und bloß keine falsche Bescheidenheit an den Tag legen. Wenn Du dann damit fertig bist, erzählst Du mir mal bitte, wie viele ernsthafte Interessenten am Schluß übriggeblieben sind. Wie viele einfach nur Hunde streicheln und blöd gucken wollten, Hundevermittler waren, wie oft der Preis bis zum geht-nicht-mehr gedrückt werden sollte. Wie oft Du überhaupt auf Deine Fragen vernünftige Antworten bekommen hast und wie oft sich Dir die Nackenhaare gestellt haben. Von diesen ernsthaften Interessenten kannst Du dann auch noch einen Großteil abziehen, der bei einem Besichtigungstermin auch überhaupt nicht auftaucht und bei denen, die auftauchen sind sicherlich auch noch einige darunter, denen Du keinen Hund geben möchtest. Wenn sich jemand aber einen Mischling kaufen will, weil ihm Rassehunde zu teuer sind und er nicht viel Geld hat? Anschaffungskosten sind im Vergleich zu den laufenden Kosten doch ziemlich gering und was wäre, wenn der Hund mal ernsthaft krank würde. Tierärzte gehen leider ziemlich ins Geld. Hat der Hund dann leider Pech gehabt oder ist sein neuer Besitzer dann einer von der Sorte: Naja, wenn es sein muß ist für den Hund Geld da? Aber die Hunde werden größer und behalten geht leider auch nicht, also wohin damit??? Kannst Du das vor Klein-Antons verantworten?
Rassehunde mit Papieren werden zwar auch leider oft nach den gleichen Kriterien gekauft, aber manche schreckt dann zumindest der hohe Preis ab, bzw. wenn sie den Hund dann haben, dann wird doch manchmal etwas länger nachgedacht, bevor man sich von ihm entledigt. Ware Tier ist leider bei vielen auch zum Wegwerfartikel verkommen. Es ist jammerschade! Denke mal bitte darüber nach, ob Dich so ein Schicksal von "Deinen" Hunden glücklich machen würde.
Liebe Grüße
Birgit & Baghira (Mutter) & Akela (reinrassige Tochter, was mußten wir lange suchen, bis wir für meine 5 Geschwister die passenden Adoptivfamilien gefunden haben - aber wir sind jetzt voll zufrieden damit!)